Wülfrath Hilfe für straffällige junge Frauen

Wülfrath · Die Bergische Diakonie hat ihre Wurzeln im „Elberfeld-Barmer Verein zur Hebung der Sittlichkeit und zur Erhaltung des Zufluchtshauses“.

 Diese Aufnahme des Gutes Eigen der Bergischen Diakonie stammt aus dem Jahr 1963.

Diese Aufnahme des Gutes Eigen der Bergischen Diakonie stammt aus dem Jahr 1963.

Foto: Thomas Müller

. „Warum heißt die Einrichtung Bergische Diakonie Aprath, obwohl sich die Gebäude definitiv in Oberdüssel befinden? Diese Frage möchte ein WZ-Leser beantwortet haben. Um dies zu klären, erinnert Pfarrer Jörg Hohlweger, Theologischer Vorstand der Bergischen Diakonie Aprath, an die Anfänge der Einrichtung.

„Im Jahr 1882 wurde der Elberfeld-Barmer Verein zur Hebung der Sittlichkeit und zur Erhaltung des Zufluchtshauses gegründet.“ Der Initiator, Karl Jeremias Heinersdorff, ist ein evangelischer Gefängnispfarrer, der sich um straffällig gewordene Frauen kümmert. „Meistens hat es sich um junge Frauen gehandelt, die aus Armut zur Prostitution gezwungen waren“, erklärt Jörg Hohlweger. Prostitution stand zu der Zeit unter Strafe und Karl Heinersdorff begegnete diesen Frauen dann im Gefängnis.

Ein Zufluchtshaus biete den Frauen nach der Haftentlassung die Möglichkeit, den fatalen Kreislauf von Armut und Prostitution zu durchbrechen. Das Zufluchtshaus besteht anfänglich aus zwei angemieteten Zimmern, die aber bei weitem nicht ausreichen. Aus Spendenmitteln kann der Verein 1891 ein eigenes, großes Gebäude an der Straßburger Straße errichten. Heute beherbergt dieses Gebäude übrigens das Evangelische Berufskolleg der Bergischen Diakonie.

„Not und Armut um die Jahrhundertwende zwangen zur Expansion innerhalb Elberfelds und darüber hinaus. 1909 wurde das landwirtschaftliche Gut Eigen bei Aprath gekauft. Es gehörte zur Bürgermeisterei Wülfrath im Kreis Mettmann und lag als einer von vielen verstreuten Wohnplätzen in der Gemarkung Oberdüssel. Weitere umliegende Wohnplätze wie Schönefeld, Bäumchen und Langensiepen kamen dazu“, erläutert Jörg Hohlweger. Der etwa vier Kilometer entfernte Bahnhof Aprath bildet einen Orientierungspunkt, um die geographische Lage dieses allmählich zu einer Anstaltsdiakonie zusammenwachsenden Gebildes zu beschreiben. Hinzu kommt, dass der Name Aprath durch die 1910 gebaute Lungenklinik bald bis ins Ruhrgebiet hinein ein Begriff wird. Durch die Bahnstation Aprath ist die Zweigstelle des Vereins auch für Anreisende gut von der Hauptstelle in Elberfeld zu unterscheiden.

Zur Zeit der Nazi-Diktatur schlüpft der Verein aus Sicherheitsgründen unter den Mantel des Bergischen Diakonissenmutterhauses. „An die Diakonissen haben sich die Nazis trotz aller Gleichschaltung nicht herangetraut“, weiß Jörg Hohlweger. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeiten mehr als 60 Diakonissen in der Einrichtung in Elberfeld.

 „1967 erschien der ursprüngliche Vereinsname den Verantwortlichen zu sperrig, also wurde ein neuer gesucht“, sagt der Pfarrer. Die Wahl fällt auf Bergische Diakonie Aprath. „Zu Beginn war der Name Oberdüssel also noch eine regionale Bezeichnung, die sich nicht fest mit einem Ort verband, während der Name Aprath einen konkreten Ort als Bezugspunkt bot. Durch das starke Wachstum der Anstaltsdiakonie ergab sich allmählich die Notwendigkeit einer eigenen Ortsbezeichnung. Durch die Lage am Oberdüsseler Weg wuchs allmählich Oberdüssel als eine eigene Ortsbezeichnung heran. Das geschah aber erst, als sich der Name Aprath schon längst mit der Anstaltsdiakonie fest verbunden hatte“, erläutert Jörg Hohlweger.

„Als Renate Zanjani, die Sprecherin der Bergischen Diakonie, 2015 zu uns ins Unternehmen gekommen ist, haben wir uns den Unternehmensverbund genau angeschaut“, so der Theologische Vorstand. Die Bergische Diakonie Aprath war und ist der Mutterkonzern, dem zehn verschiedene Gesellschaften angehören. Der nunmehr genutzte Begriff Bergische Diakonie ist eine Marke, keine Rechtskonstruktion. „Wir haben Aprath gestrichen, um diese Unschärfe zu nehmen, weil wir uns mittlerweile auf Oberdüsseler Gebiet befinden“, erklärt Jörg Hohlweger. Dennoch ist der frühere Name weiterhin tief verwurzelt. „Unsere ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir einmal pro Jahr einladen, nennen sich immer noch ,Alte Aprather‘“,so Jörg Hohlweger abschließend.

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