Krefelder des Jahres 2019: August Philip Lethen – der Wiederbeleber

August: Als künstlerischer Leiter hat er Programme entwickelt, damit die Krefelder den Theaterplatz wieder für sich entdecken.

Philip Lethen hat eine Wirkung der Programme für den Theaterplatz beobachtet: „Ich glaube, dass sich das rumspricht und dass der Platz wieder anders wahrgenommen wird“, sagt er.

Philip Lethen hat eine Wirkung der Programme für den Theaterplatz beobachtet: „Ich glaube, dass sich das rumspricht und dass der Platz wieder anders wahrgenommen wird“, sagt er.

Foto: Philip Lethen

Philip Lethen hat große Freude an kleinen Feinheiten. Wenn er ein Album mit Musik aus Krefeld zusammenstellt, dann genügt es ihm nicht, ein paar gute Songs von hiesigen Bands zu finden, dann recherchiert er so umfassend, dass er schließlich noch eine Formation findet, die mal Welt- und Europameister mit der Mundharmonika war. Und wenn er ein Konzert auf dem „Dach“ des Seidenweberhauses organisiert, dann findet er dafür nicht nur eine Beatles-Coverband, sondern eben eine, die auf die später Beatles spezialisiert ist, also die Zeit, in der die Band ihr Konzert auf dem Dach des Apple-Gebäudes in London spielte. Diese besondere Formation stand im Mittelpunkt eines der Programme, die Lethen in diesem Jahr für den Theaterplatz entwickelt hat.

Ausgangspunkt dafür war das Konzept „Handeln und Helfen“. Damit will die Stadt dafür sorgen, dass das Krefelder Zentrum sicherer und sauberer wird und dass die Mitglieder der verschiedenen Drogenszenen in der Innenstadt medizinische oder soziale Unterstützung erhalten. Ende 2018 hatte der Stadtrat zusätzliche 100 000 Euro für „Handeln und Helfen“ bereitgestellt. Damit sollte ein Kulturprogramm entwickelt werden, das hilft, die Bürger wieder für den Theaterplatz zu interessieren. Philip Lethen kümmerte sich als künstlerischer Leiter des Programms ganz wesentlich um diesen Ansatz.

Und blieb vom Anfang an seinem Ideal treu, immer wieder neue und unerwartete Dinge auszuprobieren. So gab es Mitte August ein kleines Festival auf dem Theaterplatz, bei dem es gute Musik zu hören gab und zugleich Puppen eine wesentliche Rolle spielten. Das „Theater Blaues Haus“ aus Hüls hat „Moby Dick“ in besonderer Form auf die Bühne gebracht und spielte den Klassiker in einem Zelt. Wer nicht drinnen dabei war, konnte das Stück draußen als Hörspiel verfolgen. „Moby Dick“ war für die Erwachsenen gedacht, die jungen Zuschauer sahen am zweiten Festivaltag „Sterntaler“ – und fanden auf dem Theaterplatz zudem einen Mini-Jahrmarkt, dessen Attraktionen unentgeltlich genutzt werden konnten.

Das zweite Theaterplatz-Festival widmete Lethen im September komplett der Musik. Vom frühen Nachmittag bis zum späten Abend spielten acht Bands und deckten ein breites Spektrum ab: Punkrock, Indie-Pop, Funk und Weltmusik. Im Oktober kamen dann die erwähnten Beatles-Spezialisten in die Krefelder Mitte und gastierten auf der vorderen Terrasse des Seidenweberhauses. The Lonely Hearts Club Band geht es vor allem darum, die Lieder, die die Beatles nie live gespielt haben, so authentisch wie möglich zu interpretieren. Das gilt insbesondere für den mehrstimmigen Gesang und die ungewöhnlichen Instrumente wie Sitar, Tambura und Ukulele. Zum Abschluss der ersten Saison auf dem Theaterplatz brachte Lethen schließlich noch Karnevalisten und Martinsfreunde zusammen. Für beide ist der 11.11. ein wichtiger Tag, deshalb standen Sessionseröffnung und gemeinsames Liedersingen auf dem Programm.

Philip Lethens Hoffnung, dass die Krefelder den Theaterplatz wieder anders wahrnehmen, hat sich auch an einem Wochenende bestätigt, für das er nicht verantwortlich war, sondern andere Akteure der hiesigen Kulturszene. Beim Eletric Mushroom Festival versorgten verschiedene DJs die Zuschauer auf dem bestens besuchten Platz mit Club-Atmosphäre unter freiem Himmel.

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