Tierquälerei in Mönchengladbach Ordnungsamt befreit Hund aus Wohnung

Mönchengladbach · Die Stadt hat einen Mischlingshund aus einer Wohnung geholt, der wegen eines tief eingewachsenen Halsbands operiert werden musste.

 Ferdinand Schmitz, Leiter des Fachamtes Verbraucherschutz und Tiergesundheit, mit dem herausoperierten Halsband des Hundes.

Ferdinand Schmitz, Leiter des Fachamtes Verbraucherschutz und Tiergesundheit, mit dem herausoperierten Halsband des Hundes.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

.Tierschutzbeschwerden gehen jeden Tag beim städtischen Veterinäramt ein. Manche Menschen nutzen das Online-Formular, andere telefonieren. Dieses Mal kam der Anruf aus einer Tierpraxis. Und dieses Mal war der Fall extrem krass. „In meinen 19 Jahren im Tierheim habe ich so etwas noch nicht erlebt“, sagt Tierheimleiterin Jasmin Pulver. Und auch Ferdinand Schmitz, Leiter des Fachbereichs Verbraucherschutz und Tiergesundheit, spricht von einem „selten drastischen“ Vorfall.

In einer Mönchengladbacher Tierarztpraxis wurde in der vergangenen Woche ein Mischlingsrüde eingeliefert. Der Hund hatte ein viel zu enges Kettenhalsband an, das tief eingewachsen war. Nur mit einer aufwendigen Operation konnte die Kette entfernt werden. „Durch die Kettenglieder waren schon Hauttumore gewachsen“, berichtet Schmitz. „Der Hund hat jetzt eine zehn bis zwölf Zentimeter breite Narbe am Hals, anders hätte man das Halsband nicht entfernen können.“ Auch sonst habe sich das Tier in einem „grottenschlechten“ Zustand befunden. Krallen, Ohren – alles sei stark vernachlässigt gewesen.

Am schlimmsten war aber der Hals des Hundes. „Das Tier muss dieses enge feingliedrige Kettenband schon sehr, sehr lange getragen haben“, sagt Ferdinand Schmitz. Und: „Wir sprechen hier nicht von Tagen oder Wochen, sondern von Monaten oder sogar mehr als einem Jahr.“ So lange habe auch das Martyrium des Tieres angehalten. „Das Leid hat sehr lange gedauert. Der Hund muss sich ständig gekratzt haben“, so Schmitz.

Die eingewachsene Kette hatte nicht nur tumorartige Wucherungen zur Folge, sondern auch eine schlimme Entzündung. Auch der Tierarzt stufte den allgemeinen Pflegezustand des Hundes als extrem schlecht ein. Deshalb hatte er nach der Operation die Behörden verständigt. „Wir sind dankbar dafür. Denn das war in diesem Fall auch dringend geboten“, sagt Schmitz.

Halter muss mit Strafanzeige
und Haltungsverbot rechnen

Mitarbeiter des Veterinäramtes und des Ordnungsamtes holten den Hund aus der Wohnung der Halter und brachten ihn ins Tierheim. Dort hat er sich in den wenigen Tagen schon ein bisschen erholt. „Zuerst konnte ihn keiner anfassen, jetzt läuft er schon auf vertraute Tierheim-Mitarbeiter zu“, sagt Jasmin Pulver. Der vernachlässigte Vierbeiner hatte zunächst ein Sonderplätzchen im Büro bekommen, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Er bekomme zwar noch Schmerzmittel, habe aber Appetit und fresse sein Futter, sagt Jasmin Pulver.

Nun sollen erst einmal die Narben verheilen, dann wollen die Tierheim-Mitarbeiter den Hund baden und ihm ordentlich das Fell bürsten. „Im Moment geht das noch nicht“, sagt Jasmin Pulver. Möglicherweise müsse der Hund noch einmal operiert werden, aber alle sind optimistisch, dass er sich – wenn vielleicht auch langsam – erholen kann.

„Dass ein Hund ein derart stark eingewachsenes Halsband hat, hatten wir früher höchstens schon mal im Großtierbereich. Da wurde Bullen eine Kette umgelegt, als die Tiere noch klein waren, und nicht mehr entfernt, obwohl die Bullen stark wuchsen“, sagt Schmitz. So etwas sei aber heute längst verboten.

Verstöße gegen das Tierschutzgesetz gebe es immer wieder. „Wir gehen pro Tag einen bis zwei Hinweisen nach. Nicht immer sind die Vorwürfe berechtigt, und wir können auch nur nach den Maßgaben des Gesetzgebers handeln“, sagt der Fachbereichsleiter. Nicht immer sei das Leben für Tiere wie der Himmel auf Erden, auch wenn sich viele das so wünschten.

Im aktuellen Fall werde sich der Hundehalter aber wohl auf eine Strafanzeige wegen Tierquälerei und ein Hundehaltungsverbot einstellen müssen, sagt Fachbereichsleiter Ferdinand Schmitz. Und: „Das war schon ein erhebliches Leiden für den Hund.“

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