Neu in den Programmkinos Bürgerliches Gutmenschentum in französischem Film

Unser Kolumnist Philipp Koep beleuchtet aktuelle Filme in Düsseldorfer Programmkinos.

 Szene aus „Little Women“.

Szene aus „Little Women“.

Foto: dpa/Wilson Webb

Die Kunst der Nächstenliebe

Klarer Fall von Helfer-Syndrom. Isabelle meint es gut und damit nervt sie nicht nur ihre Familienangehörigen sondern bisweilen gar diejenigen, den die ganze Fürsorge der engagierten Sozialarbeiterin gilt. Französischkurse für Einwanderer, Kleiderspenden (aus dem Schrank ihrer Töchter) oder Suppenküchen, überall fühlt sich Isabelle gebraucht. Für ihre Schützlinge richtet sie schließlich eigens eine Fahrschule ein. Regisseur Gilles Legrand dekliniert das bürgerliche Gutmenschentum französisch-vielsagender Dialoglastigkeit und viel hektischer Hyperaktivität durch.

Das zeigen jetzt die Düsseldorfer Filmkunstkinos
Foto: Judith Michaelis

Metropol, Benefiz-Vorstellung für das bedrohte Berliner Moviemento-Kino am So. um 19 Uhr (frz. OmU)

Little Women

Die Fallhöhe war hoch für die Indie-Regisseurin Greta Gerwig („Lady Bird“). Ausgerechnet an dem 150 Jahre alten Schwestern-Drama von Louisa May Alcott versucht sich die Filmemacherin, deren Themen bisher eher autobiographisch waren. Für die „kleinen Frauen“ bietet sie eine ganz Riege von Hollywood-Größen auf: Saoirse Ronan, Emma Watson, Laura Dern, Meryl Streep und dann kommt da noch Florence Pugh und stiehlt den Granden die Schau.

Im kostümträchtigen Ambiente erzählt der Film die Geschichte der vier March-Schwestern, deren Streben nach Glück an den Grenzen der viktorianischen Rollenverteilung kratzt. Jo möchte Schriftstellerin werden, doch ihr Verleger will nur Geschichten, an deren Ende die Frauen verheiratet sind. Auch Amy strebt in nach Selbstverwirklichung in der Kunst und will Malerin werden. Nur Megs Herz sehnt sich nach Liebe und Familie.

Gerwig gelingt ein überaus lebendiges Porträt von selbstbewussten Menschen in einer wenig verständnisvollen Zeit.

Atelier, Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr (engl. OmU)

Die Wütenden – Les Misérables

Mit dem Originaltitel „Les Misérables“ greift das Regiedebüt von Kameramann Ladj Ly Victor Hugos gleichnamigen Sozialroman aus dem Jahr 1862 auf. Und rund 200 Jahre nach dessen Handlung tun sich Parallelen auf. Der Schauplatz ist der Pariser Vorort Montfermeil, er war schon bei Zola die Lebenswelt der „Elenden“.

Der aus Mali stammende Ly ist hier aufgewachsen und kennt das triste Leben der Schwarzen in der Banlieu. So ist sein Film eine Art Update der Geschichte von der sozialen Stigmatisierung der Armen.

Stephane kommt neu zu einer Polizeieinheit, die sich um den sozialen Brennpunkt Montfermeil kümmert. Der Korpsgeist der rauhen Truppe schert sich nicht um Dienstvorschriften und mit den Gesetzen nehmen es die Gesetzeshüter in Rambomanier nicht so genau. Als sie bei einem ihrer ruppigen Einsätze von einer Drohne gefilmt werden, beginnt sich die wütende Bevölkerung zu wehren. Aus den Jägern werden nun Gejagte...

Bambi, tgl. 19 u. 21.15 Uhr (Mo. um 21.15 u. Di um 19 Uhr im frz. OmU)

Life and Death of Brian Jones

Er war eins der Gründungsmitglieder der Rolling Stones. Doch während vier die Rock-Oldies den exzessiven Lebensstil überlebt haben, fiel Brian Jones seinem labilen Charakter und dem Hang zu „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ vor 50 Jahren zum Opfer. Zwei Jahre nach dem Rausschmiss wurde Jones „Gründungsmitglied“ des illustren „Club 27“: im Alter von 27 Jahren wurde er tot auf dem Grund seines Swimmingpools gefunden. Seither sind Gerüchte über einen gewaltsamen Tod nie verstummt, der Film „Stoned“ (2005) vertrat diese ungesicherte Theorie.

Nun hat sich der auf Musiker-Dokus spezialisierte Regisseur Danny Garcia („The Rise and Fall of The Clash“) auf die Spur dieser Vermutungen gesetzt und liefert „zwingende Beweise“.

Atelier, Sondervorstellung am Sa. um 14 Uhr im engl. OmU

It Came from Outer Space

Mit Außerirdischen geht es weiter in der Reihe Mitternachtskino. Während Hollywoods B-Filme die Aliens (gemeint waren in der Hochzeit des Kaltem Krieges natürlich die Kommunisten) gern als bösartige Invasoren darstellte, präsentierte B-Film-König Jack Arnold 1953 mit seinem SciFi-Drama (dt. Titel: „Gefahr aus dem Weltraum“) die Besucher als gutartige Wesen dar. Dabei kommen die typischen Amerikaner mit ihrer „erst schießen, dann fragen“-Mentalität eher „unfreundlich“ weg.

Nach der Bruchlandung eines Ufos beobachtet ein Schriftsteller seltsame Veränderungen bei den Menschen einer Kleinstadt in der Wüste von Arizona. Während der Sheriff zum Generalangriff rüstet, kann eine Eskalation in letzter Minute abgewendet werden.

Der Film wird in 3D gezeigt! Eine (anaglyphe) 3D-Brille kann mitgebracht werden.

Metropol, Fr. 23.45 Uhr

Jojo Rabbit

Die Geschichte vom kleinen Hitlerjungen Jojo Betzler, der entdecken muss, dass seine eigenen Eltern ein jüdisches Mädchen auf dem Dachboden verstecken, nimmt zwar ebenso die kindliche Perspektive auf den Rassenwahnsinn ein, verschiebt die naive Perspektive jedoch gleich ins Absurde.

Wien im Weltkrieg, Jojo ist begeisterter Pimpf, doch mit seinem Heldentum und Waffengeschick ist es nicht weit her, nicht einmal sein eingebildeter Freund Hitler – eine schrille Führerphantasie – kann da helfen. Als er auch noch ein „Hasenherz“ beweist und Freundschaft mit dem versteckten Mädchen schließt, ist es Zeit, die Freundschaft mit „Hitler“ zu beenden.

Metropol, tgl. (außer Sa.) 16.30 und 19 Uhr, um 21.30 Uhr jew. im engl. OmU

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