Lesung Walter Sittler liest in Düsseldorf in Gedenken an Dieter Hildebrandt

Düsseldorf · Im Robert-Schumann-Saal kam das Programm des 2013 verstorbenen Kabarettisten auf die Bühne.

 Der Schauspieler Walter Sittler bei einer Lesung.

Der Schauspieler Walter Sittler bei einer Lesung.

Foto: picture alliance/dpa/Henning Kaiser

„Ich bin immer noch da“, so ist das Programm mit Texten von Dieter Hildebrandt betitelt, das Walter Sittler am Sonntagnachmittag im Robert-Schumann-Saal präsentierte. Es ist eine Verneigung an den 2013 im Alter von 86 Jahren verstorbenen Kabarettisten.

Was Walter Sittler rund zwei Stunden vortrug, machte deutlich, wie zeitlos Hildebrandts Texte sind, wie genau er hinschaute und die Dinge, die ihn bewegten, auf den Punkt bringen konnte.

Dieter Hildebrandt hatte ein Programm zusammengestellt, mit dem er sich von seinem Publikum und von der Bühne verabschieden wollte. Leider kam ihm der Tod dazwischen. Schauspieler Walter Sittler las das Programm als „Letzte Zugabe“ nicht nur für eine Hörbuchfassung ein, er präsentierte es auch erfolgreich live auf der Bühne.

 Der Kabarettist Dieter Hildebrandt ist im Jahr 2013 gestorben. Sein Programm wurde jetzt im Schumann-Saal verlesen.

Der Kabarettist Dieter Hildebrandt ist im Jahr 2013 gestorben. Sein Programm wurde jetzt im Schumann-Saal verlesen.

Foto: picture alliance / dpa/Andreas Weihs

„Ich bin immer noch da“, ist gewissermaßen die Zugabe zur letzten Zugabe. Auf Wunsch von Dieter Hildebrandts zweiter Frau, der Kabarettistin Renate Küster, wurde das Programm um Texte aus dem Nachlass erweitert und von Walter Sittler noch einmal auf die Bühne gebracht.

Sittler kommt Hildebrandts Sprachstil sehr nah

Mit dem Schauspieler, den Hildebrandt auch wegen dessen politischem Engagement sehr schätzte, ist die Idealbesetzung für diese Aufgabe gefunden. Sittler versteht es, pointiert, kurzweilig und tiefgründig die Worte lebendig werden zu lassen. Er schafft es, den für Hildebrandt so typischen Sprachstil mühelos zu übernehmen, dass man in weiten Teilen des Nachmittags meinte, den Kabarettisten selbst zu hören, wie er mal bitterböse, mal augenzwinkernd und frech, über Politiker im allgemeinen und besonderen sinnierte, den Nutzen von Nordic Walking in Frage stellte, den Verfall der Sprache unter die Lupe nahm oder das Märchen vom kleinen Karl-Theodor (zu Guttenberg) zum Besten gab. Hildebrandt prangerte aber auch den Rechtsruck, dem zu viele Jugendliche verfallen, an, wunderte sich darüber, dass man „uns Deutsche im Ausland immer erkennt“ und glaubte, mit „sie haben sich uns gemerkt“, die Antwort auf diese Frage gefunden zu haben.

Sittler, leger in Strickjacke und Jeans, mal am Tisch sitzend, mal am Pult stehend, sah man die Freude an, mit der er sich dem vielseitigen Werk Hildebrandts widmete. „Schon dessen Überschriften von Texten, die er für die Lach und Schieß Gesellschaft schrieb, haben an Aktualität bis heute nichts eingebüßt“, stellte der Schauspieler respektvoll fest.

Zu Beginn las er eine Rede vor, die der Kabarettist aus Anlass des an ihn verliehenen Erich-Kästner-Preises 2013 vortrug. „Ich glaube, damit wird deutlich, wer Dieter Hildebrandt war“, meinte Sittler einleitend. Wie recht er damit hatte. Auch wurde deutlich, wie sehr dessen kritische Stimme fehlt, auf der Bühne und in der Medienlandschaft.

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