Pottbäckermarkt: Überraschungssieg im Jahr der Ziege

Ule Ewelt hat mit ihren groben Tierfiguren den Keramikpreis gewonnen.

Krefeld. Ungläubig und mit großen Augen schaut Ule Ewelt die Delegation an, die an ihren Stand gekommen ist. Es ist das erste Mal, dass die Keramikerin aus der Nähe von Gießen auf dem Pottbäckermarkt ausstellt — und gleich hat sie den Niederrheinischen Keramikpreis gewonnen.

„Ich bin sehr überrascht! Vielen herzlichen Dank“, sagt sie, als sie sich von dem Schreck erholt hat. Aus den Händen von Karin Meincke nimmt sie die Urkunde entgegen nimmt. Dass der Preis mit 1000 Euro dotiert ist, freut sie natürlich auch.

Knut Michalk, Diplom-Designer und Fachlehrer Keramik an der Hochschule Niederrhein, erläutert die Entscheidung der Jury. „Erstaunlich ist, dass es diesmal etwas Figürliches ist. Wir sind überzeugt von der Symbiose der Materialeigenschaften und dem Naturell der gezeigten Figuren“.

Gleich entwickelt sich ein Gespräch über die handwerkliche Arbeit, die den Tierfiguren ihre teils archaisch wirkende Oberfläche gibt. Ewelt brennt ihre Skulpturen in einem Verfahren, wie es schon seit Urzeiten angewandt wird. Dafür nutzt sie eine mit Holz und Stroh gefüllte Tonne. Da das Brenngut auf diese Weise starken Temperaturschwankungen ausgesetzt wird, kann sie nur einen grob schamottierten Ton verwenden.

Dieses Jahr ist für Ewelt das Jahr der Ziege. Variationen der griechischen Bergziege mit ihren markant gedrehten Hörnern sind zu sehen. Ein Aufenthalt in Griechenland hat sie dazu inspiriert.

Prof. Paul Jarkovsk, ebenfalls Mitglied der Jury, zeigt sich begeistert von der Keramikerin: „Sie ist eine totale Autodidaktin. Die Bewegung der Tiere wird perfekt dargestellt.“

Seit ihrer Jugend beschäftigt sich Ewelt mit dem Material Ton, doch sie wählte die Töpferei nicht als Beruf. Stattdessen studierte sie Geographie und arbeitete anschließend sechs Jahre als Landschaftsplanerin. Für Michalk ist sie ein Beweis, dass „ein beherrschtes Handwerk zu kreativen Höhenflügen führen kann.“

Auf dem diesjährigen Pottbäckermarkt waren 88 nationale und internationale Keramik- oder Porzellanhersteller vertreten, die ausschließlich handgefertigte Arbeiten präsentierten. 25 waren zum ersten Mal dabei, so wie die Gewinnerin.

Durch die Baustelle der Volksbank stand der Platz nördlich der Dionysiuskirche nicht zur Verfügung. Als Ersatz bewährte sich die gesperrte Breite Straße, auf der ebenfalls eine Reihe von Ständen platziert wurden. Zum anderen profitierte der Markt von der neuen Gastronomie und einem Winzer aus der Pfalz — aber vor allem von dem schönen Wetter.

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