Städtevergleich: Duisburg macht es Krefeld vor

Die einstige Malocher-Stadt investiert Hunderte von Millionen Euro in die Zukunft als attraktives Zentrum im Ruhrgebiet.

Krefeld. Ihr Malocher-Image streift die Stadt Duisburg seit einigen Jahren mit konsequenter Weitsicht ab. Statt die Curry-Wurst wie einst Schimanski im kultigen Tatort an einer schlichten Bude an einer stinkigen Verkehrsstraße zu verschlingen, bestellen Duisburger und Besucher die Lieblingsspeise im Ruhrgebiet in der CurryBar im modernen, lichtdurchfluteten City-Palais.

Unter der großen Kuppel des neuen Kongresszentrums im Bezirk Mitte ist seit 2007 eine gastronomische Markthalle angesiedelt, ebenso wie das neue Spielcasino und die neue Mercatorhalle. Mit dem Bau des neuen "Forums Duisburg" ist außerdem das größte innerstädtische Einkaufszentrum in Deutschland entstanden.

Duisburg hat mit 496 665 Einwohnern mehr als doppelt soviel wie Krefeld mit 236 516. Im Rahmen des Strukturausgleichs fließt seit Jahren Geld in die westlichste Großstadt des Ruhrgebiets, deren Einkommen lange durch Kohle und Stahl gesichert war. In Krefeld sind es jahrzehntelang die Industriebereiche Stahl und Textil gewesen. Doch während Krefeld seit Jahren vor sich hin krebst und erst langsam seinen Stärke als kompakte Innenstadt und Logistikstandort erkennt, haben die Duisburger bereits 1990 mit dem ersten Masterplan des berühmten Londoner Architekten Sir Norman Foster für den Innenhafen die Weichen für eine prosperierende Stadt gestellt.

Im vergangenen Mai hat Foster den nächsten Masterplan für das 35 Hektar große ehemalige Güterbahnhofsgelände vorgestellt. Unter dem Namen "Duisburger Freiheit" sollen dort in den nächsten 15 Jahren 600 Millionen Euro in ein Stadtquartier investiert werden.

Welche Anstrengungen die Stadt dazu auf sich nimmt, verdeutlicht ein Blick in die Statistik der Bertelsmann Stiftung: Obwohl die Gewerbesteuereinnahmen (netto, Euro pro Einwohner) in Krefeld mit 480,0 (in 2007) deutlich höher sind als in Duisburg mit 417,3, investiert die Ruhrpott-Stadt dennoch mehr als doppelt soviel, (pro Einwohner) wie Krefeld. Nämlich 236,8.

Diese städtebauliche Entwicklung ist durch zwei entwicklungspolitische Meilensteine möglich geworden. "Der erste war vor fast 20Jahren der Beschluss zum Strukturwandel, durch den in den vergangenen zehn Jahren der Innenhafen belebt und inzwischen zu einem Stück neues Duisburg geworden ist", erzählt Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Duisburger Einzelhandelsverbandes. Der zweite Meilenstein sei die Entscheidung gegen ein Multi Casa auf der Bahnbrache und für die Entwicklung der Innenstadt gewesen. Dafür haben die Verantwortlichen ihre Zeit gebraucht, räumt Bommann ehrlich ein.

"Zehn Jahre ist wegen der Diskussion um ein Multi Casa zunächst nichts geschehen, bis vor fünf Jahren endlich die Entscheidung für die Entwicklung der Innenstadt gefallen ist", erinnert sich Bommann. Seither ist statt eines autarken Einkaufszentrums am Bahnhof mitten in der Stadt vor dem Stadttheater ein neuer Platz mit City-Palais und dem Forum an der Königstraße entstanden.

"Und es kommt noch mehr." Die Sparkasse baut in den nächsten zwei Jahren das neue Kuhlenwall-Karree, die jetzt leer stehende "Galeria" wird zur Königsgalerie umgebaut.

Mit dem Ausbau der A59 und der Überdeckelung der Autobahn zwischen dem Hauptbahnhof und der Fußgängerzone Königstraße entsteht ein neuer Bahnhofsplatz. Um in der Stadtmitte mehr Platz für die Bebauungspläne Norman Fosters zu haben, reißt die Stadt am Burgplatz konsequenterweise das Gebäude des Berufskollegs Duisburg-Mitte ab. Ein potenzieller Investor hat für dieses Gelände schon sein Interesse bekundet.

"Das Geld für diese gesamten Investitionen kommt nicht von der öffentlichen Hand", betont Bommann. Alles sei privat finanziert: über 20 Millionen Euro für das City-Palais, 60 Millionen für das Forum, 20Millionen Euro fließe für das Kuhlenwall-Karree und eine zweistellige Millionensumme für die Königsgalerie. Aus der Sicht der Einzelhändler gebe es Konsens.

Nicht zuletzt vermutlich deshalb, weil im Gegensatz zu Krefeld in Duisburg Sonderkreditprogramme für kleinere Händler aufgelegt worden sind, damit auch die am Stadtumbau teilnehmen können. Eine Maßnahme, die gemeinsam mit einer noch zu erarbeitenden neuen Gestaltungssatzung gegen die Verwahrlosung leerstehender Geschäftshäuser, ein viel versprechender Ansatz für die Attraktivitätssteigerung der Krefelder Innenstadt sein könnte.

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