Einzelhandel Unverpackt einkaufen trotz Corona

Krefeld · Der Krefelder Laden „Lieber Unverpackt“ funktioniert unter den aktuellen Bedingungen reibungslos. Doch blieben, trotz offenem Laden, um die Hälfte der Kunden weg.

 Annett Schendel in ihrem Unverpackt-Laden am Karlsplatz. Für das Foto hat sie die Maske nur kurz abgenommen.

Annett Schendel in ihrem Unverpackt-Laden am Karlsplatz. Für das Foto hat sie die Maske nur kurz abgenommen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Dass es sinnvoll ist Verpackungen einzusparen, wenn möglich, ist eine Wahrheit, die sich nicht ändert, ob in Corona-Situation oder nicht. Doch haben wir uns die Frage gestellt, wie es mit dem verpackungslosen Einkauf unter den aktuellen Bedingungen funktionieren kann. Immerhin gibt es besondere Hygienevorschriften zu beachten. Wie ist es dem „verpackungsfreien Lebens- und Gebrauchsmittelmarkt“, wie er sich selbst definiert, namens „Lieber Unverpackt“ mitten im Herzen von Krefeld am Karlsplatz während der letzten durch die Pandemie bestimmten Monate ergangen? Konnte, durfte der Laden öffnen? Was musste verändert werden, was funktionierte ohnehin schon auch trotz Corona gut und vor allem: Wie reagierten die Kunden?

Annett Schendel, die gute Seele hinter dem Laden, der eine breite Palette an Waren ohne Verpackungen anbietet, berichtet uns von vielen schwierigen Momenten, wie sie sagt. Auch wenn sie öffnen konnte – der Laden verkauft auch und vorwiegend Lebensmittel – und nach eigenem Bekunden die Abläufe nur in Details angepasst werden mussten, sieht sich Schendel mit großen Umsatzeinbrüchen konfrontiert. 50 Prozent weniger Kunden, überschlägt sie, heißen auch entsprechende Einbußen.

Aktuell versuche sie, die Warenbestände abzuverkaufen. Sie hofft auf eine Normalisierung der Nachfrage. „Wenn es so weitergeht wie jetzt, weiß ich nicht, ob es diesen Laden noch am Ende des Jahres gibt“, sagt uns die Ladenbesitzerin. Die Corona-Hilfen hätten ihr, erläutert sie, nicht helfen können. Sie habe die Bedingungen dafür nicht erfüllen können – zwischenzeitlich hatte sie einen Angestellten, nun steht die Mutter eines schulpflichtigen Kindes alleine im Laden. Daher sind die Öffnungszeiten auch angepasst. Am Mittwoch ist Ruhetag und Schendel hat eine Mittagspause von 13.30 bis 14.30 eingeführt.

Die Abläufe im Laden haben
sich nur wenig geändert

Dass weniger Kunden kommen, verwundert indes. Denn das Einkaufen unter Corona-Bedingungen scheint in dem kleinen Laden, der sich ganz auf die Lage eingestellt hat, gut zu funktionieren. Übliche Maßnahmen wie Plexiglas an dem kompakt gestalteten Kassenbereich und Maskenpflicht, zudem eine begrenzte Besucherzahl sind derzeitige Normalität. „Wir achten sehr auf Hygiene“, sagt Schendel und erklärt uns, dass die Schäufelchen, Zangen und Trichter mit denen Kunden die Ware in die zumeist selbst mitgebrachten Mehrwegbehälter füllen, nun Kunde für Kunde ausgegeben und nach Gebrauch jedes Mal gereinigt werden. Aber das Prozedere hat sich dadurch nicht wesentlich geändert. Es stehen Einmalhandschuhe bereit so wie auch Desinfektionsmittel.

Die Behältnisse, in denen der Laden die Ware anbietet, sind ohnehin schon vor Corona stets abgeschlossen oder abgedeckt und mussten entsprechenden Hygienevorschriften genügen, erklärt die Ladenchefin auf unsere Nachfrage hin, ob es besondere Auflagen seitens der Behörden gegeben habe. Lediglich einen Wermutstropfen gebe es für die kleinen Besucher. Denn die Ecke mit unverpackten Süßigkeiten wie Fruchtgummi und Co., die sonst, zwar unter Aufsicht, aber immerhin selbständig von den Kindern genutzt werden durfte, ist für sie derzeit tabu. „Kinder dürfen momentan nicht selbst abfüllen“, sagt Schendel – das sei aus Hygienegründen nicht möglich.

Das Sortiment einschränken musste der Laden wegen Corona auch nicht. Es gab lediglich die üblichen Lieferengpässe in der ersten Hochphase der Pandemie, als etwa Toilettenpapier oder auch Hefe kaum zu bekommen waren, berichtet Schendel.

Aber wieso sind es so viel weniger Kunden, die den Unverpackt-Laden in Krefeld besuchen? Das Jahr habe sehr positiv begonnen, bekundet Schendel und danach kam der Rückgang. Es habe Kunden gegeben, die verwundert waren, dass der Laden, dessen Kundschaft, so Schendel, eine sehr gemischte Altersstruktur habe, geöffnet ist. Wiederum andere sind wohl vorsichtiger und kamen gar nicht. Eine genauere Ursache für den Rückgang kann auch Schendel nicht nennen – vielleicht hätten während der Corona-Situation die Menschen andere Dinge, wie etwa, dass in normalen Läden vieles in Plastik eingepackt ist, vergessen, spekuliert sie. „Wenn man Hamsterkäufe macht, macht man es nicht unbedingt unverpackt“, sagt sie.

Viele der Stammkunden indes würden nach wie vor dem Laden treu bleiben. Die Nachfrage habe sich zwischenzeitlich sogar normalisiert, doch der Effekt wäre nur von kurzer Dauer gewesen. Ein zusätzlicher, allerdings negativer, Effekt kam schlussendlich durch die Sommerferien hinzu. Nun wolle sie abwarten.

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