Interview „Mit Düsseldorf verbindet mich mein Logopäde“

Düsseldorf · Seit 1988 steht die Kabarettistin auf der Bühne. Im Gespräch verrät sie, was sie mit der Stadt verbindet und was die Tücken eines Best-of-Programms sind.

Seit nunmehr 30 Jahren ist Nessi Tausendschön auf den deutschen Kabarettbühnen unterwegs. Ihr Best-of-Programm „30 Jahre Zenit“ ist ab Mittwoch im Kommödchen zu sehen.  Foto: Simone Bandurski

Seit nunmehr 30 Jahren ist Nessi Tausendschön auf den deutschen Kabarettbühnen unterwegs. Ihr Best-of-Programm „30 Jahre Zenit“ ist ab Mittwoch im Kommödchen zu sehen. Foto: Simone Bandurski

Foto: Simone Bandurski

Was denken Sie bei der Zahl 30, Frau Tausendschön?

Nessi Tausendschön: Das klingt zunächst nach einer verdammt langen Zeit, aber gemessen in Lebensjahren ist das ja noch relativ jung.

Ihr Jubiläumsprogramm heißt „30 Jahre Zenit“. Mal andersherum gefragt: Gab es in 30 Jahren auch mal einen schlechten Auftritt?

Tausendschön: Na sicher. Das kommt ja in jedem Beruf mal vor, dass etwas danebengeht oder wie in meinem Fall der Text vergessen wird.

Würden Sie uns ein Beispiel geben?

Tausendschön: Das ist schon ein paar Jahre her. Da war eine Gala in Aachen oder Düren, bei der auch viele andere Kabarettkollegen wie Volker Pispers eingeladen waren. Ich wollte dort eine neue Nummer vortragen und habe dann auf der Bühne plötzlich den Text vergessen, was mir nur sehr selten passiert. Ich habe den Faden einfach nicht mehr gefunden. Das war kein schönes Erlebnis.

Und wie haben Sie sich aus dieser Situation befreit?

Tausendschön: Ich habe versucht, zu einem neuen Thema überzugehen, aber ich habe nicht mehr dramaturgisch in meinen Vortrag gefunden. Die Leute haben durch mein kurzzeitiges Stottern natürlich mitbekommen, dass da etwas nicht stimmt. Aber so war es nun mal. Sowas passiert.

Gibt es in Ihrem Jubiläumsprogramm ein Überthema das Sie behandeln?

Tausendschön: Nicht direkt, aber es ist ein kleiner Rückblick auf meine Karriere geplant. Dazu gehören auch Anekdoten, die ich als Kleinkünstlerin auf und neben der Bühne erleben durfte.

Sie bezeichnen sich selbst als Spaßkurtisane und Amüsierdame – welche von beiden dürfen die Zuschauer am Mittwoch erwarten?

Tausendschön: Natürlich beide. Das sind ja Wortspiele, die ich mal in einem Text von mir ironisch verbraten habe. Es wird insgesamt eine Mischung aus sehr lustigen, aber auch nachdenklichen Nummern geben. Ich habe aber auch neue Texte und Songs geschrieben. Das Schlimme ist, dass ich immer noch am Umstellen bin, weil ich mich nicht entscheiden kann, was ich rauswerfen soll. Im Laufe von 30 Jahren sammelt sich nun mal viel Material an. Da gehören auch Texte dazu, die ich lieb gewonnen habe und gerne machen würde, aber das sprengt einfach den Rahmen. Da habe ich wirklich die Qual der Wahl.

Sie sind mit Leib und Seele Kabarettistin. Verstehen Sie die Provokation, dieses Finger in die Wunde legen als Ihre Lebensaufgabe an?

Tausendschön: Nicht unbedingt. Man macht als Kabarettistin auch immer das, was eine interessiert. In meinem Fall sind das Themen wie das Leben, Politik und Kultur, aber auch Dinge, die mich selbst beschäftigen. Es ist ein stetiger Wandel. Mit 20 habe ich beispielsweise andere Texte geschrieben, als vergleichsweise zu meinen heutigen.

Und wo stehen sie heute?

Tausendschön: Eigentlich wie am Anfang meiner Karriere: Ich bin immer auf der Suche. Auf der Suche nach Glück oder nach Lösungen. Es ist nach wie vor eine große Herausforderung, den Zeitgeist zu treffen und den Stoff, den man bearbeiten möchte, in eine bühnentaugliche, komprimierte Form zu bringen.

Warum haben Sie sich für die Premiere Ihres Jubiläumsprogramms das Kommödchen ausgesucht?

Tausendschön: Weil es eines der ersten Theater war, in dem ich auftreten durfte, als ich noch blutjung war. Ich bin dem Kommödchen also sehr verbunden. Außerdem kenne ich fast die gesamte Crew seit 30 Jahren – das fühlt sich schon ein bisschen wie Familie an. Und ich habe dort bereits mehrere Premieren feiern dürfen, unter anderem auch das Programm „Die Platzhirschinnen“, das ich extra für das Kommödchen auf die Beine gestellt habe.

Was verbindet Sie persönlich mit Düsseldorf?

Tausendschön: Vor allem mein Logopäde. Ich habe einen Zweitwohnsitz in Köln, und immer wenn ich einen Termin bei ihm habe, fahre ich rüber nach Düsseldorf. Außerdem wohnen dort sehr liebe Freundinnen dort. Mein Verlag ist ebenfalls dort. Es gibt also viele Anlaufpunkte.

Kommt man da als wohnhafte Kölnerin nicht in einen Gewissenskonflikt?

Tausendschön: Überhaupt nicht. Ich habe mit dieser angeblichen Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf nichts am Hut. Ich komme ja ursprünglich aus Hannover, und für mich ist das einfach nur ein Klischee. Das sind beides sehr tolle Städte, und falls sie wirklich in Konkurrenz zueinander stehen sollten, müssen die das selbst untereinander ausmachen, aber doch nicht die Einwohnerinnen und Einwohner.

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