Ferienprogramm in der Kulturfabrik Ein Theaterstück verbindet Kinder

Krefeld · Bei dem Ferienprojekt der Kulturfabrik wurden die Kinder von Choreografin Sabine Kreuer angeleitet.

 Ferienprojekt in Corona-Zeiten. Unter dem Motto „Friend-Ship Earth“ lernen Kinder Tänze und überwinden so auch kulturelle Barrieren.

Ferienprojekt in Corona-Zeiten. Unter dem Motto „Friend-Ship Earth“ lernen Kinder Tänze und überwinden so auch kulturelle Barrieren.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Zwei Corona-Viren rollen auf Rollschuhen durch den Saal, in der anderen Ecke streiten sich Kinder um einen Haufen Klopapier und eine Polizistin geht durch den Saal und kontrolliert den Abstand. Im Hintergrund hüpfen einige Kinder in großen, aufgeblasenen und durchsichtigen Bällen umher. Das klingt nach einem verwirrenden Kindertraum, tatsächlich sind das alles aber Szenen aus einem Theaterstück des Kinderferienprojekts in der Kulturfabrik.

Das Projekt gibt es schon seit fünf Jahren, in diesem Jahr läuft es unter dem Motto „Friend-ship Earth“ und soll Kinder aus sozialen Brennpunkten zusammenbringen und miteinander verbinden, so die Choreografin Sabine Kreuer. Gleichzeitig soll aber auch das Verständnis für Umwelt und Natur gefördert werden.

Dazu hat sie gemeinsam mit den Kindern und der Textilkünstlerin Nurten Kocaman viele nachhaltige Bastelprojekte umgesetzt. Denn auch Upcycling und Recycling sind in diesem Jahr große Themen. In den letzten zwei Wochen sind zum Beispiel Taschen aus alten T-Shirts und Traumfänger oder Freundschaftsarmbänder aus alten Veranstaltungsplakaten entstanden. Die werden in diesem Jahr ohnehin nicht gebraucht. So können die Kinder außerdem einige schöne Erinnerungsstücke aus ihren Ferien mitnehmen.

In dem Stück geht es
vor allem um Corona

Bis kurz vor den Sommerferien war noch gar nicht klar, ob das Projekt überhaupt stattfinden kann. Umso größer war die Freude bei Sabine Kreuer, als es dann grünes Licht gab. Sie begleitet das Projekt schon von Anfang an, in diesem Jahr bringt Corona aber natürlich einige Veränderungen.

Statt 30 Kindern können in diesem Jahr nur zwölf Kinder an dem Ferienprojekt teilnehmen, geprobt wird außerdem in einem besonders großen Saal der Kufa. Für die frische Luft stehen die großen Türen weit offen. Auch die insgesamt sechs kleinen Stücke, die sich die Kinder in den letzten zwei Wochen gemeinsam ausgedacht haben, kommen nicht ohne das Virus aus. „Die Ideen kamen von den Kindern. Das sind alles Themen, die die Kinder bewegen“, so Kreuer.

So kommt es dann, dass sich in einer Szene im Supermarkt alle um die letzten Rollen Klopapier streiten, mit der Klobürste in der Hand wird anschließend zum Song „Stayin‘ Alive“ getanzt. Nur einer von vielen Tänzen in dem etwa 30-minütigen Stück. Das Klopapier mit dem passenden Markennamen „Corona“ hat Kreuer in einem türkischen Supermarkt um die Ecke entdeckt. Aber auch ernstere Themen werden behandelt.

Zum Beispiel geht es auch um Streit in der Familie, denn auch das hat viele Kinder offensichtlich in den letzten Wochen beschäftigt. Genauso wie das Thema Abstand. „Die Kinder denken vor allem daran, dass man wegen Corona nicht so eng miteinander sein darf“, weiß Kreuer. Auch ihr fällt es manchmal schwer, die Kinder nicht einfach mal herzlich zu drücken, wenn sie etwas gut gemacht haben. Unter anderem deshalb rollen in der Halle die großen, durchsichtigen Bälle durch die Gegend. Auch sie sind Teil der Choreografie. Die Kinder können dort komplett reinkrabbeln oder sich halb überziehen, so wird dann auch getanzt. Das sorgt für viel Spaß bei den Kindern, soll aber auch verdeutlichen: „Mit Corona ist Nähe nicht immer so einfach.“

Kinder rollen in durchsichtigen Kugeln durch die Halle

Gleichzeitig geht es mit den Kugeln in einer Szene aber auch in das Fitnessstudio. Das Thema: Dickwerden in Corona-Zeiten. In dem Stück können die Kinder also einfach mal kreativ werden und sich austoben – gegen die Langeweile zuhause. Viele freuen sich aber vor allem darüber, endlich wieder mit Gleichaltrigen herumtoben zu können. Oder eben herumrollen, so wie die achtjährige Mia und ihre Freundin Alina. Die Neunjährige ist schon zum zweiten Mal dabei. Sie spielen zwei Coronaviren, die anderen Kindern auf Rollschuhen hinterherjagen, um sie krank zu machen. Passend dazu sind sie komplett grün gekleidet, mit Glitzer-Tutu und Froschgesicht auf dem T-Shirt. Für sie ist es kein Problem, einen Virus zu verkörpern: „Das macht richtig Spaß. Aber es ist auch ganz schön anstrengend“, sagt Alina.

Dank jahrelanger Übung tanzen die beiden sogar damit auf der Bühne. Für sie ist das Ferienprojekt das große Highlight, auch wenn es danach noch in den Urlaub geht. Auch die zehnjährige Merrit geht voll in ihrer Rolle als schimpfende Polizistin auf. Sie ermahnt den blonden Finn, auch genügend Abstand zu halten. Der weiß aber natürlich, dass der scharfe Ton nur zum Stück gehört. Denn in den letzten zwei Wochen wurden viele Freundschaften geschlossen. Einige Kinder haben Telefonnummern ausgetauscht und wollen auch danach in Kontakt bleiben. Ganz im Sinne des Mottos „Friend-ship Earth“.

Für die Choreografin hat der Workshop damit sein Ziel schon voll erfüllt. Sie freut sich besonders, dass auch in diesem Jahr der inklusive Gedanke nicht verloren gegangen ist. Einige der teilnehmenden Kinder kommen von einer Förderschule oder haben körperliche Einschränkungen. „Wir arbeiten hier einfach alle gemeinsam“, so Kreuer. Jeder trägt seinen Teil zu dem Stück bei. Das lästige Textlernen fällt zur Freude vieler Kinder weg. „Die improvisieren alle gerne. Wir sind dann nur noch dazu da, das ein bisschen zu steuern und weiterzuentwickeln“, erklärt Kreuer.

Am Freitag steht die Aufführung an. Um 13 Uhr kommen Eltern und Großeltern, um sich das Stück anzuschauen. Natürlich geschieht dies derzeit mit genügend Corona-Abstand. „Ich hoffe, dass danach alle Kinder mit sich zufrieden sind und den Applaus und den Erfolg genießen können“, wünscht sich Kreuer.

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