Die Fußball-WM und die hohe Kultur

Musik: Die Tonhalle lädt zum Konzert mit Klassik für Fußballfans, und im Kom(m)ödchen werden Gesänge einstudiert.

Düsseldorf. Zu Unrecht war die Kulturszene bislang weitgehend fußballfreie Zone. Die Faszination Fußball existiert auch in der hohen Kunst, sagt Tonhallen-Intendant Michael Becker, der früher bei Hannover 96 gespielt hat. "Ich habe einmal ein sehr elegantes Spiel zwischen Portugal und Frankreich gesehen, das war die perfekte Partitur." Und: "Es ist spannend zu sehen, wie viele Komponisten sich mit Sport beschäftigt haben." Schostakowitsch etwa war Anhänger von Zenit Leningrad und hat sogar einen Schiedsrichterkurs besucht, er passt also gut ins WM-taugliche Konzert, das Becker für die Reihe "3-2-1 Ignition, junge Tonhalle" am 22.Juni zusammengestellt hat. Der Intendant wird die Veranstaltung mit einem Experten, vielleicht mit einem sportkundigen Mitglied der Symphoniker, moderieren. Gespielt wird unter anderem "Half-Time von Martinu, Verdi. La forza del destino und der 1. Satz aus Schumanns "Rheinischer", laut Becker "ein echtes Fanstück, so schön bedingungslos".

Jede Menge Emotionen befördern auch Jens Neutag und Martin Maier-Bode am Wochenende auf die Kom(m)ödchen-Bühne. Sie haben ihr Programm Doppelpass aufgefrischt, das im Jahr 2001 erstmals präsentiert wurde, um die Sportstadt Düsseldorf und zu analysieren. Rasch machten die beiden Kabarettisten jedoch über die Stadtgrenzen hinaus von sich reden und entschieden, ihren Blick künftig auch über nationale und internationale Fußballgeschehnisse schweifen zu lassen.

"Fußball kann so wunderbar absurd sein", sagt Jens Neutag, der sich auch nach Jahren noch darüber amüsiert, dass Fortuna-Fans selbst dann gegen Rot-Weiß Essen "richtig schlimm" stänkern, wenn sie gegen eine ganz andere Mannschaft spielen. "Früher waren die Fußballspieler unsere beste Quelle, aber seitdem die Jungs Rhetorikkurse besuchen, versiegt sie zunehmend", sagt Neutag.

Doppelpass ist eine Veranstaltung für Fußballfans mit einigen wenigen Vorkenntnissen, wird aber keinesfalls eine Fachsimpelei, und mitmachen darf das Publikum auch. Dessen Engagement ist nicht nur bei den Charts der Fangesänge gefragt.

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