Interview Harfenistin Loreena McKennitt nach langer Pause: „Das Leben kam dazwischen“

Düsseldorf · Die kanadische Harfenistin meldet sich nach zehn Jahren mit neuem Album zurück – am 25. März tritt sie außerdem in Düsseldorf auf. Im Interview spricht sie über die Gründe ihrer musikalischen Auszeit.

 Für ihre Alben wurde die kanadische Harfenistin Loreena McKennitt für einen Grammy nominiert.

Für ihre Alben wurde die kanadische Harfenistin Loreena McKennitt für einen Grammy nominiert.

Foto: Live Nation Germany

Ihre gesamte Karriere hat Loreena McKennitt der Erforschung ihrer keltischen Wurzeln gewidmet. Sie reist dazu auf deren Spuren durch Europa und Asien, sammelt Ideen und musikalische Einflüsse. So sind die Alben der inzwischen 62-Jährigen immer eine Mischung aus traditionellen Klängen der Länder, die sie bereist, und ihrem Spiel auf der keltischen Harfe. Für ihre Alben „An Ancient Muse“ (2008) und „Troubadours on the Rhine“ (2013) wurde die kanadische Harfinistin für einen Grammy nominiert.

Am 25. März macht McKennit endlich wieder einmal Station in Düsseldorf, im Gepäck ihr neues Album „Lost Souls“, das diesmal etwas anders konzipiert ist als ihre bisherigen Platten, wie Loreena McKennitt im Interview verrät.

Für das neue Album haben Sie sich mehr als zehn Jahre Zeit genommen. Warum so eine lange Pause?

Loreena McKennitt: Die kurze Antwort darauf ist: Das Leben kam dazwischen. Nach den Tourneen 2006 bis 2008 habe ich mich zwei Jahre um meine Mutter gekümmert, um ihr die verbleibende Lebenszeit noch so angenehm wie möglich zu machen. Danach wollte ich eigentlich für mein nächstes Studioalbum auf Recherchereise gehen. Dabei soll es sich um die Verbindung der Kelten zu Indien handeln.

Ihr aktuelles Album „Lost Souls“ hat aber einen anderen Hintergrund.

McKennitt: Das stimmt. Wie ich so mittendrin von all dem war, meinten meine Kollegen: Sag mal – meinst du nicht, es ist Zeit, dass du mal wieder ins Studio gehst, um ein neues Album einzuspielen? Da kam mir die Idee, die Songs zu nehmen, die ich in den letzten Jahren aufgenommen hatte, die es aber nie auf eines meiner Alben geschafft haben. Einfach, weil sie mir irgendwie nicht passend erschienen. Da hatte sich mit der Zeit einiges angesammelt. Mir kam die Assoziation zu verloren Seelen (englisch = lost souls) und siehe da, damit stand der Albumtitel auch gleich fest.

Es ist auch eine Art Retrospektive…

McKennitt: Es ist eine Kollektion von Songs, die ich tatsächlich seit meinen Anfängen in den 1980er Jahren aufgenommen habe, die wir auch live spielen werden.

Die Neuaufnahmen entstanden unter anderem in den Real World Studios von Peter Gabriel in England. Inwieweit beeinflusst die Umgebung Ihre Arbeit?

McKennitt: Extrem, wie ich zugeben muss. Ich könnte nie in einem dunklen Studio aufnehmen. Die Real World Studios bieten eine optimale Verbindung aus Arbeitsraum mit Blick durch große Fenster ins Grüne und gleichzeitig Wohnung. Wir können dort leben und jederzeit kreativ werden.

Ihre Alben erscheinen auch in limitierter Auflage als Vinyl. Eine Reminiszenz an die gute alte Zeit?

McKennitt: Diese Frage muss ich von zwei Perspektiven aus betrachten. Denn ich bin ja nicht nur Künstlerin, sondern auch die Managerin meines Unternehmens. Ich kenne noch die klassischen Vertriebswege. Als ich in den 1980er Jahren anfing, musste ich meine Musik noch auf Kassetten aus dem Auto heraus verkaufen. Heute hat das Musikgeschäft eine völlig andere Dynamik. Aus Marketinggründen ist der Vertrieb von Vinyl-Platten eher ein Verlustgeschäft. Aber ich mag es trotzdem, als Verbeugung vor der alten Zeit.

Ihre Musik ist auch online bei Streaming-Diensten verfügbar. Wie wichtig sind solche Anbieter inzwischen für Sie als Künstlerin?

McKennitt: Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Aus rein ökonomischen Gesichtspunkten kommt man daran einfach nicht vorbei. Ich persönlich empfinde das Streamen von Musik immer so, als würde ich mir einen Spielfilm alleine zu Hause ansehen. Das ist auch eine ganz andere Erfahrung, als in ein Kino zu gehen und dort zusammen mit anderen das Geschehen auf einer großen Leinwand zu verfolgen. Musik ist für mich einfach verbunden mit einer gemeinsamen Erfahrung. Ich höre sie am liebsten mit guten Freunden.

Loreena McKennitt gastiert am 25. März um 20 Uhr mit „Lost Souls“ in der Mitsubishi-Electric-Halle, Siegburger Straße 15, Tickets ab 61 Euro.

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