Prävention Wenn der Papa die Mama schlägt

Kinder, die Gewalt miterleben müssen, leiden oft ihr Leben an den Folgen.

Prävention: Wenn der Papa die Mama schlägt
Foto: Symbol

Düsseldorf. Kinder, die häusliche Gewalt im Elternhaus miterleben müssen, leiden oft ihr Leben lang an den Folgen. „Die Entwicklung der Kinder wird beeinträchtigt, wenn sie erleben, dass ihr Zuhause ein unsicheres Zuhause ist“, sagt Luzia Kleene von der Frauenberatungsstelle.

Nicht selten ahmen die Kinder das Verhalten im Elternhaus auf dem Spielplatz nach, indem sie selbst zuschlagen. Betroffene Kinder können sich häufig kaum konzentrieren oder kämpfen mit Verlustängsten. Zudem sind die Kinder permanent mit ihrer Angst beschäftigt, so dass sie kaum Erfahrungen sammeln können — was sich auf die Intelligenz auswirken kann. „Außerdem sind die Kinder isoliert, weil sie keine Freunde mit nach Hause bringen und den Papa nicht verraten dürfen“, berichtet Dr. Eberhard Motzkau, ehemaliger Leiter der Kinderschutzambulanz im EVK. Als Erwachsene werden viele selber zu Schlägern oder Opfern häuslicher Gewalt - ein Teufelskreis.

Wie viel Kinder Zuhause Gewalt miterleben müssen, ist laut Kleene schwer zu sagen. Die Dunkelziffer ist hoch. Doch die Statistik spricht Bände: Rund 1450 Menschen haben in Düsseldorf im vergangenen Jahr Strafanzeige wegen häuslicher Gewalt erstattet. 1500 Frauen und Männer mit durchschnittlich einem Kind haben in den Beratungsstellen Hilfe gesucht.

Auffällig werden Kinder, die mit ansehen müssen, wie der Vater die Mutter schlägt, meist schon im Kindergarten. Kleene sieht darin auch eine Chance: „Im Kindergarten können wir betroffene Familien erreichen, die wir sonst nicht erreichen“, sagt sie. Viele Erzieherinnen hätten ein Gefühl dafür, wenn in der Familie eines der Kinder etwas nicht stimmt. “

Doch wie lässt sich dieses Gefühl konkretisieren, wie lassen sich Warnhinweise erkennen und wie können Erzieher auf betroffene Familien zugehen und ihre Hilfe anbieten - ohne dass diese gleich abblocken? Dabei soll den pädagogischen Fachkräften unter anderem der Leitfaden „Kinder und häusliche Gewalt“, des Kriminalpräventive Rates helfen, der nicht Anlässe die Gewalt auslösen können wie wie Arbeitslosigkeit oder die Geburt des ersten Kindes benennt, sondern auch anhand von Fallbeispielen aufzeigt, wie Erzieher sich im Fall der Fälle richtig verhalten.

Eine Fachtagung der Kriminalpräventiven Rates soll pädagogische Fachkräfte ebenfalls für das Thema sensibilisieren. An der ersten Tagung am Dienstag haben rund 100 Erzieher teilgenommen. Aber dabei soll es nicht bleiben. „Je früher Anzeichen erkannt werden, desto besser lässt sich den negativen Folgen vorbeugen“, sagt Stephan Keller, Vorsitzender des Kriminalpräventiven Rates.

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