Theater : Roman von Wolfgang Herrndorf auf der Bühne
Düsseldorf In "Bilder deiner großen Liebe" begeistert Lea Ruckpaul als das Mädchen Isa, das aus der Psychiatrie geflohen ist.
Die Bodenluke öffnet sich – mit einem lauten Knall. Heraus springt die muntere Isa und ruft, ebenso laut und voller überschäumender Kraft: „Ich mag ja verrückt sein, aber ich bin nicht bescheuert!“ Voller Power beginnt in Wolfgang Herrndorfs „Bilder deiner großen Liebe“ das Mädchen Isa einen Parforceritt durch ihre Welt voller Fantasien und Erinnerungen. In der Hauptrolle des Zwei-Personen-Stücks: Lea Ruckpaul, die damit im Central am Hauptbahnhof ihre erste Spielzeit im Ensemble des Schauspielhauses beginnt und die Zuschauer bis zur letzten Minute packt. Erstaunlich, wie mädchenhaft die 31-jährige Darstellerin, die von Dresden über Stuttgart jetzt an den Rhein zog, diese Partie meistert, wie sie ihr in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Denn seit fünf Jahren spielt Ruckpaul die Isa in dem letzten Roman von Herrndorf. Es ist das unvollendete Vermächtnis des bereits vor der Uraufführung 2013 verstorbenen Autors. Ein Stück, das Ruckpaul in Dresden aus der Taufe gehoben und mittlerweile 40 Mal auf Bühnen verkörpert hat. In Dresden, dann in Stuttgart. Es geht um die Reise in Real-Fantasien eines Mädchens. Isa ist das Mädchen von der Müllkippe aus Herrndorfs Erfolgsstück „Tschick“ (es steht an fast allen Theatern der Republik auf dem Spielplan). Sie ist aus der Psychiatrie abgehauen, geht raus in die Natur und trifft in ihrer Fantasie auf zahlreiche Männer, etwa auf einen taubstummen Jungen oder einen Schiffskapitän, den sie kurze Zeit begleiten darf.
Die Bühnenfassung stammt von Chefdramaturg Robert Koall, der bereits (in Dresden) Herrndorfs „Tschick“ fürs Theater bearbeitet hatte. Mit Respekt vor dem Autor baute Koall eine Strichfassung des in der Ich-Form geschriebenen Romans. Ebenso finden sich im Original die Dialoge zwischen der Erzählerin Isa und dem auf der Bühne zu einem einzigen Mann verschmolzenen Gesprächspartner (extrem wandlungsfähig: Wolfgang Michalek). Die reduzierte und temporeiche Inszenierung auf angeschrägter Bühne (Sabrina Rox) richtete Jan Gehler bereits für Dresden ein. Es ist derselbe Regisseur, der auch die Uraufführung von „Tschick“ im Dresdener Staatsschauspiel (damals noch unter Intendant Wilfried Schulz) herausbrachte.