Kunst-Spektrum: Hängematte im Wald

Fotografien von Christel Kremser erzählen Geschichten.

Sie benötigt für ihre Aufnahmen kein Atelier. Nur die technischen Abläufe von Entwicklung und Vergrößerung entstehen in der eigenen Dunkelkammer. Die in Kempen lebende Fotografin Christel Kremser zieht es für ihre Arbeit nach draußen. Die Landschaft des Niederrheins, seine Architektur und die hier lebenden Menschen sind häufig Thema ihrer Schwarzweiß-Fotografien, bei denen nach wie vor die analog arbeitende Kamera zum Einsatz kommt. Digitales Fotografieren lehnt die Künstlerin ab. Die handwerklichen, auch chemischen Prozesse sind wesentliche Bestandteile ihrer fotografischen Arbeit. Wer jetzt strenge, dokumentarische Bilder erwartet, sieht sich angenehm enttäuscht.<h3 align="center">Kleine Geschichten mit besonderem poetischem Charakter

Kremser verleiht den Dingen ohne technische Spielereien oft einen anderen poetischen Charakter, erzählt mit ihren Bildern kleine Geschichten, in die der Betrachter eintauchen kann. Es sind einzelne Bilder oder auch kleine Serien, die jetzt in einer sehenswerten Ausstellung im Kunst-Spektrum (St.-Anton-Straße) ab morgen (20 Uhr) gezeigt werden.

"Geh aus mein Herz und suche Freud ..." - diese Worte des Barockdichters Paul Gerhardt kamen Kremser in den Sinn, als sie in der hiesigen Friedenskirche ganz ungewöhnliche Aufnahmen machte. Diese als Lied bekannten Verse wurden zum Motto der Schau und spiegeln auch Gedanken und Empfindungen der Künstlerin bei ihrer Arbeit wider.

In der Friedenskirche hat sie auf den ersten Blick unscheinbare Details eingefangen, die bei genauerem Hinsehen eigene, kleine Geschichten erzählen. Da mutiert das Ende eines Treppengeländers zu einer Schlange. Einen Kleiderständer, auf dem der Talar des Pfarrers hängt, verwandelt der Blick der Künstlerin zum Kreuz mit Dornenkrone. Man kann diesem Blick folgen, aber auch eigenen Gedanken nachhängen.

Eine bezaubernde Geschichte erzählt Kremser über den "verwunschenen Wald". Auf dem ersten Bild führt eine Brücke hinein ins Dickicht, auf dem zweiten sieht man bizarres Wurzelwerk, auf dem dritten hängen Hängematten friedlich zwischen Bäumen. "Auf meine Fotografien muss man sich einlassen, jede hat ihre eigene Geschichte", sagt Kremser. Es macht Freude, diese zu entdecken (bis 12. Mai).

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