Leiharbeit: „Heuern und Feuern ist an der Tagesordnung“

Der DGB sorgt sich vor allem um die hohe Fluktuation bei Leiharbeits-Firmen.

Krefeld. Die Sorgen des Krefelder DGB-Vorsitzenden Ralf Köpke um den Arbeitsmarkt werden nicht geringer: Auch in diesem Jahr gibt es nach Auskunft des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Krefeld eine relative Stagnation in der Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Sorgen machen dem DGB das relativ hohe Entlassungsrisiko von Beschäftigten, eine steigende Tendenz von befristeten Verträgen und die hohe Fluktuation bei Leiharbeitsunternehmen.

Schon jetzt sind nach Schätzungen des DGB von Januar bis Juli 2012 in Krefeld über 4000 Beschäftigte aus der Erwerbstätigkeit in die Arbeitslosigkeit gegangen. Eine Untersuchung der Statistik der Bundesagentur für Arbeit belegt die vorerst nur bis Ende 2011 zur Verfügung stehenden Zahlen in der Tendenz.

7769 Beschäftigte in der Stadt Krefeld haben nach Berechnungen des DGB im vergangenen Jahr ihren regulären Job verloren und sind arbeitslos geworden.

„Trotz guter Konjunktur und steigender Klagen von Unternehmen über Fachkräftemangel hat fast jeder zehnte sozialversichert Beschäftigte in der Stadt Krefeld in 2011 den Job verloren“, so Ralf Köpke. Zuletzt wurden im Dezember 2011 in Krefeld 83 055 sozialversichert Beschäftigte gezählt.

Gemessen daran mussten im Laufe des Jahres 2011 in Krefeld rund 9,4 Prozent der Beschäftigten den Gang zur Arbeitsagentur antreten. Auch der gestiegene Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse zeige, dass die Konkurrenz der Betriebe um gute Fachkräfte längst nicht überall intensiv sein kann, so die gewerkschaftliche Kritik. Bundesweit sei fast jede zweite Neueinstellung befristet. Bei einem wirklichen Mangel würde man einen sorgsamen Umgang der Betriebe mit Beschäftigten erkennen.

Zwischen den Branchen gebe es deutliche Unterschiede in der Personalpolitik und der Stabilität der Arbeitsverhältnisse. Das Entlassungsrisiko sei im verarbeitenden Gewerbe deutlich niedriger als in anderen Branchen. Dabei muss sich diese Branche — aufgrund des hohen Exportanteils — der internationalen Konkurrenz in besonderer Weise stellen. In anderen — stärker auf die Nachfrage in Krefeld ausgerichteten Wirtschaftszweigen — ist das Risiko des Arbeitsplatzverlustes deutlich höher.

Allein im Gastgewerbe haben im Vorjahr 352 Arbeitskräfte den Job verloren, mehr als 23 Prozent. In der Leiharbeit ist das Arbeitsplatzrisiko noch dramatischer. Das Risiko der Arbeitslosigkeit für beschäftigte Leiharbeitskräfte weist eine bundesdeutsche Spitzenmarke auf. Mehr als die Hälfte der Leiharbeiter in Krefeld sind aus der Beschäftigung in die Arbeitslosigkeit gegangen. „Dies ist eine unglaublich hohe Anzahl und zeigt deutlich die Situation der Branche. Wenn jetzt noch die Unternehmen behaupten, dass 30 bis 50 Prozent in die Entleihbetriebe übernommen werden, dürfte es eigentlich keine Leiharbeiter mehr geben, so Ralf Köpke weiter. Diese absolut hohe Personalfluktuation zeige, dass „Heuern und Feuern“ im Verleihgewerbe immer noch an der Tagesordnung sei. „Instabile und prekäre Beschäftigung tragen nicht zum Abbau eines Fachkräftemangels bei, sondern verschärfen ihn eher“, so Köpke.

Betriebe mit hoher Personalfluktuation und hohem Entlassungsrisiko engagieren sich kaum in der betrieblichen Weiterbildung und bilden weniger aus, sprich: „Zukunftsprobleme selbst verursacht“, so Köpke abschließend.

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