Jahrespressekonferenz der Tonhalle Tonhalle: So wird die neue Saison

Düsseldorf · In der nächsten Spielzeit stehen romantische Musik, Haydn, Bartóks „Blaubart“ und das Beethovenjahr im Fokus.

 Intendant Michael Becker, Dirigent Alexandre Bloch und Dramaturg Uwe Sommer-Sorgente (v.l.) stellten das Programm der Tonhalle vor.

Intendant Michael Becker, Dirigent Alexandre Bloch und Dramaturg Uwe Sommer-Sorgente (v.l.) stellten das Programm der Tonhalle vor.

Foto: Susanne Diesner

Auch in der kommenden Saison 2019/20 erwartet das Düsseldorfer Publikum eine harmonisch komponierte programmatische Mischung aus beliebtem Repertoire und – noch – weniger populärer musikalischer Haute Cuisine. Müssen wir zwar auf die humoristisch aufgeladenen Ehring-Konzerte – der Kabarettist und Musiker Christian Ehring nimmt sich ein Sabbatjahr – in der gewohnten Form verzichten und neigt sich der grandiose Fischer-Mahler-Zyklus dem Ende zu, so gibt es mit Blick auf das kommende Programmjahr kein Grund zur Besorgnis.

Im Gegenteil, wenngleich es keine wirklich großen Überraschungen zu vermelden gibt. Ehring geht zwar nicht mehr ins Konzert, aber er lädt jetzt zum Konzert. Statt ihm werden die Moderation der Comedy-Konzerte Marco Tschirpke, René Heinersdorff, Martin Zingsheim, Torsten Sträter und nicht zuletzt Anke Engelke übernehmen. Fischer wird seinen Mahler-Zyklus mit der großen tragischen Sinfonie Nr. 6 abschließen, doch widmet er sich musikalisch auch sehr hochwertigem Nachschub in Form einer konzertanten Aufführung von Bartóks tiefenpsychologischem Einakter „Herzog Blaubarts Burg“ (November 2019) und Haydns preziösem Oratorium „Die Jahreszeiten“ (Mai 2020). Entgegen anderslautender Vermutungen hat dieses bezaubernde Stück durchaus ihre hingebungsvollen Fans, sicherlich auch im Chor des Musikvereins, der sich bei diesem Konzert wieder ganz in seinem Element fühlen dürfte.

Doch die Sternzeichen-Konzerte, die Abo-Reihe der Tonhalle mit den Düsseldorfer Symphonikern (aktuell sind es mehr als 5200 Abonnenten in drei Abo-Modellen), bietet auch darüber hinaus Hörenswertes. Principal Guest Conductor Alexandre Bloch bringt neben einer Uraufführung von einem neuen Werk für Schlagzeug und Orchester des Neuseeländers John Psathas, zum Beethovenjahr 2020 – wir feiern dessen 250. Geburtstag – die Pastorale (Sinfonie Nr. 6) mit. Dies dürfte sich indes nur als kleiner Auftakt nächsten Jahres verstehen, das gewiss in der darauffolgenden Saison noch so manches Highlight im Geiste Beethovens mit sich bringen wird. Mit Bruckners zeitlos mystischer Siebter Sinfonie ist auch spätromantische Klangmagie wieder auf dem Programm, Musik, die den Düsys perfekt zu liegen scheint.

Kein Wunder, dass die weiteren Gastdirigenten Antonino Fogliani, David Reiland, Jesko Sirvend, Joana Mallwitz, Alpesh Chauhan und Marc Albrecht auch im Schwerpunkt auf romantische oder spätromantische Orchesterliteratur setzen. Etwa mehrfach mit Strauss, unter anderem mit dem Heldenleben, mit Dvořák zum Beispiel dessen Siebte Sinfonie, Sibelius mehrfach, Mendelssohn oder Schumann. Unter den Solisten finden sich beispielsweise Kirill Gerstein, Till Fellner oder Augustin Hadelich.

Zu den Abo-Konzerten gesellen sich zwei „Sternstunden“ mit dem Bach Collegium Japan mit der Johannes-Passion (März 2020) und dem Menschenrechtskonzert mit Fischer und wieder Dvořák, diesmal der 9. „Aus der Neuen Welt“. Das Neujahrskonzert wird Alpesh Chauhan dirigieren.

Neue Musik könnte zwar noch konsequenter in die Programmplanung der Sternzeichen eingeflochten werden, etwa als kurze Intermezzi im ersten Teil, doch erwarten uns auch in der kommenden Saison zwei große Konzerte, darüber hinaus „Na hör´n Sie mal“ mit Notabu und das „Schöne Wochenende“ im Mai mit dem Motto „Heimat“ für Liebhaber zeitgenössischerer Klänge. In dem Rahmen dieses Festivals im Geiste des Projektes „Heimatlieder aus Deutschland“, das Musik von Einwanderern in den Fokus nimmt, wird es auch ein Sonderkonzert im Zakk geben.

Im November kommt ein zeitgenössischer Strauß an Musik unter Wolfgang Rüdigers Leitung zum 80. von Nicolaus A. Huber und dem 70. von Gerhard Stäbler, im Dezember ein „contemporary“ Weihnachtskonzert. Um Bariton Dietrich Henschel und das Ensemble Unitedberlin versammeln sich Kompositionen von zwölf zeitgenössischen Tonsätzern, die sich Weihnachten aus verschiedenen Kulturkreisen heraus widmen werden.

In der Reihe „Raumstation“ hat auch Kammermusik eine Heimat in der Tonhalle. Viel Beethoven unter anderem mit dem Trio Meyer, dem Jerusalem Quartett mit der Grande Dame des Klavierspiels, Elisabeth Leonskaja (73), oder Les Vents Français. Isabelle Faust and Friends werden indes neben Beethoven auch Neue Wiener Schule wieder in die Tonhalle bringen, mit Webern und Schönberg.

Das Kinder- und Jugendprogramm der Tonhalle wird natürlich auf gewohnte Weise weitergeführt. Neu jedoch ist, dass Musiker der Düsys mehr in die Schulen hineinwirken wollen, durch Projekte, Besuche, etc. Die Kleinen und Kleinsten sind das Publikum der Zukunft. Und dies scheint zumindest bei einem Blick in das Publikum der Konzerte in der Tonhalle von Fall zu Fall durchaus nicht nur älter, sondern auch gerne etwas jünger zu werden.

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