Neu in den Programmkinos „Ich war noch niemals in New York“: Udo Jürgens im Kino

Düsseldorf · Unser Kolumnist Philipp Koep beleuchtet aktuelle Filme in Düsseldorfer Programmkinos.

 Eine Szene aus „Ich war noch niemals in New York“.

Eine Szene aus „Ich war noch niemals in New York“.

Foto: dpa/-

Lieber Antoine als gar keinen Ärger

Während man ihrem verstorbenen Ehemann ein Denkmal für seinen Einsatz gegen das Verbrechen errichtet, kommt Yvonne (Adèle Haenel) auf die Spur der wahren Natur des Supercops: Er steckte bis zum Hals in illegalen Geschäften und missbrauchte seinen Job, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Yvonne, selbst Polizistin, will nun Wiedergutmachung betreiben. Zu allererst steht da Antoine an, der von Santi für acht Jahre hinter Gitter gebracht wurde und sich nun in der Freiheit erst wieder zurecht finden muss. Während Antoine sich in die Helferin verliebt, entwickelt auch sie Gefühle für den chaotischen Kleinkriminellen.

Turbulente französische Komödie um Recht und Unrecht und die Tücken der Resozialisierung.

Cinema, Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr (frz. OmU)

After the Wedding

Gute zehn Jahre nach dem dänischen Familiendrama „Nach der Hochzeit“ von Susanne Bier hat sich Hollywood nun an ein Remake gemacht. Neben der üblichen Schauplatzverlegung nach Amerika und einer US-Starbesetzung präsentiert Bart Freundlichs Neuverfilmung eine verhängnisvolle Volte: Aus der männlichen Hauptfigur wird eine weibliche Protagonistin.

Seit vielen Jahren leitet die Amerikanerin Isabel (Michelle Williams) ein Waisenhaus in Kalkutta. Die Einrichtung leidet allerdings unter chronischer Geldnot und steht vor dem Aus. Da erhält Isabel die Nachricht über eine hohe Spendensumme. Die Gönnerin hat freilich zur Bedingung gemacht, dass Isabel dafür nach New York kommt. Dort wird Isabel von Theresa (Julianne Moore) empfangen und kurzerhand zur Hochzeit von deren Tochter Grace eingeladen, wo sie dann Oscar wiedersieht, mit dem Isabel einst liiert war und der nun mit Theresa verheiratet ist und der Vater von Grace ist.

Bambi, tgl. um 16.30 u. 19 Uhr (außer Mo), am Di. um 19.30 Uhr im engl. OmU

Ich war noch niemals in New York

Die Idee, aus Udo Jürgens-Liedern irgendwie eine Musical-Handlung zu stricken ist schon abenteuerlich, aber auf deutschen Bühnen offenbar für mehr als sechs Millionen Zuschauern ein Grund zum Hingucken. Dass man aus dem Kassenerfolg dann noch einen Film machen kann, liegt kommerziell nahe, ist aber künstlerisch immer noch waghalsig.

So legt es die Handlung nie auf Authentizität an: in knalligen Farben frönt der Film von Philipp Stölzl („Nordwand“) der schrillen Künstlichkeit von Studioaufnahmen. Katharina Thalbach verliert das Gedächtnis und stellt fest, dass sie noch „niemals in New York“ war, kurzerhand schleicht sie sich als blinde Passagierin auf einen Ozeandampfer, natürlich mit dem Ziel New York. Ihre alarmierte Tochter Lisa (Heike Makatsch) lässt den Job als Klatschreporterin sausen und  und saust der Mutter mit Maskenbildner Fred hinterher. Zu spät jedoch um die Mutter von Bord zu bringen, da legt der Dampfer schon ab und die drei müssen als blinde Passagieren Putzdienst leisten …

Erheblich gewöhnungsbedürftig ist dieses nostalgische Sorglos-Geträllere, das nur mühsam in einen etwas befremdlichen Gang kommt.

Metropol, tgl. 15 , 17.45 u. 20.30 Uhr, Mo. nur 16.15 Uhr

Easy Love

Dass auch die freiesten Beziehungskonzepte in der Realität schnell an die Grenzen der menschlichen Natur – nämlich Eifersucht – geraten, gehört zu den Binsenweisheiten der 68er und aller übrigen Reformkonzepte. So ist es natürlich klar, dass die Sache mit der Liebe nicht so „easy“ ist, wie der Titel verheißt. Irgendwie erinnert das „scripted documentary“ von Tamer Jandaly an die Erotik-Dokus wie „Catch Your Dreams“, mit denen Moritz Boerner in den 1980ern die Arthouse-Gemeinde in sinnliche Verzückung versetzte. Diesmal ist der Versuchsaufbau der Pseudo-Dokumentation paarweise gegliedert: Sophia lässt sich für (Sex-)Dates bezahlen und sagt, es sei Neugier, doch einen Therapeuten braucht sie schon. Pia hat sich in Lenny verliebt, aber sie ist ihre erste Frau. Das macht die Sache nicht einfacher. Sönke hat Aufreiß-technisch mehr Kerben am Colt als Jahre auf dem Buckel. Aber mit 40 steht nicht nur das Alter vor der Tür, sondern auch eine Frau, die ihm mehr bedeutet. Stella und Nic leben eine „offene“ Beziehung, die schnelle emotionale Abgründe aufzeigt.

Metropol, Vorpremiere am Sa. um 16 Uhr im Metropol mit Regisseur Tamer Jandaly

Der Glanz des Unsichtbaren Louis-Julien Petits Obdachlosen-Drama versucht den Spagat zwischen erbaulichem Feelgood-Kino und engagiertem Blick auf Missstände.

Mit der Schließung des „L´Envol“ verlieren die Obdachlosen der heruntergekommenen Industriestadt einen letzten Zufluchtsort. Die Gemeinde streicht die Mittel, die Hilfseinrichtung für Frauen arbeitet nicht erfolgreich genug und Leiterin Audrey ist angeblich oft zu nachsichtig mit ihrer Klientel.

Mit dem Mut der Verzweiflung machen sich die Frauen gemeinsam an einen letzten Versuch, sich zu „integrieren“ – koste, was es wolle!

Das fängt mit einer gewissen Kreativität beim Beschönigen des Lebenslaufes an und hört mit Chuzpe noch lange nicht auf ...

Neben viel Mutterwitz kann die Sozialkomödie mit einem Blick punkten, der den Ausgestoßenen Schönheit und Würde verleiht ohne in Gefälligkeit zu abzudriften.

Metropol, tgl. um 19 Uhr (außer Mo., am Mi. im frz. OmU)

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