Tönisberg Die Insektentankstelle des Nabu ist „ein voller Erfolg“

Tönisberg. · Ein Einbruch stellt den Ortsverein Kempen im Naturschutzbund (Nabu) vor ein Problem. Sämtliche Arbeitsgeräte wurden gestohlen. Für laufende Projekte bedeutet dies eine Verzögerung.

 Vor zwei Jahren hat der Nabu an der Tönisberger Straße in St. Hubert eine Blumenwiese angelegt. Sie wird von Insekten bevölkert.

Vor zwei Jahren hat der Nabu an der Tönisberger Straße in St. Hubert eine Blumenwiese angelegt. Sie wird von Insekten bevölkert.

Foto: Wolfgang Kaiser

Dieses Pfingstfest wird Peter Kunz, Ortsgruppensprecher vom Nabu Kempen, in unliebsamer Erinnerung behalten. In der Nacht von Pfingstmontag auf -dienstag brachen Unbekannte in die Kellerräume am Wartsberg ein, wo die Ortsgruppe sämtliches Arbeitswerkzeug lagert. „Alles, was wir uns in den letzten Jahren angeschafft haben, wurde gestohlen“, berichtet Kunz. Dazu zählen die Großgeräte wie zwei Kettensägen, zwei Freischneider und ein Erdbohrer, der genau wie die anderen Geräte benzinangetrieben ist. Aber nicht nur die Großgeräte gehören zum Diebesgut. Von der Spaltaxt über den Hochentaster bis hin zu Schaufeln, Spaten und Mistgabeln ist alles weg. Vor der Schutzkleidung in Form von Schnittschutzhosen und Helmen machten die Einbrecher ebenfalls nicht halt. Selbst die Zuchtbehälter für die Schmetterlinge – Kunz ist einer der Schmetterlingsfachleute beim Nabu – wurden entwendet. Der Schaden beläuft sich auf mehrere tausend Euro. Zwar ist alles versichert, aber der Wiederbeschaffungswert wird höher liegen als die Entschädigungssumme.

Dazu kommt: Die Naturschützer stecken mitten in mehreren Projekten und brauchen ihre Arbeitsmaterialien. Bis die Versicherung zahlt und neue Geräte angeschafft werden können, wird einige Zeit vergehen. „In der aktuell laufenden Schonzeit brauchen wir zwar keine Großgeräte wie die Kettensägen, aber für bestimmte Flächen haben wir einen Zwischenschnitt geplant. Ohne den Einsatz eines Freischneiders läuft da nichts“, sagt Kunz.

Zu den Projekten gehört auch das Freischneiden der Heidefläche im Naturschutzgebiet Schadbruch am Ortsrand von St. Hubert. Dieser Lebensraum soll für Bodenbrüter erhalten bleiben und nicht zuwachsen. Zudem sollte jetzt an den „Sieben Tümpelflächen“ ein Zaun gebaut werden. Für das Setzen der Pfähle wäre der Erdbohrer erforderlich. Die Ortsgruppe versucht, entsprechende Geräte zu leihen und setzt auf private Werkzeuge von den Mitgliedern. „Wie praktisch es ist, das eigene Arbeitsmaterial direkt gebündelt vor Ort zu haben, wird uns erst jetzt klar, wo wir nicht mehr darauf zurückgreifen können“, erklärt Kunz.

Es gibt bei der Kempener Ortsgruppe aber auch Grund zur Freude. Die 2500 Quadratmeter große Insektentankstelle, wie Kunz die vor zwei Jahren angelegte Fläche an der Tönisberger Straße in St. Hubert bezeichnet, ist ein voller Erfolg. Aus der ehemals intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Fläche ist ein Dorado für Insekten entstanden. Das erste Jahr habe sich etwas schwierig gestaltet, aber nun sei eine gute Artenvielfalt vorhanden, beschreibt es Kunz. Wobei er sich für die Mitarbeit der Landwirte bedankt, die seinerzeit die Fläche für die Aussaat mit vorbereitet haben.

Dass kleine Projekte für den Naturschutz große Erfolge nach sich ziehen, hat sich am Broichweg in St. Hubert gezeigt. Mit mehr als 100 Nestern befindet sich dort die größte Mehlschwalbenkolonie in Kempen. Doch wo Schwalben brüten, gibt es auch Hinterlassenschaften, die nicht erwünscht sind, wenn sie Fassaden, Fenster und -bänke beschmutzen. Die Ortsgruppe brachte in Absprache mit dem Hauseigentümer Schwalbenkotbretter an der Fassade mit rund zwei Zentimeter Abstand zu den Nestern an. Damit ist gewährleistet, dass die Schwalben nicht unter den Brettern neue Nester bauen. Dank einer Förderung vom Kreis Viersen konnte die Ortsgruppe Holz, Winkel, Dübel und Schrauben finanzieren. Zudem wurden Lehmputze angelegt, denn Schwalben brauchen Lehm für ihre Nester. Die Vögel können nun in Ruhe ihren Nachwuchs großziehen, das Kotproblem ist
gelöst.

Was den Ortsgruppensprecher auch immer wieder freut, ist die gute Zusammenarbeit mit dem Grünflächenamt der Stadt Kempen und der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis Viersen. „Es geht nur gemeinsam, und es ist toll, dass wir als Nabu gehört werden“, sagt Peter Kunz. Dass die Ortsgruppe generell gerne zur Zusammenarbeit bereit ist, zeigt sich auch am Wall. Dort hatten die Grünen eine Wildblumenwiese angelegt, deren Flächenpflege jetzt vom Kempener Nabu übernommen wird. „Man hat bei uns für die Pflege angefragt, und wir haben ja gesagt“, so der Tönisberger.

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