Uraufführung: „Die Trägheit“ als Groteske in Plüsch

Das neue Stück von Lukas Linders im Kleinen Haus konnte nicht recht überzeugen.

Düsseldorf. Erst die Kündigung bringt das Leben so richtig in Schwung. Was wie Krisenzynismus klingt, ist eine der Voraussetzungen von Lukas Linders groteskem Stück "Die Trägheit", das als Sieger des Autorenlabors 2009 jetzt im Kleinen Haus uraufgeführt wurde.

Das Minidrama des 1984 geborenen Schweizers zeichnet eine Welt der Wiederkehr des Immergleichen. Kleinmanns Chef Walter ist pleite und stürzt sich schließlich aus dem Fenster - nicht ohne zuvor seine Sekretärin Irma und Kleinmann zu entlassen.

Prompt tun sich die beiden als verschreckt ausgewildertes Bürogetier zusammen. So weit, so unterhaltsam. Linders Stück wandelt auf dem Pfad des Absurden zwischen Sternheim, Ionesco und Mrozek, mit Worttümeleien wie "Ein fesches Weib" oder "pressant".

Im Mittelteil hakt es allerdings heftig. Kleinmann gerät an Künstler Bumbke, der sich mit Prostatakrebs und Gespielinnen die Zeit vertreibt. Das breit ausgemalte Kleinbürgerkünstlertum zwischen Vegetarismus und Sexorgie ist allenfalls verschmockte Groteske in Plüsch. Am Ende landet Kleinmann wieder bei Irma und Firma.

Regisseurin Tina Lanik macht im Kleinen Haus das einzig Richtige. Sie verpasst den Schauspielern riesige Schwellköpfe als Masken, die die Körper kindlich klein erscheinen lassen. Auf einem gelben Bühnenpodest agieren sie wie Puppen im Kasperletheater des Lebens. Die Masken nehmen sie nur in vertrauenswürdigen Situationen ab, bei Gefahr setzen sie sie sofort wieder auf. Günther Eckes im grauen Anzug gibt einen überzeugend angstschlotternden, naiven Kleinmann.

Den Mittelteil kann allerdings auch die Regisseurin nicht retten, trotz Schweinsmasken mit Zigarre, Sadonummern mit Baguette und überzeugender Schauspieler wie Lisa Arnold, Andreas Bichler, Matthias Fuhrmeister, Stefan Kaminsky. Wohlwollender Beifall.

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