Der Ahnenforscher aus einer Sippe im Hunsrück

Als Ahnenforscher wurde der studierte Theaterwissenschaftler berühmt. Bei seinen Nachforschungen stieß er auch auf das Grab Rembrandts.

Für jemanden, der einst Medizin, Theaterwissenschaft, Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte studierte und mit einer Arbeit über das "Theater in Schleswig" zum Dr. phil. promovierte, muss es ein bisschen ärgerlich sein, auf seinen Job als Ahnenforscher reduziert zu werden. Aber nicht zuletzt wegen seines Buchs "Abenteuer Ahnenforschung" gilt Eike Pies als Koryphäe auf diesem Gebiet. Er selbst sieht "Genealogie als eine Hilfswissenschaft der Historiker".

Immer mehr Menschen wollen wissen, was es mit ihren Vorfahren auf sich hat, die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte boomt, "das akzentuiert eine Entwicklung in Zeiten zunehmender Anonymität", so der Fachmann. "Die Menschen versuchen, ihre eigene Identität zu finden."

Die Wurzeln so bekannter Familien wie der Abelers (Wuppertaler Uhren- und Schmuckhaus) hat er als Auftragswerk schon erforscht und die Ergebnisse in feines Leder einbinden lassen. Die Spuren seiner eigenen Familie ergründete der inzwischen 65-Jährige bereits als Teenager. "Initialzündung war ein gewisser Diederich Pies, kaiserlicher Regimentsfeldscherer und Stammvater der Hunsrücker Knochenflicker", erinnert er sich nicht ohne Stolz. Bis ins Jahr 866 lässt sich die Familie zurückverfolgen, etwa 160 Ärzte hat sie hervorgebracht und den nunmehr umgangssprachlich relevanten Begriff "piesacken".

Wappen der Familie, eine weitreichende Stammtafel und altes Mobilar verschönern sein Haus. "Es ist ein Virus, eine lebenslange Krankheit", beschreibt der mit Orden und Gedenkmedaillen Ausgezeichnete diese Forscherarbeit. "Jede Familie ist interessant. Und am interessantesten sind die Schwarzen Schafe."

Zur Geschichte der eigenen Sippe hat der Mann im Hunsrück gleich ein Museum eingerichtet - im als Pfarrhaus erbauten Gebäude. "Was ich mache, mache ich mit Leidenschaft", charakterisiert Eike Pies sich selbst. Schon bei der Recherche zu jenem ominösen Diederich lernte er "en passant die Sütterlin-Schrift, um alte Dokumente entziffern zu können". Und manchmal trifft er unverhofft auf hochbrisante Nebenschauplätze. So wie damals, als er im Handschriftenarchiv der Universität Leiden, Holland, auf einen falsch abgelegten Brief stieß - der den Stein zu einem wahren Krimi ins Rollen brachte, nachzulesen als "Mordfall Descartes". In einem anderen Zusammenhang stieß er unerwartet auf das lange als unauffindbar abgehakte Grab Rembrandts.

Nach dem Motto "In der Kunst liegt das Vergnügen" widmet sich Eike Pies, seit 1987 in dritter Ehe mit Ingvild Neufang verheiratet, vielen Themen. Als Verleger ist er erfolgreich. Er schreibt und inszeniert auch Theaterstücke, wie zuletzt das Singspiel "Ein himmlisches Vergnügen", das anlässlich der 125-Jahr-Feier der Schlaraffia Elberfeldensis in der Stadthalle Wuppertal uraufgeführt wurde.

"Themen überfallen mich bei der Recherche", sagt er. Wirklich unter den Nägeln brennt derzeit nichts. Aber natürlich hat Eike Pies ein neues Projekt im Köcher: Heraldische Kostbarkeiten. Läuft alles glatt, soll das Buch pünktlich zur Buchmesse publiziert werden.

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