Flaute lässt Segler auf Wind warten
Die Regatta der Contender-Segler fand nur gestern statt. 30 Sportler haben mitgemacht.
St. Hubert. Waghalsige „Drahtseilakte“ waren auf den Jollen des Typs Contender auf dem Königshütte-See angekündigt. Stattdessen wurde erst einmal Schach gespielt, das Material ausgiebig gecheckt, am Kiosk geklönt. Und Jens Krees vom ausrichtenden Segel-Surf-Club Kempen (SSCK) nutzte die Gelegenheit, mit seinem Boot und seinem fünfjährigen Sohn Ole eine kleine Spazierfahrt zu machen. Es herrschte am Samstag totale Windstille. An Segeln war bei dieser Flaute überhaupt nicht zu denken. Erst gestern konnten zur Ermittlung der besten Contender-Segler aus NRW einige Wettfahrten stattfinden.
„Da kann man nichts machen, jetzt aufs Wasser zu gehen wäre ein totales Glückspiel, vergleichbar mit dem Topfschlagen beim Kindergeburtstag“, meint schmunzelnd der Leiter der SSCK-Segelabteilung, Utz Müller. Die WZ trifft ihn an seinem etwa fünf Meter langen Contender-Boot. Der 62-jährige Utz Müller, der eigentlich ein Organisations-Berater ist, erklärt die schwierige Handhabung dieser Boote: „Wir hängen quasi neben dem Boot über dem Wasser, stehen nur mit den Zehenspitzen auf den Kanten, sind an einem Drahtseil eingehakt und lenken die Jollen mit zwei Meter langen Stangen über den Kurs. Mit der rechten Hand führe ich das Segel, mit der linken die Pinne, den Ruderstock.“
Was das für eine wacklige Angelegenheit sein kann, zeigte sich, als die Teilnehmer bei der ersten Regatta ihre Boote aus Holz oder Kunststoff über einen etwa vier Kilometer langen Dreieck-Kurs führen. Selbst einige routinierte Segler — Seglerinnen gibt bei dieser Regatta keine — verloren die Balance und fallen ins Wasser.
Seit 2011 richtet der SSCK diese Contender-Regatta aus. 26 Sportler sind dabei, größtenteils aus Deutschland, aber auch aus den Niederlanden. Wie beispielsweise Rene Heijnen, der im Januar 2018 bei der Segel-WM in Australien in seiner Klasse auf den 6. Platz gekommen war.
Sieben Teilnehmer stellt der ausrichtende Verein. Darunter ist Erich Gesche. Der 24-Jährige, der in Schiefbahn wohnt, war erst vor kurzem durch seinen Vater Udo und seinen Onkel Günter zu diesem Sport gekommen. „Weil das Contender-Fahren so reiz- und anspruchsvoll ist und weil es hier eine schöne Gemeinschaft gibt“, betont er. Der Elektrotechniker hatte sich im Internet für 600 Euro sein erstes Boot gekauft, macht als Anfänger schon eine gute Figur.