Kino Robert Redford ist mit 82 lässiger als mancher Jungstar

Düsseldorf · Neu in den Düsseldorfer Programmkinos: In seiner angeblich letzten Rolle spielt er den Ausbrecherkönig Forrest Tucker. 

 Robert Redford ist der Star in „Ein Gauner & Gentleman“.

Robert Redford ist der Star in „Ein Gauner & Gentleman“.

Foto: dpa/Chris Pizzello

Ein Gauner und Gentleman

Robert Redford hat es auch mit 82 noch drauf, seine Darbietung als Gentleman-Ganove atmet mehr Charme und Lässigkeit als ganze Generationen von Actionstars nach ihm. In seiner angeblich letzten Rolle widmet er sich der Lebensgeschichte des Ausbrecher-Königs Forrest Tucker, der es 18 mal schaffte, aus dem Gefängnis auszubrechen, um dann gleich wieder seiner kriminellen Karriere als Bankräuber nachzugehen. So auch Anfang der 80er Jahre, als er mit einer Seniorengang auf Tour ging, bis ihm der Polizist John Hunt auf die Spur kam. Übrigens entkam Tucker (wie Robert Redford in einem seiner Klassiker) auch aus Alcatraz. Ganz im Stil der 70er Jahre, und damit der Hochzeit seiner Stars Redford, Danny Glover und Sissy Spacek  inszeniert David Lowery seine Ganovenkomödie mit viel nostalgischem Sinn für den Reiz des Old school Kinos.

 Philipp Koep ist unser Kolumnist, der über Neuerscheinungen in den Kinos schreibt.

Philipp Koep ist unser Kolumnist, der über Neuerscheinungen in den Kinos schreibt.

Foto: Judith Michaelis

Atelier, Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr (engl. OmU)

Das Haus am Meer

Der Ausblick auf die Bucht von Marseille ist idyllisch, doch bald ist es vorbei mit der Schönheit des Lebens. Rentner Maurice ereilt ein Schlaganfall. Neben seinem Sohn Armand, der Maurices Restaurant übernommen hat und immer bei ihm geblieben ist, reisen auch seine Tochter Angèle und Joseph an. Die Zusammenkunft der Kinder mit dem alten gelähmten Vater verläuft keineswegs problemlos. Alte Konflikte brechen auf. In das eher klassische Sujet der spannungsvollen Heimkehr ins Elternhaus lässt  Robert Guédiguian auch Themen von der Entfremdung bis hin zu Flüchtlingen anklingen, die die französische Gesellschaft allgemein beschäftigen.

Bambi, tgl. 19 Uhr (am Di. im frz. OmU)

Of Fathers and Sons

Vom Gottessohn zum Gotteskrieger. Die Dokumentation von Talal Derki bietet einen raren Einblick in ein Phänomen, das bei uns auf empörtes Unverständnis stößt. Derki begleitete über zwei Jahre das Leben einer salafistischen Familie im Nordwesten Syriens, mitten im Gebiet des IS. Clanchef Abu Osama hat seine Söhne nach Al-Kaida-Führern benannt und schickt sie in eine Koranschule. Dort lernen sie neben einer radikalen Auslegung des Korans den Umgang mit der Waffe und unbedingten Gehorsam. Das beklemmende Porträt einer Hass-Kultur.

Metropol, tgl. 16.45 Uhr, (am Fr. um 19 Uhr Veranstaltung mit Gästen) (OmU)

Vorhang auf für Cyrano

So etwas wie die französische Antwort auf „Shakespeare in Love“ hatte wohl Alexis Michalik im Sinn. Und so ist das Equivalent zu „Romeo und Julia“ hier Edmond Rostands Versdrama „Cyrano de Bergerac“ und statt der Elisabethanischen Zeit steht die Theaterwelt der Belle Époque im Zentrum der komödiantischen Betrachtung. Dem gefeierten Hollywood-Vorbild wird die recht gefällige Franko-Kopie allerdings im Hinblick auf Esprit und Originalität gerecht.

Paris im Jahr 1897, das Genie des jungen Autors Rostand konnte bisher nicht so recht zur Geltung kommen, seine Stücke sind Flops. Doch dann begegnet er der dem Komödianten Coquelin, und es entsteht die Idee zu „Cyrano“, der Geschichte des mit einer gewaltigen Nase entstellten Poeten, der die Herzen der Frauen nur durch seine Worte erringt... Dabei entwickelt sich die Produktion von Rostands Stück als von allerlei Chaos und Hindernissen geprägte Hatz. Es bleiben nämlich nur drei Wochen bis zur Premiere. Mit der romantisch veranlagten Garderobiere Jeanne findet Rostand dann doch eine Muse für seinen Genie-Streich.

Atelier Do. – Sa. und Mi. um 14, 16.30 u. 19 Uhr, So um 16.30 Uhr und um 19 Uhr im frz. OmU

Frau – Mutter – Tier

Der Titel dieser Lifestyle-Komödie von Felicitas Darschin nimmt das tägliche „Mutti-Tasking“, das Frauen an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt,  auf die komödiantisch leichte Schulter. Da sind die Alltagsprobleme zwischen Ehebett (vernachlässigt schmollender Ehemann), Kindergarten (vorwurfsvolle Erzieherinnen), Schwiegermutter („Oma- Ausnahmetag“) und diversen Erziehungs-Weltanschauungen (vegane Ernährung für Säuglinge) zwar durchaus unterhaltsam, aber eben auch nicht sonderlich originell und unbedingt „fernsehtauglich“.

Bambi, tgl. 19 Uhr, am Sa. Veranstaltung mit Gästen

Wintermärchen

Um „Deutschland“ musste sich nicht nur Heinrich Heine Sorgen machen. Das tun auch Tommi und Becki, sie leben im Untergrund und wollen „etwas gegen Ausländer“ tun. Doch aus der miefigen Enge ihrer Wohnung und ihrer frustrierenden Beziehung heraus fehlt ihnen der „Mumm“. Erst als Maik dazu kommt, zündet der Gedanke und mündet in die Tat. Maik und Tommi ziehen los und knallen „Ausländer“ ab. Von Mal zu Mal steigern sie sich dabei in ein Delirium aus Gewalt, Sex und Suff...

Trotz einiger Parallelen zum NSU-Trio geht es Jan Bonny („Gegenüber“) nicht um eine politische Aufarbeitung der Nazi-Mordbande, sondern um das Psychogramm des Politterrors. So verwirren sich hier (ähnlich wie beim NSU und der linksradikalen RAF) Motive von sexuellem Frust, Herrschsucht, persönlicher Leere und sado-masochistischen Neigungen zu einem grenzenlosem Rausch der Triebe. Als Erklärungsmuster dient dieser ebenso aufdringliche wie spekulative Seelenstriptease kaum.

Bambi, tgl. 21 Uhr

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