Begegnungscafé Nach der Weihnachtspause wird im Café gemeinsam gekocht

Kempen. · Mit dem Nikolausbesuch schließt das Kempener Begegnungscafé für dieses Jahr seine Türen. 2020 feiert das Projekt fünfjähriges Bestehen.

 Die Tüten standen zu Beginn des Begegnungscafés bereit und wurden später von Walter Simon verteilt.

Die Tüten standen zu Beginn des Begegnungscafés bereit und wurden später von Walter Simon verteilt.

Foto: Norbert Prümen

Jede Menge kleiner Pakete mit Süßigkeiten stapeln sich in Boxen in der Küche des Gemeindezentrums der evangelischen Thomaskirche in Kempen. „Das sind unsere Tüten, die der Nikolaus gleich verteilen wird. Walter Simon schlüpft in die Rolle des Nikolaus, seine Tochter Andrea spielt den Knecht Ruprecht, und seine Enkelin Lina ist der Engel. Harald Neuhaus begleitet den Auftritt zudem mit seiner Trompete“, sagt Andrea Duffhauß vom Koordinationskreis des Begegnungscafés in Kempen.

Die jährliche Adventsfeier steht an. Sie gehört seit Anfang an zum Begegnungscafé, wo sich Menschen verschiedener Herkunft und Kulturen regelmäßig treffen. Jeden zweiten und vierten Freitag im Monat kommt man von 17 bis 19 Uhr zusammen. Fand das Angebot, das im Herbst 2015 startete, am Anfang einmal pro Woche statt, so hat sich dies seit dem vorigen Jahr geändert. Das war aber nicht die einzige Änderung. Auch die Zeit wurde von 15 auf 17 Uhr verschoben. „Viele geflüchtete Menschen haben mittlerweile eine Arbeit gefunden. Aber auch wer arbeitet, möchte gerne kommen, daher haben wir die Uhrzeit geändert“, sagt Duffhauß. Die Nachfrage ist nach wie vor da, aber inzwischen reicht das zweimalige Angebot pro Monat.

Am Anfang hatten die Flüchtlinge viele Fragen und Probleme. Das ist inzwischen aber nicht mehr der Fall. „Zwar helfen wir immer noch, wenn es zum Beispiel Probleme mit Formularen gibt oder Hilfe für einen Sprachkurs benötigt wird, aber mittlerweile ist es wirklich mehr ein Treffpunkt zum Austausch geworden. Wir spielen auch Bingo, Schach und andere Gesellschaftsspiele. Es ist ein gemütliches Miteinander aller Nationalitäten“, sagt Karin Schenk vom Ehrenamtsteam.

Das Gemeinschaftsprojekt wird
von 20 Ehrenamtlern betrieben

Der Ort der Veranstaltung wechselt immer wieder zwischen den Räumen der Katholischen und Evangelischen Kirchengemeinden in Kempen, die mit zu den Trägern gehören. Mal ist der eine Raum frei, mal der andere. „Wir informieren immer über unsere Webseite, wo das Begegnungscafé stattfindet“, berichtet Duffhauß. Das Gemeinschaftsprojekt der Katholischen und Evangelischen Kirchengemeinden, der Muslimischen Gemeinde und des Arbeitskreises Asyl und Menschenrechte Kempen wird dabei von rund 20 Ehrenamtlern betrieben.

Der Jüngste im Team ist der 16-jährige Jan Lensen. „Meine Mutter hatte es damals in der Zeitung gelesen und sich eingebracht. Ich bin immer mitgegangen“, erinnert er sich. Als seine Mutter aus Zeitgründen ausschied, blieb Jan. Es sei eine schöne Atmosphäre, die Kollegen seien nett, man helfe Menschen und trage auf dem Weg ein Stück zur Integration bei, sagt Jan, der gerade mit weiteren Kaffeekannen aus der Küche kommt und diese auf dem langen Tisch deponiert, wo schon Thermoskannen mit Tee und Kakao sowie Geschirr
stehen.

Im großen Saal wird es immer voller. Menschen unterschiedlichster Nationen treffen ein, wobei viele einen Kuchen für den gemeinsamen Spätnachmittag mitgebracht haben. Man sitzt zusammen und erzählt. Ein vielstimmiges Stimmengewirr und Lachen sind zu hören. Kinder flitzen umher, indes andere junge Besucher das Bastel- und Spielangebot im Nebenraum nutzen. „Wir bieten immer eine Kinderbetreuung an. Da kann gespielt und gebastelt werden. Wobei das Basteln jahreszeitlich erfolgt. Es wird unter anderem Weihnachtsdekoration, Osterschmuck und Karnevalsdekoration hergestellt“, erklärt Karin Schenk.

Das Begegnungscafé sei ein fantastisches Angebot, lobt Tamman. Der junge Mann aus Syrien kommt regelmäßig, auch wenn er sich inzwischen gut in der Thomasstadt eingelebt hat. „Das Angebot hat mir sehr geholfen, und ich habe darüber Kontakte geknüpft. Die Menschen sind freundlich, man redet. Ich fühle mich hier wie in einer Familie“, lobt Tamman. Und genau dieses familiäre Gefühl zeichnet das Begegnungscafé aus. Dann ist es endlich so weit. Der Nikolaus betritt den Saal. Große Kinderaugen, und auch so mancher Erwachsene blickt ehrfürchtig dem Mann in seinem festlichen Mantel, der Mitra auf dem Kopf und dem Stab in der Hand entgegen. Angst hat aber niemand, dafür lächelt der Nikolaus einfach zu nett, und schließlich hat er auch jedem Kind etwas mitgebracht.

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