In der antiken Glasvitrine stapeln sich die verblassten Bücher. "Das sind alles französische Autoren. Wir haben sie gemeinsam im Kurs gelesen", sagt Dorothee Dreyer ein wenig stolz. Gerne sitzt die 85-Jährige an ihrem Schreibtisch vor dem Panorama-Fenster mit Blick auf die unbebauten Felder und liest aus ihren französischen "Schätzchen".

Die Sprache habe es ihr schon immer angetan - von ihrem Vater habe sie die Leidenschaft geerbt. "Bereits als Kind konnte ich auf französisch bis zehn zählen", erinnert sie sich. Aber erst mit Mitte 50 nimmt sich die heute fünffache Großmutter Privatstunden, um sich "der Sprache wieder anzunähern".

"Wie ich auf den VHS-Kurs aufmerksam wurde, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr", sagt Dreyer und runzelt die Stirn. "Es hat sich einfach so ergeben." Aus diesem Zufall entwickelte sich bis zum heutigen Tag eine große Verbundenheit: Seit 22 Jahre besteht der Kurs.

"Natürlich sind einige Leute abgesprungen und andere gekommen, aber der harte Kern unseres Kurses existiert seit 22 Jahren." Viele Freundschaften haben sich über die Jahre hinweg entwickelt.

"Mein Mann beherrschte die französische Sprache leider nicht, aber in der Gruppe konnte und kann ich mich sprachlich gesehen ausleben." Jedes Jahr ging es mit der VHS-Truppe nach Frankreich.

"Wir haben viel gesehen. Aber am besten hat mir die Kirche in Vezelay gefallen", sagt die 85-Jährige und schwelgt sofort in Erinnerungen. Gerne würde sie bald wieder nach Frankreich reisen, aber das ist ihr mittlerweile zu anstrengend geworden.

Für das gerade gestartete Semester an der VHS fühlt sie sich jedoch bestens gewappnet. Und wird sie als Kursälteste auch wieder im nächsten Semester mit von der Partie sein? "Ich sage eigentlich jedes Mal auf Neue, dass dieses Semester das letzte sein wird. Und immer wieder geht die Teilnehmerliste herum und ich trage mich ganz automatisch wieder ein", schmunzelt sie.