Nettetal Geld von der Sparkasse gibt es am Bus und im Supermarkt

Nettetal. · Jochem Dohmen von der Sparkasse Krefeld erläuterte die Gründe.

 In Duisburg-Beckerwerth ist der Bus schon im Einsatz.

In Duisburg-Beckerwerth ist der Bus schon im Einsatz.

Foto: Markus Plüm

Erhalt der notwendigen Sparkasseninfrastruktur in den aktuell von der Schließung der Filialen betroffenen Stadtteilen Hinsbeck und Schaag sowie Leuth: So ist Tagesordnungspunkt drei der Sitzung des Nettetaler Stadtrates überschrieben. Nach dem Vortrag von Jochem Dohmen, Abteilungsdirektor der Sparkasse Krefeld und selber Nettetaler Bürger, ist vom „Erhalt“ nicht mehr viel übrig geblieben. Nach den Plänen der Sparkasse läuft es auf den Einsatz eines Sparkassen-Busses und die Möglichkeit, Bargeld bei Einkäufen im Supermarkt zu erhalten, hinaus. Bürgermeister Christian Wagner (CDU) versicherte, die Bargeldversorgung der Bürger sei durch E-Terminals und den Sparkassenbus sicher gestellt.

Die Situation auf dem Finanzmarkt zwingt das Unternehmen, so Dohmen in seiner Präsentation, Althergebrachtes und Liebgewordenes in Frage zu stellen. Die Umbrüche auf dem Markt seien „historisch“. Dabei geht es um zwei Themenfelder: Einmal die Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank und dann das veränderte Kundenverhalten.

Die Niedrigzins-Politik drückt auf die Margen und gefährdet die Geschäftspolitik der Sparkassen. In der Konkurrenz zu Online-Banken lassen sich auch höhere Gebühren nicht ohne weiteres an die Kunden weitergeben. Die Sparkasse Krefeld, so Dohmen, müsse den Wettbewerb meistern. Die Herausforderungen seien sehr gravierend, entsprechend radikal fiel das Spar-Konzept aus.

In ihrem Geschäftsgebiet wird die Sparkasse Krefeld mit künftig 38 Standorten weiterhin Präsenz in der Fläche zeigen. Doch Kunden von 19 Geschäftsstellen werden ab Frühjahr 2020 in größeren Filialen in der Nähe betreut und beraten. Ab den Sommerferien werden 18 Standorte nur noch halbtags (9 bis 12.30 Uhr) geöffnet sein, darunter Hinsbeck und Schaag.

Der Bus existiert noch
nicht, ist aber bestellt

Das war im Beirat am 6. Juni besprochen worden, Mitte Juni schrieb Bürgermeister Wagner einen Brief an die Sparkasse, die Erklärungen im Stadtrat sind ein direktes Ergebnis. Es ist aber nicht nur der Markt, sondern auch das geänderte Kundenverhalten muss berücksichtigt werden. Während die Besuche in der Filiale abnehmen, steigt das beleglose Online-Banking. Selbst die Nutzung des SB-Terminals in den Filialen sei rückläufig, weil immer mehr Kunden das Konto online von zu Hause aus führen.

Die strategische Neuausrichtung wagt den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Kundennähe als „Sparkassen-DNA“. Die Beratung wird an 38 Standorten gebündelt, in die dafür auch investiert wird, 19 Standorte schließen, drei davon in Nettetal. Breyell bleibt erhalten, Lobberich und Kaldenkirchen werden aufgewertet. Ein Bus als mobile Filiale wird zwölf Haltestellen anfahren, wobei Leuth nicht vorgesehen ist. Der Bus existiert noch nicht, ist aber bestellt. Er soll im Januar 2020 seinen Service aufnehmen.

CDU-Fraktionsvorsitzender Jürgen Boyxen erklärte nach dem Vortrag sein „gesteigertes Unbehagen“. Dass die Touristen in Hinsbeck bald nicht einmal einen Geldautomaten finden werden, sei provinziell. Für die SPD wollte Renate Dyck die Sparkassenpläne so nicht akzeptieren. Aber es bliebe keine Handhabe. Der Stadtrat nahm die Ausführungen zur Kenntnis – aber nicht kritiklos. hb

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