Interview Rochusclub-Teamchef Detlev Irmler: „Andere Vereine zahlen das Dreifache“

Rochusclub-Teamchef Detlev Irmler (75) über die Saison, Sponsoren und Geld sowie die Rolle der Bundesliga.

Interview: Rochusclub-Teamchef Detlev Irmler: „Andere Vereine zahlen das Dreifache“
Foto: Horstmüller

Herr Irmler, obwohl der Rochusclub laut Ihnen nur ein „Rumpfteam“ hatte, hat er die Saison in der Tennis-Bundesliga auf Platz vier beendet. Sind Sie zufrieden?

Detlev Irmler: Jaja, wir waren ja sogar punktgleich mit dem Dritten. Wir haben mit großen Schwierigkeiten die Saison spielen müssen und waren sicherlich bedroht abzusteigen. Dass das dann nicht so gekommen ist und wir ganz im Gegenteil sogar oben mitgespielt haben, ist insbesondere den jungen Spielern Mats Moraing, Filip Horansky und Jaume Munar zu verdanken, die immer gegen Leute gewonnen haben, die in der Weltrangliste teilweise 200 oder 300 Plätze vor ihnen standen. Das zeigt, wie eng diese ganze Weltklasse beieinander ist. Freiwillig verlieren solche Leute ja nicht.

Wie ist es dann möglich?

Irmler: In der Bundesliga passiert das, weil sie gegen Leute spielen, gegen die sie vom Ranking her in den Turnieren nicht spielen. Der psychische Druck, gegen jemanden zu verlieren, der viel schlechter vom Ranking ist als man selbst, ist enorm und ist häufig der Grund für die vermeintlich überraschenden Resultate. Leider werden andere Vereine auf meine Spieler aufmerksam und kaufen sie für teilweise die dreifachen Beträge weg.

Wo steht der Rochusclub in der Etat-Tabelle?

Irmler: Letzter. Die Karten sind ja nicht offen auf dem Tisch, jeder hat vermeintlich wenig, aber ich weiß ja, was die meinen Spielern bieten. Das ist in der Regel das Dreifache. Dann muss ich neue Talente finden.

Ist das nicht frustrierend?

Irmler: Es ist eine Sisyphusarbeit, die aber Spaß macht, eine Lebensaufgabe. Ich bin ja nicht nur für die Sponsoren da, sondern mit Leib und Seele Coach.

Die Sponsoren sind trotzdem immer wieder Thema. Seit zwei Jahren hat der Rochusclub einen Namenssponsor.

Irmler: Die Gespräche über eine weitere Zusammenarbeit finden nächste Woche statt. Wir haben uns sehr bemüht, die Interessen von Allpresan weiterzutragen. Weltweit eigentlich, dadurch, dass die Spiele auf „Sportdeutschland TV“ und auf „Sportstadt TV“ liefen. Und dass wir in den Sozialen Median unglaublich aktiv waren. Wir konnten nachweisen, dass wir für Allpresan 25 Millionen Kontakte ermöglicht haben, das ist ja eine überragende Leistung. Als Synergieeffekt für den Rochusclub und ein Fußpflegeprodukt ist das nicht von schlechten Eltern.

Was kostet Sie eine Saison in der Bundesliga?

Irmler: Es war unser Glück, dass die guten Spieler nicht gekommen sind. Lukas Rosol war als einziger regelmäßig da, und er hat eine Bilanz von 6-1. Er ist der überragende Mann. Solche Jungs verdienen in einer Größenordnung, über die man ungern spricht. Was ich sagen kann: Ich habe einen Etat von um die 175 000 Euro. Das ist ein Micky-Maus-Etat.

Wenn man den Rolander Weg zur Anlage hoch läuft, sieht man den ein oder anderen Millionär, der ein paar Euro springen lassen könnte.

Irmler: Jaja, aber bei uns stimmt das Geld vorne und hinten nicht. In den letzten beiden Jahren habe ich aus eigener Tasche sogar nicht unerhebliche Beiträge dazutun müssen.

Sie persönlich haben die Lücke ausgeglichen?

Irmler: Ja, ich bin ja Gott sei Dank durch ein erfolgreiches Leben nicht ganz unbemittelt, aber es ist natürlich sehr ungewöhnlich, dass ein Coach seine eigene Mannschaft finanziert. Es ist aber auch sehr ungewöhnlich, dass ein Coach Sponsoren besorgt.

Warum tun Sie sich das an?

Irmler: Es ist mein Lebenselixier, mit jungen Leuten zu arbeiten und denen Steigbügelhalter für ein erfolgreiches Leben zu sein. Also nicht nur im Sport, ich vermittele eine breite Plattform: Charakter, Courage, Selbstvertrauen, Charisma.

Was kann die Bundesliga für den Sport allgemein tun? Gerry Weber, Modeunternehmer und Mäzen vom Deutschen Meister Blau-Weiß Halle, hat jüngst gesagt, die Liga werde immer wichtiger, weil es hier kaum große Turniere gibt.

Irmler: In der Diaspora ist sie die mit Abstand wichtigste Veranstaltung. Und seitdem es in Düsseldorf keine internationalen Events mehr im Tennis gibt, ist die Bundesliga die absolute Attraktion in Sachen Tennis. Es wird an vielen Positionen Weltklasse-Tennis geboten, wenn man sich die ersten zwei Positionen der einzelnen Mannschaften anschaut. Es waren knapp 40 der ersten 100 der Welt in der Bundesliga gemeldet, davon haben die meisten gespielt. Dass es sich dann nach hinten hin ausdünnt, ist klar. Bei uns hat letztes Jahr auch Mischa Zverev gespielt. Wenn ich mit denen kein freundschaftliches Verhältnis hätte, wäre das aber auch nicht zu bezahlen.

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