Ausbildung Hoffen auf noch mehr Zuspruch

Tönisvorst · Bislang haben sich mit WeGrow, Nofzz und der Arca Regler GmbH lediglich drei Tönisvorster Unternehmen für die Berufs-Initiative "CheckIn" gemeldet - obwohl es der einfachste Weg ist, Nachwuchs zu gewinnen, sagt die Wirtschaftsförderung der Stadt.

 Noel Langusch wird bei WeGrow in Tönisvorst zum Industriekaufmann ausgebildet.

Noel Langusch wird bei WeGrow in Tönisvorst zum Industriekaufmann ausgebildet.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Seit mehr als einem Jahr befindet sich Noel Langusch bei WeGrow in der Ausbildung zum Industriekaufmann. Der 27-jährige Moerser, dessen halbe Familie aus Spanien kommt, hatte für sich nach einem Unternehmen gesucht, „wo ich meine Sprachkenntnisse einsetzen kann. Das mit Sprachen zu kombinieren, das war mein Traum.“

Über die IHK kam er an das Tönisvorster Unternehmen, das 2009 als Spin-Off-Unternehmen des Forschungsbereiches Nachwachsender Rohstoffe der Universität Bonn gegründet wurde. Es zählt mit den Geschäftsfeldern Sortenentwicklung, Jungpflanzenproduktion, Standortbewertung, Pflanzung und Pflanzenpflege sowie nachhaltiger Holzproduktion zu den führenden Spezialisten in Europa. Das Klima dort gefiel ihm von Anfang an, sagt Langusch. Dass er in einen Betrieb kam, der sich mit dem Thema nachhaltiger Holzproduktion beschäftigt, „fand ich interessant, aber ich war darauf nicht fokussiert. Persönlich finde ich das aber superschön.“

Die Schulungen über das Kempener Berufskolleg funktionierten auch in Corona-Zeiten über Home-Schooling. „Präsenzunterricht ist natürlich super“, aber auch ohne sei er klargekommen. Und der Kundenkontakt im Vertrieb, das macht ihm richtig Spaß, sagt er. Mittlerweile führt Langusch schon durchaus substanzielle Verkaufsgespräche. „In Absprache spreche ich dann auch mal über größere Aufträge, die nach Frankreich gehen sollen.“

Erstmals ist WeGrow bei der Ausbildungsoffensive dabei

Auf Kandidaten wie ihn hoffen die Verantwortlichen bei WeGrow, wenn sie im Rahmen von „CheckIn“ um Auszubildende für das Jahr 2022 werben. „Es ist das erste Mal, dass wir daran teilnehmen“, erläutert Melanie Beck, bei dem Unternehmen im Bereich „Human Resources & Training Officer“ tätig. „Uns ist daran gelegen, dass wir Nachwuchskräfte gewinnen und somit unser Unternehmen weiter wachsen lassen können“, ergänzt Sales Director Indra Schulz. 

Pro Jahr versuche man zwei bis drei Auszubildende in das Unternehmen einzubinden. Was eine langfristige Perspektive anbetrifft, könne sie durchaus Hoffnung machen, sagt Melanie Beck. „Unsere letzten dualen Studenten hier haben wir in Festanstellung übernommen. Und jeder Azubi, der hier fertig war, hatte hier einen Anschluss. Jeder, der wollte, durfte und konnte bleiben.“

Beide Frauen hoffen auf gute Kandidaten für 2022. Voraussetzung sei das Abitur. Wenn jemand „einen super Abschluss und Berufserfahrung“ habe, sei das durchaus von Vorteil, sagt Beck. „Wir schauen auf die schulische Leistung. Wir brauchen Leute, die Spaß daran haben, mit anzupacken und Verantwortung übernehmen.“ Die Auszubildenden in dem Bereich hätten bisher aber auch eine Qualität mitgebracht, die es erlaubt habe, „dass man sie in Teil-Verantwortung agieren lässt“. 

Für den Bereich Lager/Logistik sehe das Interesse dagegen „mau“ aus, weil der Bereich eben einen schlechten Ruf habe. Aber auch da könne man als Azubi mit dem Interesse, selbst aktiv mit anzupacken, in dem Unternehmen eine Perspektive entwickeln, sagt Beck. „Dass er mit den Spediteuren für den Versand unserer Pflanzen in mittlerweile mehr als 20 Länder verhandeln darf und schnell aktiv sein Verantwortungsbereich erhält.“

Junge Menschen erreichen
und auf sich aufmerksam machen

Das Tönisvorster Technologieunternehmen Noffz ist seit drei Jahren bei „CheckIn“ mit dabei. „Wir finden es toll, dass wir die Jugendlichen so erreichen und auf uns aufmerksam machen“, sagt Personalreferentin Corinna Pichenet. „Und wir ermöglichen jungen Leuten, eine Ausbildung zu machen. Wir finden den Rahmen gut, wenn das Check-In-Magazin mit an den Schulen verteilt wird.“ Und natürlich die Check-In-Tage selbst, an denen Interessenten in die Firma kommen können. „Da gibt es zum Beispiel beim Elektroniker für Geräte und System eine Führung durch einen Azubi, der direkt aus dem Fachbereich kommt. Man ist da dann lockerer, traut sich mehr zu sagen und es entsteht kein zu steifer Eindruck.“

Leider sei die Resonanz bislang da „sehr spärlich“ ausgefallen. „Weil wir so abgelegen sind, nicht so viele Besucher bekommen“, ist ihre Vermutung. „Die Tage werden leider nicht so wahrgenommen.“ Dennoch wolle man das beibehalten.

Warum sich andere Unternehmen aus Tönisvorst an dem Projekt nicht mit beteiligen, könne sie auch nicht sagen. „Wir hatten selbst bei uns im Haus eine Veranstaltung für ,Check In’, um Unternehmen zu interessieren. Der Fachkräftemangel herrscht ja überall.“ Und es sei eine so einfache Gelegenheit, potenzielle Azubis für Jobs zu interessieren.

Das Unternehmen hat im August zwei Auszubildende für den Beruf des Elektronikers für Geräte und System übernommen, will auch 2022 zwei Stellen vergeben. Und nachdem man wegen Kurzarbeit die Einarbeitung für die Stelle als Industriekaufmann/ -frau nicht gewährleisten konnte, plant Noffz auch dafür mit einem oder einer Auszubildenden.

WeGrow und Nofzz sind zwei Unternehmen, die für Tönisvorst bei der Ausbildungsoffensive dabei sind. Dazu kommt noch die Arca Regler GmbH. Die Anmeldefrist wurde bis zum 9. August verlängert, bestätigte „CheckIn“-Organisator Thomas Feldges.

Der Wirtschaftsförderer der Stadt Tönisvorst, Markus Hergett, hat die Unternehmen der Stadt nochmal dazu aufgerufen, sich an dem Projekt zu beteiligen. „Mir ist an der Kampagne sehr gelegen. Warum sich die Unternehmen nicht beteiligen, kann ich mir auch nicht erklären.“ Corona sei da eine Möglichkeit. Die Ausgangslage sei aber in jedem Fall die Gleiche wie vor der Pandemie: „Wir haben Fachkräftemangel und ein demographisches Problem. Der Bedarf an Nachwuchs ist dringend da.“ Er würde den Unternehmen dringend an Herz legen, sich an einer solchen Kampagne zu beteiligen. „Und wenn jemand aus Pandemiegründen sagt: ich will keinen Besucherverkehr, dann lässt sich das digital machen.“ Das unterstütze „CheckIn“ mit einer Plattform.

Die Kosten für eine Teilnahme seien überschaubar. „Und es kann ja auch passieren, dass sich über diese Geschichte vielleicht sogar ein Nachzügler einfangen lässt. Das ist ja auch Marketing. wenn sich da für 2021 noch jemand findet.“ Aus Sicht der Wirtschaftsförderung habe man alles getan, um auf das Thema aufmerksam zu machen. „Wir haben einen digitalen Elternabend mit den weiterführenden Schulen gemacht. Ich bin sicher, dass sich genug interessierte Schüler Ende September in den Unternehmen tummeln werden.“

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