Klavierkonzert in der Musikschule Fortissimo und rasant im Kawai-Publikum

Andrei Shychko (21) gastierte in der Musikschule und begeisterte schon einige.

Krefeld. Vor sieben Wochen war Andrei Shychko schon einmal in der Musikschule zu hören. Denn er gehörte auch zu den Teilnehmern der Internationalen Klavier-Meisterkurse Krefeld. Dort konnte er sich beim Abschlusskonzert nur mit einem Stück vorstellen und glänzte mit einem technisch anspruchs-vollen Stück, der orientalischen Fantasie „Islamey“ von Mili Alexejewitsch Balakirew (1837-1910).

Bei seinem Soloabend am vergangen Freitag hatte er nun die Gelegenheit, bei einem Kawai-Konzert ein breiteres Spektrum zu präsentieren. Als Exkurs in die Epoche der Wiener Klassik bot der junge Weißrusse dabei Joseph Haydns Klaviersonate in F-Dur (Hob. XVI:23). Ob es Nervosität war oder beabsichtige Interpretation, durch den ersten Satz Moderato sprintete er, was die Satzbezeichnung nicht hätte erwarten lassen. Ein flüchtiges Klangmosaik ließ er entstehen. Das nachfolgende Adagio stimmte im Tempo, doch es erschien bei seinem üppigen Pedalgebrauch eher romantisch verwässert.

Da lag er mit seiner Version der Klaviersonate Nr. 2 von Alexander Skriabin (1872-1915) schon richtiger. Im Andante passte sein sensibles spätromantisches Spiel, dem er immer wieder harte Kontraste in Fortissimo-Passagen gegenüberstellte. Beim Presto jagte er weniger nuanciert durch das Stück.

In Balakirews Fantasie „Islamey“ konnte er das Tempo noch steigern und tanzte wie ein Derwisch mit rasanten Akkord-Folgen über die Tasten. Mit einigen Bravorufen wurde er in die Pause entlassen.

Den zweiten Teil seines Konzerts nahm die Klaviersonate in h-Moll von Franz Liszt ein. Als klingender „roter Faden“ zog sich dabei eine polternde linke Hand durch die Interpretation: Die Akkorde der Linken erdrückten die Melodiebögen, die die Rechte zeichnen sollte. Erst im Mezzoforte oder Piano erkannte man vertraute Liszt‘sche Themen wieder, die einsam und verloren den Klanggewittern gegenüber standen.

Die Ausdrucksmittel Tempo und Lautstärke beherrscht der junge Pianist durchaus. Doch künstlerische Reife hört sich anders an. Da sollte man jedoch auch von einem gerade 21-Jährigen nicht alles erwarten; in diesem Bereich liegen eben noch seine Baustellen. Mit seinem virtuosen Spiel, seinen technischen Fähigkeiten begeisterte er schon viele Zuhörer im Helmut-Mönkemeyer-Saal und belohnte ihren Applaus mit zwei Zugaben.

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