Der Wald ist der fünfte Gruppenraum

Im Sommer soll die Einrichtung in Schee offiziell als Kneipp-Kindergarten zertifiziert werden. Schon jetzt gelten dessen Grundsätze.

Ringsum erstrecken sich Felder, Wiesen und Wälder. Der städtische Kindergarten Schee liegt idyllisch auf dem Land und nennt sich dementsprechend "Naturkindergarten". Obwohl in der Nähe nur wenige Häuser stehen, ist die Warteliste des Kindergartens gut gefüllt. "Wir haben hier ein sehr großes Einzugsgebiet", erklärt die Leiterin Cornelia Mühlböck.

Jeden Morgen um 8 Uhr fährt deshalb ein großer Kindergartenbus samt Erzieherin durch Haßlinghausen, um die Kinder einzusammeln. Die Eltern kutschieren ihren Nachwuchs aus Herzkamp, Obersprockhövel und sogar aus Hiddinghausen herbei. Angekommen in Schee, teilen sich die Kinder auf vier Gruppen auf. Eine Gruppe arbeitet integrativ. Deshalb werden statt der üblichen 25 nur 20 Kinder betreut.

13 Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und Ergänzungskräfte kümmern sich um die Wirbelwinde. Durch diese gute personelle Ausstattung und die vielen kleinen Zusatzräume in der ehemaligen Schule haben die Erzieherinnen die Möglichkeit, häufig in Kleingruppen zu arbeiten. "Hier lesen wir vor, betreiben Sprachförderung oder arbeiten mit den Vorschulkindern", erklärt Cornelia Mühlböck. Es gibt auch einen Entspannungsraum mit Matratzen, Kissen und Bildprojektionen an der Wand, ein Bällebad und eine große Turnhalle samt Bühne. Hier führen die Kinder regelmäßig Theaterstücke auf. In den Gruppenräumen herrscht geschäftige Ruhe. Die ersten Kinder toben mittlerweile schon draußen. Andere basteln, spielen in der Puppenecke oder frühstücken am Buffet mit viel Rohkost, Obst und selbst hergestellten Köstlichkeiten. Für die 30 Ganztagskinder kocht mittags eine Küchenkraft frisches, gesundes Essen.

Passend zur natürlichen Lage und gesundheitsbewussten Ideologie des Kindergartens arbeitet dieser seit eineinhalb Jahren nach den Grundsätzen von Sebastian Kneipp und soll im Sommer auch offiziell als Kneipp-Kindergarten zertifiziert werden. "Das lässt sich prima in unseren Alltag integrieren", erzählt Cornelia Mühlböck, die nach einem Kneipp-Lehrgang vor sieben Jahren viele Bestandteile in den Gruppen ausprobiert hat. "Die Kinder haben das aufgesogen, fanden das ganz toll."

Inzwischen ist das komplette Team ausgebildet. Zwei bis dreimal pro Woche nehmen die Kinder unter Anleitung Armbäder, treten Wasser oder erhalten Kniegüsse. Hinzu kommt viel Bewegung an der frischen Luft bei jedem Wetter. "Der Wald ist unser fünfter Gruppenraum." Auch Kräuter spielen eine wichtige Rolle. "Die Kinder lieben ihre Schnittlauchröllchen, die sie mit der Schere penibel aufs Brot schneiden." Oder die Mamas bekommen zum Muttertag Gänseblümchengelee.

Letzter Kneipp-Punkt ist die Entspannung: Sowohl für Kinder als auch für die Eltern gibt es Yoga und Traumreisen. Einer der beiden Gärten wird gerade komplett umgestaltet: Einerseits wird ein Rohrbruch repariert, andererseits bekommt der Kindergarten durch die Hilfe vieler Sponsoren ein eigenes Kneipp-Becken. So können die Kinder bald Wasser treten, ohne Plastikkisten schleppen zu müssen. Ein Gartenhaus soll Handtücher und Zubehör beherbergen. Anschließend hat Cornelia Mühlböck schon wieder viele Pläne: Vor dem Haus soll ein Kräuter- und Duftgarten entstehen, die Kinder beschäftigen sich im Frühling eine Woche lang nur mit Löwenzahn, und im Sommer gibt es ein großes Waldprojekt.

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