Abrechnung mit dem Traumjob

Die Ex-Gefährtin von Fehlfarben-Sänger Peter Hein hat ein wütendes Buch über den Stewardessen-Alltag geschrieben.

Düsseldorf. Fast zwei Jahrzehnte lang hat sich das Leben von Sabrina Ceccherini hauptsächlich über den Wolken abgespielt. Als Stewardess diverser Fluggesellschaften hat die Düsseldorferin mit italienischen Wurzeln fast die ganze Welt bereist und dabei stets auch ihren ganz privaten Traum von der grenzenlosen Freiheit gelebt. Nun hat sie ein Buch über diese Zeit geschrieben, es heißt "Checked out" und ist eine Abrechnung mit ihrem ehemaligen Traumberuf.

"Irgendwann ging es einfach nicht mehr weiter. Das ist kein Job mehr, sondern moderne Sklaverei", sagt die Autorin, die ihren Lebensunterhalt heute als Model, Schauspielerin und Moderatorin verdient, so auf der Jugendmesse "You".

"Checked out" ist aber ganz nebenbei auch ein unterhaltsamer und witziger Rückblick auf 19 Jahre Punk- und Rock’n’Roll-Leben. Denn bereits in den 80er Jahren trat der Punk in Ceccherinis bis dahin recht behütetes Leben. Schnell wurde sie ein Teil der Düsseldorfer Punkszene, davon zwölf Jahre lang an der Seite von Peter "Janie" Hein, dem Sänger der legendären Fehlfarben. Später wurde sie selbst musikalisch aktiv, als Sängerin bei den lokalen Bands Kompressor und Atomixx.

Ihre beruflichen Reisen hat sie stets genutzt, um Konzerte ihrer Idole zu besuchen, sie kennenzulernen und sich dabei so manches Mal Hals über Kopf zu verlieben. Und so erinnert "Checked out" streckenweise an die Autobiografie "I’m with the Band" von Pamela des Barres, dem Supergroupie der 60er Jahre.

Zum Beispiel wenn Ceccherini erzählt, wie sie mit dem schrillen New Yorker Performance-Künstler John Sex eine Tanzeinlage hinlegt, mit Joey Ramone einen feucht-fröhlichen Abend an der Bar verbringt oder mit der frühen Madonna samt Gefolge am Pool entspannt.

Zwischen all diesen Rock’n’Roll-Anekdoten finden sich unglaubliche Schilderungen aus dem Stewardessen-Alltag, bei denen sich dem Leser vor lauter Fremdschämen die Nackenhaare sträuben, so rüde und anmaßend benehmen sich wohl manche Menschen.

Da drücken Mütter der Flugbegleiterin mit völliger Selbstverständlichkeit eine volle Windel zur Entsorgung in die Hand und aus Ibiza heimkehrende Technoparty-Besucher finden es spaßig, auf die "Saftschubse" mit Wasserpistolen zu zielen.

Insgesamt beklagt Ceccherini wütend und teils mit recht drastischen Worten einen allgemeinen Verfall der Sitten, eine zunehmende Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen und des Services, egal ob im Billigflieger oder bei den großen Airlines. Sie schreibt sich all dies von der Seele, unbekümmert, ohne sich dabei viel um Form und Aufbau zu kümmern, was das Lesevergnügen jedoch nicht schmälert.

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