Wie die Kirchen in Neuss mit ihren Einnahmen umgehen

Kirchen nehmen so viele Steuern ein wie nie. Das Geld wurde in Kitas investiert, der Haushalt wurde ausgeglichen.

Wie die Kirchen in Neuss mit ihren Einnahmen umgehen
Foto: woi

Neuss/Rhein-Kreis. Immer noch verlassen mehr Menschen die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland als neue Gläubige (wieder) eintreten. Dennoch steigt das Aufkommen an Kirchensteuer, die FAZ vermeldete ein Rekordhoch von elf Milliarden Euro. Doch was geschieht damit — konkret in Neuss? Und wie lässt sich angesichts des Geldsegens ein Sparkurs rechtfertigen?

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Der Neusser Oberpfarrer Monsignore Guido Assmann mahnt an, diese Themen nicht zu vermischen: „Das Projekt ‚Zukunft heute‘ hat zwischen 2005 bis 2007 dafür gesorgt, dass die Ausgaben wieder den Einnahmen angepasst wurden. Pro Jahr gab es Mehrausgaben von rund 90 Millionen Euro“, macht er deutlich.

„Dieses Projekt ist abgeschlossen und hat dazu geführt, dass der Haushalt ausgeglichen ist. Sparmaßnahmen gibt es also derzeit nicht, sondern einen jährlichen Haushalt, der verlässlich ist“, sagt er. Die Kirchensteuer werde nicht in der einzelnen Kirchengemeinde eingenommen, sondern vom Erzbistum und dann anhand eines Schlüssels verteilt.

In Neuss hat die katholische Kirche in den vergangenen Jahren vor allem in Baumaßnahmen wie Kindertagesstätten und Pfarrheim investiert. Zur Entlastung der Pfarrer würden neue Verwaltungsleiter sowie Ehrenamtsentwickler angestellt.

Sebastian Appelfeller, Vorsitzender des Verbandes der Evangelischen Kirchengemeinden in Neuss, bestätigt, dass das Kirchensteueraufkommen aktuell hoch ist. „Allerdings sinkt der Anteil, der davon bei den Gemeinden ankommt“, sagt er. Ein Grund dafür sei, dass die Finanzierung der Renten der Pfarrer, die bislang über eine Pensionskasse erfolgte, auf ein rücklagenbasiertes System umgestellt wurde, weil die Altersentwicklung erwarten ließe, „dass wir eine riesige Lücke bei der Finanzierung bekommen werden, wenn deutlich weniger junge Kirchensteuerzahler immer mehr Menschen im Ruhestand finanzieren müssen“. „Zuletzt muss die Evangelische Kirche im Rheinland aber auch ehrlich eingestehen, dass Fehler im Umgang mit Geld gemacht wurden, die uns jetzt teuer werden.“

Niemand solle auf den Gedanken kommen, die Kirchen würden Schätze anhäufen, betont Cornel Hüsch, Vorsitzender des Katholikenrates im Rhein-Kreis. „Es bleibt nichts über“, versichert er und verweist auf „Zukunftsinvestitionen wie den Ausbau der Kindergärten für die U3-Betreuung“. Außerdem müsse die katholische Kirche für die Ruhestandsbezüge der Priester und Mitarbeiter Geld zurückstellen. Und Hüsch erwartet aufgrund der Kirchenaustritte sinkende Einnahmen.

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