Prellen ist ausdrücklich erlaubt

In Sprockhövel wird eine fast vergessene Sportart noch mit viel Leidenschaft betrieben — ein Besuch bei den Prellballern der TSG 1881.

Niedersprockhövel. „Heinz, nu geh’ ma anne Seite!“ Aufschlag — und Heinz springt zur Seite. Der Ball prallt auf den Boden und springt dann über die 40 Zentimeter hohe Leine. „Nu, bleib doch da weg.“ Bei den Gegnern herrscht Uneinigkeit darüber, wer den Ball annehmen soll. Nur noch wenige Minuten und die Prellball-Partie ist vorbei.

Prellball, das ist eine Rückschlag-Sportart, die wie eine Mischung aus Volleyball und Tischtennis anmutet. Denn der Spielball muss, bevor er über das Netz geht, auf den Boden geprellt werden. Daher auch der Name Prellball. Der Sport wird ausschließlich in der Halle betrieben.

Die sieben Männer auf dem Spielfeld in der Sporthalle an der Dresdener Straße geben derweil noch einmal alles. Sie haben großen Spaß an dieser Sportart, die von der TSG 1881 Sprockhövel früher einmal sehr erfolgreich betrieben wurde. Damals nahmen die Prellballer an vielen Turnieren und Meisterschaften teil. Heute, richten sie immerhin noch das beliebte Nikolausturnier aus. In Wettkampf-Form seien sie aber nicht mehr so richtig., geben die Sportler zu.

Außerdem plagen sie Nachwuchssorgen: „Es wäre schon gut, wenn da mal ein junger Typ kommen würde, der Lust hat uns und die anderen Mannschaften zu trainieren“, sagt Dieter Friese. Aber leider sei der Sport bei den jungen Leuten nicht angesagt. Dabei war Friese 1955 selbst ein junger Mann als er anfing, Prellball zu spielen: „Das hat einer zu mir gesagt: Dieter geh mal in die Halle, bring eine Hose und Turnschuhe mit.“

Der Sport hat dem jungen Mann damals sehr gefallen und tut es auch heute noch. Und warum? „Ja, das kann ich erklären“, sagt Pit van Dijk — mit 63 Jahren der Jüngste im Team. „Ich habe 20 Jahre Fußball gespielt, und irgendwann ging das nicht mehr. Aber Prellball — das kann man bis ins hohe Alter spielen.“ Und so ist der älteste Prellballer der Mannschaft bereits 78 Jahre alt — in einem anderen Team der TSG spielt gar ein 96-Jähriger.

Aber es ist nicht allein der Sport selbst, der die Männer reizt, es ist die Gemeinschaft: Ende Januar gab es ein gemeinsames Grünkohlessen und einmal im Jahr geht es auf Tour. In diesem Juni ist Xanten das Ziel. „Kann ich da auch noch mitkommen“, fragt Dieter Friese. Natürlich darf er — samt Ehefrau. „Hier ist jeder willkommen“, sagt Lothar Schüren. Einen ersten Eindruck der Sportart können sich Interessierte dieses Wochenende in der Glück-Auf-Halle verschaffen. Dann richtet die TSG die Westfälischen Prellball-Meisterschaften aus.

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