Klimaschutz Feinstaub vor der eigenen Haustür messen

Grefrath. · Um Transparenz in Sachen Luftdaten geht es in einem Projekt, bei dem schon Tausende mitmachen. Auch der Grefrather Frank Ulbrich ist dabei und misst den Feinstaub in der Luft.

 Der Grefrather Frank Ulbrich hat sich aus wenigen Teilen eine kleine Feinstaub-Messstation gebaut.

Der Grefrather Frank Ulbrich hat sich aus wenigen Teilen eine kleine Feinstaub-Messstation gebaut.

Foto: WZ/Ulrike Gerards

Im äußersten Südwesten von Kempen ist eine grüne Wabe auf der Karte zu sehen, in St. Tönis ebenfalls, in Grefrath gleich zwei. Die Waben stehen für Sensoren, die den Feinstaubgehalt in der Luft messen und die Daten mit der Welt teilen.

Überall redet man zurzeit über Feinstaub und seine Gefahren für die Gesundheit. Doch einige – mittlerweile mehrere tausend weltweit – wollen es genau wissen und messen die Werte in der Luft bei sich zu Hause. Einer von ihnen ist der Grefrather Frank Ulbrich. Es ist eine unauffällige kleine Kiste am Carport, die die Daten über die Luftqualität an seinem Haus sammelt und über das Internet Wissenschaftlern, Planern oder Interessierten auf der ganzen Welt zur Verfügung stellt. Die Daten können heruntergeladen und als Karte oder Diagramm visualisiert werden.

In Stuttgart fing
die Bewegung an

„Angefangen hat das Projekt in Stuttgart“, erklärt Frank Ulbrich. Dort gab es eine hohe Feinstaubbelastung und so fand sich 2015 eine Gruppe von Tüfftlern, die selbst messen wollte. Das System soll möglichst offen sein, damit jeder mitmachen kann. So findet man auf der Homepage eine Bauanleitung für die Messstation und die benötigte Software. Über WLAN werden die Werte auf zwei zentrale Server gespielt. Dort hat jeder Einblick in die Messdaten.

Vereinzelte Messpunkte findet man auf der ganzen Welt. In Europa – besonders in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg – wird am fleißigsten gemessen. Bei einem Wert von null bis 25 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) ist die Anzeige grün, danach wird die Anzeige gelb, orange und rot bis violett bei 500 µg/m³ Feinstaub. Jede Wabe zeigt den Durchschnitt der Werte aller Sensoren, die sich in dieser Zelle befinden. Weite Teile Deutschlands zeigen sich am Mittwochvormittag grün. Im Norden rund um Bremen, Hamburg und an einigen Orten in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gibt es vereinzelte gelbe, orange und rote Punkte. Das ist eine Momentaufnahme. Denn angezeigt werden immer die Werte der letzten fünf Minuten. „Die von den jeweiligen Landesbehörden veröffentlichen Werte werden als ein 24-Stunden-Mittelwert angegeben. Dadurch können die Werte deutlich vom 24-Stunden-Mittelwert abweichen“, heißt es in der Erklärung.

Per Klick kann man sich die gleitenden 24-Stunden-Mittelwerte der letzten sieben Tage und den Tagesverlauf für die letzten 24 Stunden eines einzelnen Sensors anzeigen lassen. Auch die Werte kleinerer Feinstaubpartikel (PM2,5), Temperatur oder Luftfeuchtigkeit kann man ansehen.

Frank Ulbrich baut sich noch ein zweites portables Gerät zusammen, das eine LCD-Anzeige besitzt, sodass die Messergebnisse direkt ablesen werden können. „Für die Bauteile habe ich zirka 25 bis 30 Euro ausgegeben“, sagt Ulbrich.

Der Grefrather, der selbst Nachrichtentechnik studiert hat, hatte schon immer Interesse an Wetterdaten und Umwelttechnik. In Grefrath sind die Werte oft im „grünen Bereich“. Aber schon wenn die Müllabfuhr vor dem Haus hält oder die Nachbarn die Kamine anheizen, ist dies in den Daten zu erkennen. Für Frank Ulbrich geht es bei dieser Messung keinesfalls um Panikmache, Transparenz ist ihm wichtig. „So kann man sich selbst ein Bild machen“, sagt der Grefrather.

Einige Kommunen unterstützen das Projekt und stellen selbst Sensoren an Rathäusern oder Feuerwehren auf, sagt Ulbrich. Die Daten lassen sich auch auf eigenen Homepages einbinden, um zu zeigen, wie gut oder schlecht es im Ort um die Luft steht. Es gebe auch Volkshochschulen, die Kurse dazu anbieten. Frank Ulbrich könnte sich auch vorstellen, dass das Thema an Schulen behandelt werden könnte. Er würde sich freuen, wenn sich noch mehr Menschen dem Selbstbauprojekt „Feinstaubsensor“ anschließen würden.

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