Orientierung im Bücherwald

Zum zweiten Mal gaben Brigitte Hausherr, Helga Schulz, Thomas Balthasar und Roman Reinders Lesetipp und stellten Neuerscheinungen vor.

Niedersprockhövel. Auch wenn Buchverlage die Erscheinungstermine ihrer Publikationen längst über das Jahr streuen, hält sich die liebe Gewohnheit, von einem Bücherherbst und einem Bücherfrühjahr zu sprechen. Begleiter dieser Eckdaten sind die Buchmessen in Frankfurt und Leipzig, die mit aller Regelmäßigkeit das blanke Entsetzen angesichts der Papierberge auslösen.

Dabei muss sich kein Mensch durch das erdrückende Angebot quälen, um die Orientierung zu behalten. Schließlich gibt es zuverlässige Wegweiser.

Orientierungshilfe im gerade angebrochenen Bücherfrühjahr war am Dienstag eine Veranstaltung im Buchladen von Helga Schulz an der Hauptstraße. Vier Experten von Stadtbücherei und Buchhandlungen der Stadt gaben dort inzwischen zum zweiten Mal Lesetipps - freilich vor einem kleinen Publikum. Schönster Sonnenschein und ein parallel ausgestrahltes Fußballspiel sind nun mal ernste Konkurrenten für das Medium Buch.

Manch ein vorgestellter Band hatte auch nicht wirklich das Zeug, um Massen zu begeistern. Doch kann das auch nicht per se die Aufgabe von Büchern sein.

Roman Reinders etwa, Chef der Stadtbücherei, zog ein Werk hervor, für das schon ein Spezialinteresse vorliegen muss: "Da mal nachhaken: Näheres über Walter Kempowski". Der 2007 verstorbene Schriftsteller sei stets in der zweiten Riege geführt worden, teils zu Unrecht, wie Reinders befand. Die Biographie von Gerhard Henschel beleuchte nun, was das Image Kempowskis prägte und mitunter auch verdarb, durch gekränkte Eitelkeiten etwa.

Gastgeberin Helga Schulz hatte gleichfalls manch schwere Kaliber mitgebracht, darunter die Charakterstudie "Der Regen, bevor er fällt" von Jonathan Coe und den Afghanistan-Roman "Mauertänzer" von Andrea Busfield.

Brigitte Hausherr vom Förderverein "Lesezeichen" wagte gar, entgegen der Mode einen Lyrik-Band auf den Tisch zu legen: "Alles ist Gleichnis". Dass sie selbst - neben Heine, Hölderlin und Goethe - im Buch mit ihren Haikus vertreten ist, sollte man nicht allzu kritisch als Eigenlob abtun. Schließlich zeigt es nur, dass Sprockhövel seine geschulten Kreise besitzt, von denen man getrost auch mal eine Buchempfehlung annehmen darf.

Thomas Balthasar, Buchhändler aus Haßlinghausen, sorgte schließlich noch für manch leichte und doch anspruchsvolle Kost, darunter zwei Bücher zum Komiker Heinz Erhardt, einen Thriller von David Baldacci, aber auch den Erstlingsroman von Reinhold Neven DuMont, "Die Villa", eine spannende Familiengeschichte zwischen 20er und 50er Jahren.

Für Sprockhövels Literarisches Quartett könnte es im Herbst eine Neuauflage geben.

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