Das Tanzhaus will anbauen

Platzmangel: Zu eng, zu heiß, zu viele Beschwerden: Das Tanzhaus NRW legt eine Bedarfsstudie vor.

Düsseldorf. Der Ruf ist exzellent, die Atmosphäre bestechend - das Tanzhaus NRW hat sich seit seiner Gründung 1973 in Flingern zu einem der ersten Häuser in punkto Tanz als Kunst, Jugendförderung und Bildungsveranstaltung entwickelt. Es zählt 2000 Kursteilnehmer pro Woche, 290Vorstellungen jährlich, mit Größen wie dem belgischen Choreographen Alain Platel, Jan Fabre und Dozenten, die zumeist an internationalen Kunsthochschulen ausgebildet wurden.

Neuerdings reist Geschäftsführer Bertram Müller sogar auf Einladung durch Europa, um das Düsseldorfer Konzept vorzustellen. Das Tanzhaus NRW macht Schule: In Oslo und Dublin stehen die Nachbildungen bereits, Tillburg eröffnet sein Tanzhaus im Oktober.

Jetzt aber muss Müller erst einmal zu Hause nachbessern, denn Kursteilnehmer, Künstler und Dozenten leiden schon seit geraumer Zeit unter beengten Verhältnissen. Deswegen plant der Verein Tanzhaus NRW eine Erweiterung auf dem Gelände des ehemaligen Rheinbahndepots an der Erkrather Straße. An der Nordseite des bestehenden Gebäudes soll ein eigenständiger dreigeschossiger Bau in Massivbauweise (Stahlbeton und Mauerwerk) entstehen. Entwurf und Daten liegen der Westdeutschen Zeitung vor. Kalkulierte Kosten für den Anbau: knapp 1,8 MillionenEuro. Daneben müssen Mängel beim Schallschutz sowie der Belüftung und Erwärmung von Studios und Mitarbeiterbüros behoben werden.

In dem Ergänzungsbau sollen unter anderem Büros, eine Künstlergarderobe, Umkleide- und Aufenthaltsraum für Dozenten, ein Bühnenfunktionsraum, Sanitäranlagen sowie eine zusätzliche Umkleide für die Kursteilnehmer eingerichtet werden.

Bisher ziehen sich die rund 60Dozenten gemeinsam in einem Raum um, eine nach Geschlechtern getrennte Garderobe existiert nicht. Die Kursteilnehmerinnen - 80Prozent der 2000Gäste pro Woche sind Frauen - müssen sich mit einem Zehn-Quadratmeter-Duschraum begnügen, die Garderobe hat gerade mal 20Quadratmeter Platz. Die ständige Überfüllung hat unangenehme Folgen: Die Luft ist schlecht, Ablagemöglichkeiten sind knapp, die Hygiene leidet. In der Bau-Begründung heißt es: "Dies führt nicht nur zu ständigen Beschwerden der Kursteilnehmer, sondern auch zu einer erheblichen Störung des betrieblichen Ablaufs."

Die Maßnahmen sollen in drei Bauabschnitten verwirklicht werden. Eine entsprechende Bedarfsstudie liegt inzwischen vor, und trotzdem geht es nicht voran - denn dem Tanzhaus fehlt das notwendige Geld.

Seit jeher wird die Einrichtung von Stadt und Land bezuschusst: Knapp eine Million Euro kommt jährlich von der Stadt, 439000Euro gibt das Land, und es stehen nochmal 449000 Euro Projektmittel zur Verfügung. Das Tanzhaus selbst erwirtschaftet 1,48Millionen Euro. Für den Betrieb reicht das so gerade, jedoch nicht für eine aufwändige Baumaßnahme. Und dann bahnt sich auch noch das nächste Problem an: Die Bundesmittel 80000Euro jährlich, für das Projekt "Take-off: Junger Tanz" werden ab diesem Jahr nicht mehr gezahlt, die Finanzierung war auf fünf Jahre begrenzt. Wenn sich für das Programm kein neuer Geldgeber findet, stirbt es. Zehn Schulen und mehr als 400 Kinder und Jugendliche wären betroffen.

Keine schönen Aussichten für Bertram Müller, er hofft, dass Stadt und Land erneut einspringen. "Wir brauchen diese Verbesserungen dringend, sonst ist unsere grundlegende Struktur in Gefahr."

In Kürze führt er darüber ein Gespräch mit Friedrich Conzen (CDU). Der Kulturausschussvorsitzende hält sich jedoch mit Versprechungen zurück. "Das wäre sicher eine sehr gute Sache, dem Tanzhaus zu helfen. Jedoch wird das bei der allgemeinen Finanzlage nicht ganz einfach. Wir müssen erst einmal alle Sachen auf dem Tisch haben, um zu entscheiden."

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