Kempen Kempen: Verwaltung stockt das Personal auf

Kempen · Ab 2020 soll über eine Million Euro mehr pro Jahr in das städtische Personal gesteckt werden. Insbesondere die Schaffung von modernen Strukturen macht zusätzliche Arbeitskräfte erforderlich.

 Der Blick von Gerüst der Propsteikirche auf das Kempener Rathaus. In den Gemäuern zwischen Buttermarkt und Kirchplatz soll sich personell und strukturell einiges verändern.

Der Blick von Gerüst der Propsteikirche auf das Kempener Rathaus. In den Gemäuern zwischen Buttermarkt und Kirchplatz soll sich personell und strukturell einiges verändern.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Die Liste der Aufgaben ist lang und die entsprechende Personalliste offenbar zu kurz. Dass die Stadt Kempen in der Personalklemme steckt, ist schon mehrfach berichtet worden. Neben den bestehenden und kommenden Lücken in den Führungsetagen sind es aber vor allem die Strukturveränderungen, die auch auf anderen Ebenen mehr bzw. anderes Personal notwendig machen. Daher geht Beigeordneter Jörg Geulmann mit dem neuen Stellenplan ab 2020 in die Offensive. Rund eine Million Euro mehr will die Stadtverwaltung jährlich für das Personal ausgeben. Dafür haben Geulmann und Bürgermeister Volker Rübo nun grünes Licht vom Stadtrat bekommen.

In den Beratungen machte Jörg Geulmann keinen Hehl daraus, dass in seiner Brust zwei Herzen schlagen. Zum einen ist er derzeit als Beigeordneter fürs Personal zuständig; ebenso ist er als Kämmerer aber auch für die Finanzen verantwortlich. „Ich sehe die Notwendigkeit für mehrere zusätzliche Stellen. Wir haben in mehreren Bereichen Bedarf“, so Geulmann. Allerdings dürfe man die Kostenseite nicht aus den Augen verlieren. „Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die städtischen Personalaufwendungen eine kritische Höhe erreicht haben“, heißt es in der Beschlussvorlage für den Rat. Das werde sicher auch der Landrat bei der Betrachtung des Kempener Haushaltes kritisch anmerken. Zumal mit Blick auf weitere Modernisierungsprozesse das Ende der Fahnenstange nicht erreicht sei. Von den Fraktionen erhielt die Verwaltungsspitze aber die Unterstützung, dass man dies nun gemeinsam angehen müsse.

Gleich mehrere zusätzliche Personalausgaben sind mit dem Stichwort Digitalisierung verknüpft. So sollen im Hauptamt gleich drei Stellen geschaffen werden, die sich mit dem Themen Systemadministration und Digitalisierung beschäftigen. „Im Bereich des Hauptamtes stehen in den nächsten Jahren sehr große organisatorische Veränderungen an. Zum einen müssen bestehende, zum großen Teil nicht mehr zeitgemäße Organisationsstrukturen dringend überarbeitet und aktualisiert werden“, verweist Geulmann in der Vorlage auf die Erkenntnisse eines Gutachtens. Zum anderen würden diese Veränderungen große Digitalisierungsprojekte mit sich bringen.

Auch das Thema Klimaschutz schlägt im Stellenplan zu Buche. Im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit plant die Stadt Kempen mit zwei zusätzlichen Stellen. In beiden Fällen kann die Kommune auf Fördermittel aus Düsseldorf und/oder Berlin hoffen. Und auf Druck der Fraktionen wird auch die Stelle des Umweltreferenten Heinz Puster neu besetzt. Bei ihm steht in einigen Jahren die Rente an. Im ursprünglichen Entwurf sollten die Aufgaben auf die beiden neuen Klimaschutz-Stellen verteilt werden. Nun soll es aber künftig drei Stellen für den Bereich geben – also auch eine Nachbesetzung des Umweltreferenten.

Stellen zu schaffen ist für eine Kommune anno 2019 das eine, diese aber auch tatsächlich zu besetzen das andere. Vielfach ist der Arbeitsmarkt außerhalb des öffentlichen Dienstes attraktiver. Zudem mangelt es wie in der freien Wirtschaft an Fachkräften. Deshalb will die Stadt Kempen nun – auf Antrag der CDU – das eigene Ausbildungskontingent erhöhen. 2020 soll es jeweils einen Ausbildungsplatz in den Bereichen Fachinformatik, Medien und Informationsdienste in der Stadtbibliothek sowie im Garten- und Landschaftsbau geben.

Insbesondere im Bereich der Kindertagesstätten ist der Personalmangel in nahezu allen Kommunen ein leidiges Thema. Um in Kempen Abhilfe zu schaffen, war auch die sogenannte Praxisintegrierte Erzieherausbildung (PiA) Bestandteil des CDU-Antrags. Drei Jahre dauert die fachschulische und praxisintegrierte Erzieherausbildung, bei der die angehenden Erzieher in einer Einrichtung angestellt sind und dort eine Vergütung nach dem Tarifvertrag der Praktikanten erhalten. Zwei Tage pro Woche besuchen sie eine Berufsschule, drei Tage arbeiten sie in der Einrichtung. Dieses neue Modell gibt es bereits seit Sommer am Krefelder Berufskolleg Vera Beckers.

„In diesem Zusammenhang hat sich die Stadt Krefeld bei diesem Thema schon auf den Weg gemacht“, wusste Heike Höltken (CDU) im Stadtrat zu berichten. Auch am Dülkener Standort des Berufskollegs im Kreis Viersen sollen entsprechende Klassen eingerichtet werden, so Höltken. Bei der Stadt Willich wurden auch schon entsprechende Auszubildende angestellt (die WZ berichtete). Weil sich andere Kommunen und Bildungseinrichtungen bereits intensiv mit „PiA“ befassen, war der CDU die Aussage der Kempener Verwaltung etwas zu vage. „Die Plätze der Praxisintegrierten Erzieherausbildung sollen soweit wie möglich erhöht werden“, heißt es in der Vorlage. Heike Höltken forderte das Thema mit mehr Nachdruck anzugehen.

Nun geht es an die Umsetzung der Änderungen im Stellenplan. Kein einfaches Unterfangen: Auch weil Personalamtsleiterin Sabrina Schröder die Stadt schon nach kurzer Zeit wieder verlässt. Aus persönlichen Gründen wechselt sie den Arbeitsplatz und steht in Kürze nicht mehr zur Verfügung (die WZ berichtete).

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