Premiere im TAM Sprache ohne Sinn, Bassisten ohne Bass

Unterschiedliche Experimente im Tam.

Premiere im TAM: Sprache ohne Sinn, Bassisten ohne Bass
Foto: Jochmann

Krefeld. Die Uraufführung zweier „Kompositionen“ steht im Mai auf dem Programm des Theaters am Marienplatz (Tam). Dass hierbei keine Instrumente zum Einsatz kommen, wird eifrige Tam-Besucher nicht wundern. Das „Ach ja“ des Schweizers Urs Peter Schneider ist ein Sprechstück ohne Bedeutung, in Pit Therres „Streichsextett“ werden tonlos zwölf Kontrabassbögen geführt.

„Eine dunkle Konversation für zwei Sprecher und zwei Sprecherinnen“ heißt Schneiders Werk im Untertitel, Pit Therre, Nina Sträter, Karsten Lehl und Raphaela Hein sitzen mit dem Rücken zum Publikum auf der Bühne. Jeder Akteur spricht jeweils einen Satz: Aussage oder Frage. „Ach jedwede lauert dem Holster auf.“ Oder: „Ja, welche Sagbare hat davor ihre Frage dem Strudel angekoppelt?“ Bedeutung ist bedeutungslos.

Was man innerhalb von lang werdenden 40 Minuten erkennt: Das Vokabular ist endlich, wird aber in unzähligen Versionen kombiniert. Jedem Satz unterliegt ein von den Sprechern deutlich markierter Rhythmus, und auch bei der Abfolge der Vokale scheint Schneider alle Möglichkeiten durchzudeklinieren.

Anders gesagt: Schneiders Wille, aus begrenztem Material das Maximum der Anordnungen zu formen, ist ermüdend, und die Verweigerung von Sinn durch strengen Formalismus höchstens in einem musealen Sinne avantgardistisch.

Sechs Herren in schwarzen Anzügen, alle mit Fliege ausstaffiert, betreten die Bühne, so weit wäre das auch für ein herkömmliches Konzert normal. Aber dann haben die Ausführenden von Therres „Streichsextett“ jeweils nur zwei Kontrabassbögen dabei, keinen Resonanzkörper geschweige denn Kontrabass. Auch Therre verweigert also das Übliche, das aber mit Witz.

Am Anfang peitschen Gereon Bründt, Stefan Hölker, Dieter Kaletta, Björn Kiehne, Stefan Otto-Bach und Alfred Pollmann mit den Bögen geräuschvoll durch die Luft. Dann streichen sie sich damit über die Schenkel, Armbeugen und sofort. Durch unübliche Bewegungen und konzertante Ernsthaftigkeit entsteht absurde Komik. Man verlässt das Tam mit einem Schmunzeln.

Weitere Aufführungen: 15., 22., 29. Mai, jeweils 22 Uhr.

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