Altstadt-Geflüster Kempen: Ein winziges Wappen-Wirrwarr

Kempen · Beim Stadtwappen Kempens gibt es unterschiedliche Versionen. Der Altstadt-Flüsterer versucht sich an einer Aufklärung der Sachlage.

 Seit vielen Jahren wirbt die Stadt Kempen mit diesem Wappen (l.). Auf älteren Abbildungen – so auf der Ratskanne – sind Mond und Stern in Rot gehalten.

Seit vielen Jahren wirbt die Stadt Kempen mit diesem Wappen (l.). Auf älteren Abbildungen – so auf der Ratskanne – sind Mond und Stern in Rot gehalten.

Foto: Stadt Kempen

Kempen, Rot und Blau – so heißt es nicht nur zur Karneval, wenn die närrischen Schlachtrufe erklingen. Rot und Blau sind die Farben der Stadt. Und die haben eine lange Tradition. Umso überraschter war nun Werner Beckers, ausgewiesener Kenner der Kempener Stadtgeschichte, als er las, dass das neue Logo der Stadtwerke eine „frische Kombination“ aus Blau, Rot und auch Gelb, den Grundfarben, die auch im Kempener Stadtwappen vorhanden sind, sei. Auf alten Abbildungen, wie zum Beispiel den Ratskannen, die langjährige Ratsmitglieder verliehen bekommen, sind auch Mond und Stern noch rot. Im Wappen, auf das sich die Marketing-Abteilung der Stadtwerke beruft, sind Mond und Stern jedoch gelb. Und in der Tat nutzt die Stadt Kempen schon seit vielen Jahren das Wappen mit gelbem „Farbtupfer“.

Keine Erkenntnisse zum Gelben

„Die Stadtfarben waren immer Rot und Blau“, bestätigt auch Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese, die auf der Internetseite der Stadt als Ansprechpartnerin in Sachen Wappen-Fragen angegeben ist. Wann genau das Gelb in Mond und Stern Einzug gehalten hat, lässt sich nach Angaben von Friese nicht mehr genau sagen. 1294 – das ist das Jahr, in dem die Stadt Kempen zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. Und das erste Stadtsiegel ist nur wenige Jahre jünger. Angefertigt wurde es 1305 und zeigt nicht nur die eine Abbildung der alten Kirche, dem Vorgänger der Propsteikirche, sondern auch die Elemente Mondsichel mit Stern und zwei gegeneinander gekehrte Schlüssel, die auch das heutige Wappen noch zieren.

Die Sache mit Rechts und Links

Erstmals erschien das Kempener Wappen 1486 auf der Rückseite des Zelebrantenstuhles in der Pfarrkirche und einige Jahre später im Chorgestühl. So ist es in den Archiven der Stadt festgehalten. Das Wappen besteht aus einem Schild, das durch ein Kreuz geteilt ist. Es handelt sich um das aus dem Wappen des Kölner Erzbischofs entnommene Balkenkreuz. Zur Anordnung, die bei Wappen übrigens nicht aus Sicht des Betrachters beschrieben wird: Oben rechts die zwei Schlüssel, links daneben Stern und Mondsichel. Das schwarze Bischofskreuz symbolisiert die Landesherrschaft des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten, die Schlüssel gehören dem heiligen Petrus, entweder ein Hinweis auf die vormalige Pfarrkirche St. Peter oder auf den Kölner Dom, der ebenfalls auf Petrus geweiht ist. Mondsichel und Stern sind Symbole der heiligen Maria, der Schutzpatronin der Pfarrkirche. Die Farben schwarz und weiß bzw. Silber stammen aus dem Wappen des Landesherrn, Rot und Blau beziehen sich auf die Marienfarben. Die Farbe Gelb kann also nur aus kosmetischen Gründen eingefügt worden sein. Das ist aber reine Spekulation.

Kunstwerk angeschmiert

Es muss wohl am Mittwochabend gewesen sein, als sich ein Unbekannter am Kunstwerk „Übereinander“ an der Peterstraße vergangen hat. Die rostigen Quader unweit des Kolpinghauses sind mit etwas wirren Botschaften beschmiert worden. Das hat WZ-Fotograf Kurt Lübke am Donnerstagmorgen bildlich festgehalten. So war zu lesen, dass Kempener es doof fänden, wenn Blumen geklaut würden. Was sie aber eigentlich doof finden sollten, sei Homophobie, also Feindlichkeit gegenüber Homosexuellen und „Defloration“. Dieser Begriff steht laut Wikipedia für die „Zerstörung des Jungfernhäutchens einer Frau beim ersten Geschlechtsverkehr“ bzw. die Entjungferung einer Frau. Okay, diese Zusammenhänge verstehe, wer will. Die Stadt hat jedenfalls schnell reagiert. Nach dem Hinweis des Flüsterers hat Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese das Kunstwerk am Donnerstagabend selbst gereinigt. Die Schmierereien bestanden nur aus Kreide.

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