Kempen Erst Bleistift, dann Sprühdose

In Workshops üben die Jugendlichen, wie sie nachher ihre Straßenbahn gestalten können.

Kempen: Erst Bleistift, dann Sprühdose
Foto: Kurt Lübke

Kempen. „Viele unserer Besucher warten darauf, dass die Straßenbahn endlich im Sportpark steht und dass wir mit dem Innenausbau beginnen können“, sagt der Leiter der Jugendeinrichtung Campus, Marc Schneider. Noch müssen sich die jungen Leute etwas gedulden. Jetzt geht es im Campus erst einmal um die ersten praktischen Überlegungen, wie man das Äußere der ausgemusterten Straßenbahn farblich gestalten kann. Es ist der erste von drei Workshops, in denen die jungen Leute zu Graffiti-Künstlern werden sollen. Eben für die „Elektrische“, die wahrscheinlich Anfang des nächsten Jahres unter kräftigem finanziellen Anschub der Stadtwerke Krefeld (SWK) und Stadt Kempen (die WZ berichtete) ihr neues Quartier auf dem noch neu zu bauenden Gleisbett im Sportpark an der Berliner Allee in Kempen bekommen wird.

Die Spraydosen, Einwegoveralls oder Spanplatten liegen zwar schon bereit, aber so weit ist es für die 18 Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu Beginn des Kurses noch nicht. „Wir möchten diesen besonderen Jugendtreff im Frühjahr mit einem Skater- und Bike-Contest einweihen“, sagt eingangs Kempens Jugendleiterin Heike Badberg, die beim ersten Workshop genauso mitmacht wie der 26-jährige SWK-Projektleiter Gregor Ulschmid.

Sechs Mädels sind unter anderem schon da, darunter die 15-jährige Ardita Muhaxheri, die oft ins Jugendzentrum „Alte Post“ geht. Sie sagt: „Schon in der Schule hat mir das Zeichnen immer großen Spaß gemacht und jetzt kann ich bestimmt etwas dazulernen.“ Es geht in den ersten Stunden wirklich erst einmal um das Zeichnen.

Angeleitet wird die Gruppe von Nils Sprenger (Krefeld) und Michael Verhoeven (Duisburg, beide 26). Nils Sprenger hat Kommunikations-Design studiert, Michael Verhoeven ist gerade dabei. Beide sprayen seit etwa zehn Jahren und freuen sich auf das Projekt. „Denn es kommt selten vor, dass wir so eine große Fläche legal besprayen dürfen“, sagt Verhoeven. Erst einmal werden Din-A4-Blätter, Blei- und Eddingstifte verteilt. „Schreibt erst einmal in Großbuchstaben eure Vornamen auf das Blatt, macht euch Hilfslinien, damit es erst einmal geordnet aussieht und verseht die Striche und Bögen der Buchstaben mit einem Rahmen, den wir ja dann später mit den Farben füllen müssen“, lautet die erste Aufgabe. Einer der Besten ist Dominik. Er ist 24 und arbeitet als studentische Hilfskraft im Calimero in St. Hubert.

Später werden Comic-Figuren gezeichnet. Unter anderem Vivien, Jessica, Sara und Chayenne machen ihre Sache gut.

Auch Jugendliche vom „Mounty“ in Tönisberg sind gekommen. „Wann geht es denn endlich mit dem Sprayen los?“, will ungeduldig eine Elfjährige wissen. Die jungen Leute lernen auf den Papierbögen erst einmal, die Buchstaben schrittweise mehr auszuarbeiten, sie zu verschieben, mit Hintergründen und Schatten zu versehen.

„Ein tolles und außergewöhnliches Projekt“, schwärmt Jugendamtsleiterin Heike Badberg in einer kurzen Pause. Sie lobt den Einsatz und das Engagement vieler Jugendlichen, die für die Verwirklichung des Projekts im zuständigen Ausschuss gekämpft hatten. Was Badberg noch sehr wichtig ist: „Dass die jungen Leute selbst entscheiden können, wie später mal der Treff heißt oder ob da rosa oder grüne Kissen reinkommen. Das ist das Projekt der Jungs und Mädels, nicht unser.“ Nach etwa vier Stunden ziehen sich die Teilnehmer die Overalls und Masken an, nachdem sie ihre besten Entwürfe auf etwa 1,40 mal ein Meter breite Spanplatten übertragen hatten. Dann darf gesprayt werden.

Am 13. und 20. November folgen zwei weitere Workshops in einer Wagenhalle der SWK. Dort steht seit einigen Wochen der etwa 28 Meter lange rot-weiße Triebwagen „SWK 836“ mit seinen 54 Sitzplätzen.

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