Nettetal Fotos zeigen die wilde Wasserwelt

Nettetal. · Naturfotograf Christoph Schraven aus Breyell legt einen neuen Bildband vor.

 Autor Christoph Schraven hat am Ferkensbruch etliche Aufnahmen für sein Buch „Faszination Wasserwild“ (kleines Foto) gemacht.

Autor Christoph Schraven hat am Ferkensbruch etliche Aufnahmen für sein Buch „Faszination Wasserwild“ (kleines Foto) gemacht.

Foto: Joachim Burghardt

Reglos lauert der Fuchs im Ufergestrüpp, nahe vor ihm schwimmt arglos eine Entenfamilie: „Solch eine Szene zu beobachten, das ist schon was Besonderes, aber sie auch noch fotografieren zu können, das ist ein seltener Glücksfall“, sagt Christoph Schraven. Diese Szene gehört zu den rund 250 beeindruckenden Fotomotiven im neuen Bildband „Faszination Wasserwild“ des Naturfotografen aus Breyell. Viele der Aufnahmen machte er an Nettetaler Gewässern, die zu schützen ihm ein Anliegen ist: „Es muss viel mehr getan werden für unsere Natur.“

Die Stockente zum Beispiel, einer der gefiederten Stars in Schravens Werk, ist im Winter auf Nahrungsquellen wie Wildäcker angewiesen. So drängt der Autor darauf, „mit den Landwirten zu reden, damit die Felder nach der Ernte nicht gleich umgepflügt werden“. Solche Vorschläge und Forderungen finden sich viele in dem Buch, mit dem Schraven vor allem eines erreichen will, wie er hervorhebt: „Ich möchte den Menschen die Faszination unserer Wasservögel und ihrer Lebensräume nahebringen.“

Nahezu täglich war er dafür unterwegs, frühmorgens vor der Arbeit zum Beispiel mit dem Fahrrad zu den Netteseen, wie er bei einem Spaziergang am Ferkensbruch erzählt: „Ich wollte die Vögel in allen Lebensphasen, bei allen Aktivitäten und zu jeder Jahreszeit zeigen.“ Hier am Uferweg des Ferkensbruchs fotografierte er zum Beispiel ein Entennest, „das von den Spaziergängern unbemerkt blieb“. Zur Lebenswelt der Wasservögel gehören auch die Pflanzen und andere Tiere sowie ihre Fressfeinde, die Schraven allesamt abgelichtet hat, bis auf sechs stammen alle Fotos im Buch von ihm. In Steckbriefen stellt er die Mitgeschöpfe vor, beschreibt, woran es ihnen mangelt, an „Deckung spendenden Pflanzen“ beim Brüten etwa, weil an Gewässerufern zu viel weggeschnitten werde.

Spannend ist dabei, welche Geheimnisse um vermeintlich allen vertraute Tiere Schraven offenbart. Ein gutes Beispiel ist die Stockente, die viele nur als nahezu zahme Wasservögel aus Parks kennen: „Die allermeisten Stockenten sind Wildtiere, schön, scheu und aufregend“, schwärmt Schraven. Wer weiß schon, dass sie Allesfresser sind, Fische essen, aber auch von Erlenzweigen naschen, die übers Wasser hängen? Solche Erkenntnisse belegt Schraven mit einzigartigen Schnappschüssen etwa von der Nette, ähnlich bei Grau-, Kanada oder Nilsgans.

Nicht nur Wasservögel haben es Schraven, der auch Jäger ist, angetan. Vor drei Jahren veröffentliche er sein erstes Buch „Faszination Fasan“, für das er ebenfalls viele Aufnahmen in Nettetal machte. „Aber wenn ich heute an die Stellen komme, an denen ich damals fotografierte, finde ich kaum noch einen Fasan, und Rebhühner schon gar nicht“, bedauert er. Als Gründe nennt er: „Intensive Landwirtschaft, das unnötige radikale Abholzen von Gehölzen und Gestrüpp an Wege- und Straßenrändern. Die Stadt sollte diese Zerstörung von Lebensräumen für viele Tiere nicht zulassen.“ Umso mehr freue er sich, wenn andere Tiere, der Silberreiher etwa, sich hier neu ansiedeln; auch Schnappschüsse von Schwarzstorch und Austernfischer zeigt er im Buch.

Der 51-jährige promovierte Mediziner, der aus Kevelaer stammt, seit 20 Jahren mit seiner Familie in Breyell lebt und in Lobberich eine Arztpraxis betreibt, findet deshalb, „dass Nettetal mit den Seen, der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt viel mehr auf Ökotourismus setzen sollte“. Um die Menschen für die Natur zu begeistern, müssten auch „mehr Beobachtungskanzeln her“. An den Gewässern könne man einzigartige Schauspiele erleben, so wie er beispielsweise den Fuchs entdeckte, der auf Enten lauerte. Schraven: „In der Szene übrigens, die ich beobachtete und fotografierte, ist die Entenfamilie ungeschoren davongekommen, Gottseidank.“

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