Bundesverdienstkreuz Hans Kaiser erhält Bundesverdienstkreuz

Kempen · Der Kempener Pädagoge und Historiker arbeitet unnachgiebig die Geschichte der Region auf – und macht sie jungen Menschen zugänglich.

 Landrat Andreas Coenen (rechts) überreichte Verdienstkreuz und Urkunde Hans Kaiser. Blumen gab’s für dessen Ehefrau Petra Kamplade.

Landrat Andreas Coenen (rechts) überreichte Verdienstkreuz und Urkunde Hans Kaiser. Blumen gab’s für dessen Ehefrau Petra Kamplade.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)/Jörg Knappe

. Er war ein engagierter Lehrer an der Erich Kästner Realschule. Er ist beliebt auch für seine zuweilen unkonventionelle Art, historisches Wissen zu vermitteln. Historisches Wissen will Hans Kaiser bis heute vermitteln. Der 72 Jahre alte Historiker aus Kempen ist jetzt von Landrat Andreas Coenen im Viersener Kreishaus-Forum im Auftrag des Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden.

Coenen, der Kaiser seit seiner Zeit als Kreiskulturdezernent bestens kennt, betonte die Verdienste des Kempeners. Kaiser – 1947 in den Wirren der Nachkriegszeit in Schleswig-Holstein geboren – ist in Willich aufgewachsen und lebt seit vielen Jahren in Kempen. Er habe die Auszeichnung in besonderer Weise verdient, weil er sich um die Auf­arbeitung der Geschichte in der Region verdient gemacht habe. Er habe ein besonderes Talent, sein Wissen um die Geschichte der Heimat auf unterschiedlichen Wegen verschiedenen Menschen nahe zu bringen. Sein besonderer Verdienst: Kaiser schafft es bis heute mit seiner Arbeit, „große geschichtliche Zusammenhänge von ihrer Abstraktheit zu befreien, weil Sie einen greifbaren Bezug zu unserer Heimat herstellen“, wie es der Landrat in seiner Laudatio beschreibt.

 Immer wieder begab und begibt sich der Historiker Hans Kaiser mit jungen Menschen auf Spurensuche in der Kempener Altstadt. Vor dem Haus Engerstraße 21 erläuterte er Realschülern das Schicksal des polnischen Kriegsgefangenen Marian Kurzawa.

Immer wieder begab und begibt sich der Historiker Hans Kaiser mit jungen Menschen auf Spurensuche in der Kempener Altstadt. Vor dem Haus Engerstraße 21 erläuterte er Realschülern das Schicksal des polnischen Kriegsgefangenen Marian Kurzawa.

Foto: Wolfgang Kaiser

In der Tat schafft es Kaiser immer wieder, Menschen für Themen aus der Geschichte ihrer Heimat zu begeistern, auch wenn sie zuweilen schwierig sind. So hat der Historiker mit seinem zweibändigen Werk „Kempen unterm Hakenkreuz“ ein dunkles Kapitel der Geschichte der Vergangenheit der Stadt akribisch recherchiert und dargestellt. Er hat dieses Kapitel deutscher Geschichte auch in einem Theaterstück mit dem Titel „Kristallnacht“ niedergeschrieben und mit Schülern inszeniert und zur Aufführung gebracht. Allein 1998 haben etwa 2500 Schüler der weiterführenden Schulen in Kempen in zwölf Aufführungen dieses Stücks gesehen. 20 Jahre später hat er das Stück mit Schülern des Gymnasiums Thomaeum neu inszeniert.

Kaiser half bei der Ordnung
der Archive im Kreis Viersen

 In der Stolperstein-Initiative ist Kaiser Mahner und Versöhner. Seit einigen Jahren verlegt Gunter Demnig Steine zur Erinnerung an Nazi-Opfer in Kempen.

In der Stolperstein-Initiative ist Kaiser Mahner und Versöhner. Seit einigen Jahren verlegt Gunter Demnig Steine zur Erinnerung an Nazi-Opfer in Kempen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Kaiser hat bereits als junger Student den Kontakt zum Kreisarchiv in der Kempener Burg gesucht. Er hat gemeinsam mit dem damaligen Leiter, dem Historiker Leo Peters, die Archive seiner damaligen Heimatstadt Willich und von Peters’ Heimatstadt Kaldenkirchen geordnet.

Bis heute setzt sich Hans Kaiser auch für die Versöhnung ein. Er ist bereits lange vor großen Initiativen dafür eingetreten, dass die Erinnerung an die dem Nazi-Terror zum Opfer gefallen Juden aus Kempen nicht verblasst. Die Stele am Rathaus auf dem Buttermarkt mit den Namen der umgekommenen Kempener Juden ist auf Kaisers Initiative hin entstanden. Dafür dankte ihm Bürgermeister Volker Rübo bei der Feierstunde im Kreishaus besonders. Kaiser hat gemeinsam mit dem Kempener CDU-Ratsherrn Josef Lamozik in Privatinitiative Gedenktafeln an Häusern im Kempener Stadtgebiet anbringen lassen, in denen Juden bis zu ihrer Deportation in die Vernichtungslager gelebt haben. Die jetzige Stolperstein-Initiative in Kempen, die vor allem von den weiterführenden Schulen getragen ist, wäre ohne Hans Kaiser nicht denkbar.

Er macht sich stark für den Denkmalschutz in seiner Heimatstadt, wirkt im Verein „Denk mal an Kempen“ mit, ist auch in der Kamerun-Hilfe „Haus der Sonne“ aktiv. Außerdem ist Hans Kaiser seit rund 40 Jahren freier Mitarbeiter bei den Kempener Lokalzeitungen. Seine Beiträge – insbesondere zur Geschichte Kempens – stellen eine große Bereicherung dar, erfreuen sich eines breiten Publikumsinteresses.

Nicht zuletzt: Hans Kaiser ist bis heute ein gefragter Ratgeber bei Verwaltung und Politik. Zuletzt hat seine historische Einordnung der Person von Wilhelm Grobben zur Erhellung eines umstrittenen Straßennamens beigetragen. rei

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