Natur Wie sich Krefeld um seine Bäume kümmert

Krefeld · Die trockenen Jahre belasten den Baumbestand. Stadt und Kommunalbetrieb basteln an Lösungen für diese Herausforderung

 Oberbürgermeister Frank Meyer und Helmut Döpcke, Chef des Kommunalbetriebs, an einem Feldahorn am Ostwall.

Oberbürgermeister Frank Meyer und Helmut Döpcke, Chef des Kommunalbetriebs, an einem Feldahorn am Ostwall.

Foto: Andreas Bischof

Entspannt stehen die beiden Herren in ihren Sakkos neben dem jungen Feldahorn. Die beiden Männer, die hier für ein Foto posieren, sind Oberbürgermeister Frank Meyer und Helmut Döpcke, Chef des Kommunalbetriebs Krefeld (KBK). Die Botschaft des Motivs ist eindeutig. Beide wollen zeigen: Uns liegt der Baumbestand am Herzen – auch in den dicht bebauten Teilen der Stadt. Deshalb haben sie wohl auch den Feldahorn an der K-Bahn-Haltestelle am Ostwall für ihr Foto ausgewählt. 

Später, im Büro des Kommunalbetriebs, informieren Meyer und Döpcke darüber, was die Stadt nun für Bäume tut. Ein Thema, zu dem man vor fünf Jahren womöglich noch kein Gespräch geführt hätte, sagt Meyer. Mittlerweile ist es auf der politischen Agenda. Trockene Jahre machen dem Bestand von etwa 90 000 Bäumen in der Stadt zu schaffen. Man habe das Problem gehabt, dass einige Zeit mehr Bäume gefällt werden mussten als neue gepflanzt werden konnten, so Meyer.

Forschung soll Erkenntnisse
zur Anpflanzung liefern

Doch zu einem lebenswerten Stadtumfeld würden für ihn auch Bäume gehören. Also sollen sie in der Stadt wachsen. Dort ist allerdings nicht nur die Trockenheit eine Herausforderung. „Straßenbäume stehen immer in Konkurrenz zu städtebaulichen Maßnahmen und Infrastrukturmaßnahmen“, sagt Meyer. Diese Konkurrenz besteht etwa bei Bäumen, deren Wurzeln Radwege zu Buckelpisten machen.

Um trotz dieser Herausforderungen Bäume zu haben, muss der KBK handeln. Mit dem Ziel herauszufinden, wie Bäume auch in Zukunft im städtischen Raum aufgezogen und gepflegt werden können, beteiligt sich Krefeld daher nun am Forschungsprojekt „Tree Mania“. Dieses mit einem Budget von 1,5 Millionen Euro ausgestattete Programm findet in elf Gemeinden in Deutschland und in den Niederlanden statt. In Krefeld läuft die Forschung an vier Standorten.

Einer davon ist am Foto-Feldahorn am Ostwall. Im Boden unter dem Baum ist ein digitales Messsystem angebracht. Dieses kann etwa ermitteln, wie weit Wasser in den Boden zu den Wurzeln zieht. Auch die Belüftung des Bodens ermittelt das System. Diese sollte vorhanden sein, damit der Baum wichtige Nährstoffe aufnehmen kann. Anhand dieser Daten möchte der Kommunalbetrieb unter anderem klären, welche Erde besonders vorteilhaft für nachhaltiges Wachstum ist.

Jeder Baum benötige zudem eine andere Bewässerung, sagt KBK-Mann Döpcke. Doch über diese Details weiß man aus seiner Sicht zu wenig. Die Forschung soll in den nächsten zweieinhalb Jahren Erkenntnisse liefern.

Dabei sind weitere Standorte der Untersuchung die Rheinstraße zwischen Dionysiuskirche und Ostwall sowie die Stadtpromenade. Auch der Platz der Wiedervereinigung vor Fabrik Heeder ist im Fokus des KBK. Alle Bäume, die dort in den 1990er Jahren gepflanzt worden seien, seien kaputtgegangen, sagt Döpcke. Manche Bäume hätten viel zu wenig Wasser gehabt, andere viel zu viel. Mittlerweile unternimmt der KBK einen zweiten Anlauf. Damit die Bäume dieses Mal richtig bewässert werden, gibt es ein unterirdisches Rohrsystem. Dieses verteilt das Wasser zwischen den Bäumen.

Auch unabhängig vom Forschungsprojekt will der KBK den Baumbestand stärken, berichtet Döpcke. Im Jahr 2020 wurden 482 Bäume gepflanzt. Dem stehen 424 Fällungen im Jahr 2019 gegenüber. Bei neuen Bäumen achte man darauf, besonders trockenheitstolerante Arten zu nutzen, sagt Döpcke. So sollen die Pflanzen auch in Zukunft im städtischen Raum überleben. An der Uerdinger Straße stehen inzwischen zum Beispiel Kegel-Linden. „Die verkraften Trockenheit sehr gut“, sagt Döpcke.

Auch ein umfangreiches Bewässerungskonzept habe man auf den Weg gebracht, sagt Döpcke. Besonders für Jungbäume sei das wichtig. Da der KBK freilich nicht alle Bäume in der Stadt bewässern kann und muss, hat eine Prioritätenliste. Erst die Bäume an den Straßen, dann die Grünanlagen. Dafür hat der KBK 35 Mitarbeiter im Einsatz, die mit 14 Spezialfahrzeugen zur Bewässerung ausgestattet sind. Dazu zählen vier Pumpfahrzeuge, die 25 000 Liter Wasser fassen.

Zusätzlich zum großen Gerät kommen vermehrt Wassersäcke zum Einsatz. Diese grünen Säcke werden in Bodennähe um den Stamm junger Bäume montiert und mit Wasser befüllt. Sie sollen für eine kontinuierliche Wasserzufuhr sorgen. 300 solcher Säcke sind inzwischen im Stadtgebiet verteilt. 1000 sollen laut Döpcke folgen. Der KBK wird sie montieren, Bürger sollen sie befüllen.

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