Schlosskonzert: Genuss mit Pauken und Trompeten

Das Ensemble Elbtonal Percussionhat sein Publikum begeistert- und auch die sonst eher brave Westfälische Kammer-Philharmonie mitgerissen.

Schlosskonzert: Genuss mit Pauken und Trompeten
Foto: Kurt Lübke

Hinsbeck. Der Schlag kam plötzlich, knallhart, dann Tiraden von Trommelfeuer, die sich auf einmal auflösten in munteren Melodien: Was das Quartett Elbtonal Percussion beim Krickenbecker Schlosshofkonzert am Samstagabend ablieferte, begeisterte das Publikum. Und riss auch die Westfälische Kammer-Philharmonie mit, die zuvor einen eher biederen und braven Eindruck hinterließ.

Es war das 19. Schlosshofkonzert, das der Kulturkreis der Wirtschaft auf Schloss Krickenbeck veranstaltete. Alljährlich ein Höhepunkt im Nettetaler Kulturjahr. Nicht anders am letzten Samstag — mit Abstrichen.

Konventionell konservativ, ganz in Schwarz eben, das Orchester aus Gütersloh. Leider war der äußere Eindruck Ausdruck innerer Hemmnis. Ohne Moderation, ohne Pep verwies Dirigent Malte Steinsiek das Publikum in die Rolle des Konsumenten, der denn auch mit anfangs eher höflichem Beifall das Ensemble kaum aufmunterte.

Mozarts Sinfonie Nr. 1 in Es, die zumindest beim Spiel im dritten Satz etwas von ihrer Virtuosität erahnen ließ, klang ansonsten schlicht vom Notenblatt abgespielt, seltsam lieblos und leblos — bis auf ein paar ungewollt schräge Geigentöne.

Selbst Haydns Sinfonie Nr. 1 in D wirkte steif und starr, die schwungvolle Eleganz des Stückes war nur ansatzweise rauszuhören, zumal die Bläser vom Dirigat unterdrückt wirkten, keine Dynamik ins Spiel einbringen konnten. Die lieferte stattdessen die kleine Bachstelze auf dem Schlossgiebel mit ihrem fröhlichen Gezwitscher.

Dass die Kammer-Philharmonie auch anders kann, besser nämlich, bewies sie in der Carmen-Suite. Der Hit von Bizet kam in Schtschedrins Fassung von 1967 für Orchester und Schlagwerker zur Aufführung. Und dabei impften die Elbtonal-Percussionisten aus dem Hintergrund wie Motivatoren dem Orchester eine rasante Rhythmik ein.

Vorher schon, beim Marimba-Konzert von Abé, hatte Elbtonal das Publikum mitgerissen. Asiatisch anmutig bisweilen die verspielt durchschimmernden traditionellen Weisen, die immer wieder dem Wirbel weichen mussten, den die vier Musiker auf Pauken und Trommeln und Hölzern entfachten — ein Genuss!

Mehr Elbtonal hätte man sich gewünscht, oder zumindest mehr Zusammenspiel der beiden Ensembles. Und doch ging nach der erklatschten Zugabe aus der Carmen-Suite wieder mal auf Schloss Krickenbeck ein schöner Konzertabend zu Ende. Wenn auch mit Abstrichen.

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