Kresch-Jugendtheater Identitätskrisen werden im Theater bewältigt

Das Kresch-Jugendtheater überzeugt mit neuem, improvisierten Stück.

Kresch-Jugendtheater: Identitätskrisen werden im Theater bewältigt
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Willkommen im Krisenworkshop — so beschreibt das Kresch-Theater seine Produktion von Franz Mestre und dem Kresch-Stadtjugendtheater plus. In „Crisis? What Crisis? Oder welche Krise passt zu mir?“ spielen sich vier junge Schauspieler in und auch aus der Krise. Am Samstagabend war die Premiere.

Die Schauspieler Saliha Shagasi, Laura Thomas, Michael Fischer und Elias Ordelmanns haben alle eine Geschichte für ihre Rollen. Allerdings keinen Text — sie improvisieren. Die Bühne ist mit vier Liegestühlen und einem CD-Player, aus dem Meeresrauschen zu hören ist, in ein Strandpanorama verwandelt.

Elias Ordelmanns trägt eine silberne Brille mit feinem Rand und erklärt als Dr. Quirin dem Publikum, wie man Krisen positiv nutzt. Stifte raus: Phase eins einer herannahenden Krise ist die Verleugnung, erklärt Ordelmanns oberlehrerhaft. Die zweite Phase: Emotionen. Dann aber folgt die Akzeptanz, Phase vier ist die Neuorientierung und die fünfte bedeutet neues Gleichgewicht. Ordelmanns zeichnet dazu ein Diagramm.

Wer nicht stark genug für die Krise ist, dessen Kurve stürzt ab und passt leider nicht mehr auf das Papier. Das könnte der Figur von Laura Thomas passieren: Ihr quirliger und nach Aufmerksamkeit schreiendender Charakter befindet sich noch mitten in der Verleugnung. Mit allen Mitteln, sei es die Sonnencreme, die sie sich provokativ auf die Haut schmiert oder die Wasserflasche, mit der sie sich beim Trinken rein zufällig bekleckert, versucht sie die Blicke der Zuschauer auf sich zu lenken. Seifenopern-Star möchte sie werden.

Saliha Shagasi ist da schon einen Schritt weiter: Mit einem orange-farbenem Klischee in Form eines Kopftuches auf dem Kopf, hadert sie mit ihrer afghanisch-bayrischen Herkunft.

Mitten in Phase zwei ihrer Identitätskrise, übermannt von ihren Emotionen, geht sie irgendwann wie wild auf Elias Ordelmanns los, der gerade wieder erklärt, dass man immer die Möglichkeit hat sich zu entscheiden. Die Krise ist man sozusagen selber schuld, also kann man auch was daraus machen. Die Situation eskaliert: Ordelmanns rutscht die Hand aus und jetzt greift Michael Fischer zum ersten Mal richtig ein. Die beiden liefern sich einen Zweikampf, bei dem man kurz Angst haben muss, ob das noch Schauspiel oder schon Ernst ist. Fischer war bis dahin eine auffällig unauffällige Figur auf der Bühne: Neben seiner Ukulele und seiner Singstimme war er zuvor nur durch Unbeholfenheit präsent gewesen. Durch seinen plötzlichen Ausbruch bekommt das Stück einen unheimlichen Dreh, jetzt spricht der Krisengebeutelte das Publikum direkt an. Und dann macht er das Licht aus.

“ Das Stück wird auch im Rahmen von „Kultur findet Stadt(t)“ am Samstag, 20. Juni, gezeigt.

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