Lokale Wirtschaft Kempens gewerblicher Platzmangel

Kempen · Die Nachfrage nach gewerblichen Flächen ist weiter enorm groß – um diese bedienen zu können, muss die Stadt Kempen kreativ sein.

 Das Gebiet am Krefelder Weg wird in Kürze komplett belegt sein.

Das Gebiet am Krefelder Weg wird in Kürze komplett belegt sein.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Grundstücke sind Gold wert. Vor allem mit Blick auf die Schaffung von Gewerbeflächen ist dieser Vergleich in Kempen keineswegs übertrieben. Die hohe Nachfrage nach Grundstücken ist weiterhin ungebrochen. Diese Entwicklung habe auch Corona nicht verändert, wie Wirtschaftsförderer Stefan von Laguna in seiner Halbjahresbilanz mitteilt. In seinen Listen gebe es konkrete Anfragen für mehr als 40 000 Quadratmeter an Gewerbeflächen. „Dieser hohen Nachfrage können wir in Kempen derzeit nicht nachkommen“, ergänzt Bürgermeister Volker Rübo in einem gemeinsamen Pressegespräch.

Bürgermeister und Wirtschaftsförderer halten diese Entwicklung für fatal. „Gerade in der Corona-Krise sehen wir, was es bedeutet, wenn uns Gewerbesteuer wegbricht“, so Rübo. Umso schlimmer wäre es, wenn Kempen Unternehmen verliert bzw. nicht ansiedeln kann, weil der Platz fehlt. „Bei allem Verständnis für die Wichtigkeit eines ressourcenschonenden Umgangs mit Flächen muss sich die Politik bewusst sein, dass die wirtschaftliche Entwicklung entscheidend für die Entwicklung Kempens ist“, so Rübo.

Diese Worte wählt der Bürgermeister in erster Linie mit Blick auf das Streitthema Hülser Straße. Dort geht es um die Erschließung eines neuen Gewerbegebietes. 20 000 Quadratmeter der Fläche sind bereits für den Baustoffhandel Mobau-Pegels vorgesehen. Weitere 15 000 Quadratmeter wären noch zu vermarkten. Streitpunkt ist seit einigen Monaten die Zufahrt über einen Kreisverkehr, für den mehrere Bäume gefällt werden müssten. Inzwischen hat die Stadt bereits Pläne vorgelegt, nach denen weniger Bäume fallen müssten. „Ich denke, dass die Planungsabteilung gut und hart daran gearbeitet hat. Es liegt ein guter Kompromiss auf dem Tisch“, so von Laguna. Aus Sicht des Bürgermeisters muss die Politik nun eine klare Entscheidung treffen. „Wir brauchen diese Gewerbeflächen möglichst schnell“, so Rübo.

Im Umfeld des vorgesehenen neuen Gebietes an der Hülser Straße gibt es laut Rübo weitere zehn Hektar an Potenzialflächen für die Gewerbeansiedlung. Hier befinde sich die Stadt bereits in Gesprächen mit den Eigentümern. Es sei grundsätzlich so, dass in diesen Verhandlungen dickere Bretter zu bohren sind. „Aber die Lage auf dem Grundstücksmarkt hat das Ganze in den letzten Jahren noch schwieriger gemacht“, so Rübo. Eigentümer seien gar nicht an Geld interessiert, sondern vielmehr an Flächen in anderen attraktiven Bereichen – zum Beispiel an potenziellem Bauland. „Es geht meist nur noch um attraktive Tauschflächen“, so der Bürgermeister. Die Stadt arbeite daran, sich eine kleine Reserve an Tauschflächen anzulegen. „Aber das ist kein leichtes Unterfangen.“

Letztere Aussage trifft sicher auch auf mögliche Verhandlungen mit Eigentümern von landwirtschaftlichen Flächen jenseits der Kreuzung Außenring/Kerkener Straße zu. In diesem Bereich hätte die Stadt die Möglichkeit, über den Außenring hinaus Gewerbe anzusiedeln – quasi im Anschluss an den Bereich der Otto-Schott-Straße. „Im Regionalplan ist dieser Bereich dafür vorgesehen, dass Gewerbeflächen entwickelt werden dürfen“, so der Bürgermeister. Nicht nur aus seiner Sicht besteht dort so etwas wie die letzte Chance, überhaupt noch einmal zu wachsen. Alles Weitere habe das Land mit Blick auf den Flächenverbrauch abgeblockt. „Und die neue Erschließung von Gewerbegebieten wird auch nur genehmigt, wenn wirklich alle anderen Flächen voll sind“, so Rübo. In Richtung Kerken spreche man da eher über Jahrzehnte als über Jahre.

Bei de Beukelaer gibt es
80 000 Quadratmeter

In der kommunalen Wirtschaftsförderung muss es daher zunächst darum gehen, vorhandene Gewerbeflächen bestmöglich zu vermarkten. Diese seien in Kempen nur noch marginal vorhanden. Ende des Jahres könnte aber ein ganz besonders interessantes Areal hinzukommen. Wie berichtet, wird die Firma Griesson-de Beukelaer den Standort an der Arnoldstraße aufgeben. Nach dem Wegzug der Keksfirma nach Thüringen ist dann ein 80 000 Quadratmeter großes Areal verfügbar. Das Grundstück gehört Griesson, die Stadt Kempen will es kaufen. „Wir sind der erste Ansprechpartner für de Beukelaer“, sagt Stefan von Laguna. Konkrete Neuigkeiten gebe es aber noch nicht.

Ziel der Stadt sei ein Kauf des Geländes. Möglichst mit der Vereinbarung, dass die bestehenden Gebäude bereits zurückgebaut sind. „Dann wäre aus unserer Sicht der Weg frei, um das Areal kleinteiliger an mehrere Unternehmen zu vermarkten“, so Rübo. Das Interesse daran sei groß. Sowohl Kempener Unternehmen als auch Firmen von außerhalb könnten dem Gelände unweit von Bahnhof und Innenstadt einiges abgewinnen.

Im zuletzt vermarkteten Gewerbegebiet am Krefelder Weg seien nun die letzten beiden Grundstücke verkauft. Dort werden sich alsbald zwei Unternehmen ansiedeln, so Rübo: „Damit sind wir dann am Krefelder Weg voll.“

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