Premiere Jung-Choreograph Robert Binet gibt sein Düsseldorfer Debüt

Düsseldorf · Der Kanadier Robert Binet inszeniert für den Ballettabend „b.37“ zum ersten Mal an der Oper am Rhein. Das ist aber nicht die erste große Produktion des 27-Jährigen.

Robert Binet: Der Choreograph, der sich erstmals bei b.37 am 23.11. mit einer Arbeit vorstellt.

Robert Binet: Der Choreograph, der sich erstmals bei b.37 am 23.11. mit einer Arbeit vorstellt.

Foto: ja/Gert Weigelt

Er streicht durch seine Lockenpracht, fixiert konzentriert durch seine markante Designerbrille sein Gegenüber. Und kommt gleich zur Sache. 27 Jahre ist Robert Binet jung und wird in Tanzmetropolen Europas und der USA schon als hoffungsvoller Nachwuchs-Choreograph gehandelt. Geboren in Toronto, wo er heute noch lebt, hat er bereits für das landesweit größte National Ballet of Canada und das renommierte New York City Ballet gearbeitet. Abstrakte Tanzstücke im Stil der Neoklassik. Ein Genre, das man in Düsseldorf verbindet mit dem Noch-Chefchoreographen Martin Schläpfer, der den Kanadier bei einem Gast-Training in Toronto kennengelernt und eingeladen hat. So beginnt der Ballett-Dreiteiler „b.37“ – die erste Tanzpremiere der Saison – am Freitag mit „New World“. Einem Stück, das Binet für das Ballett am Rhein kreiert hat. Daneben stehen zwei weitere Uraufführungen auf dem Programm: „The way ever lasting“ der slowakischen Kreateurin Natalia Horcena und „Fantaisies“ nach der sechsten Symphonie von Bohuslav Martinu von Ballettdirektor Remus Sucheana.

Beim WZ-Gespräch nach einer Probe zeigt Robert Binet keine Sekunde die Unsicherheit eines Anfängers. Eher gelassen, schon fast routiniert im Umgang mit Medien gibt er sich, antwortet schnell und präzise. Kein Wunder, hat Binet doch bereits 2012, also mit Anfang 20, Schuberts „Schöne Müllerin“ mit dem Hamburger Bundesjugendballett von John Neumeier einstudiert und vorher kleine Stücke für Tänzer des Royal Ballet in London geschaffen. Mit neun begann er die Ausbildung zum Tänzer in der Talentschmiede der National Ballet School of Canada in seiner Heimatstadt. Die harte, klassische russische Schule habe er durchlaufen. Waganowa-Technik inklusive. Bereits mit elf Jahren machte er erste Gehversuche als Choreograph. „Das gehört in Kanada zur Ausbildung und ist anders als in den meisten Schulen in Europa“, erzählt er.

Traumberuf Tänzer? Nein, das wollte er nicht werden. Das habe er schnell gemerkt. „Auf der Bühne habe ich mich nie richtig wohlgefühlt.“ Außerdem hatte er mit 18 eine schwere Rückenverletzung. Er wolle „kreieren“ und bestimmen, wie Tänzer sich auf der Bühne bewegen sollen. Seine Mentorin und Förderin: Karen Kain, die einstige weltberühmte Primaballerina aus Toronto, die sogar von Pop-Art-Papst Andy Warhol porträtiert wurde. Als Robert mit sieben mit seiner Großmutter in Toronto eine „Dornröschen“-Vorstellung besuchte, muss Kain hinter ihm gesessen und seinen Lockenkopf gesehen haben. Und war überrascht, als sie ihn zwei Jahre später als Elève auf der Bühne wiederentdeckte.

Die großen Handlungsballette – wie „Schwanensee“ und „Nussknacker“ – seien für ihn genauso wichtig wie moderner Tanzausdruck. Schwer zu sagen, ob er schon zu einem eigenen, unverwechselbaren Vokabular gefunden hat. „Jedes Stück von mir muss anders sein“, lautet die Forderung, die er an sich stellt. Auch, als er 2017 für die moderne Kompanie „Ballet Moscow“ in Moskau Tolstojs „Die Kreutzersonate“ als Tanzdrama inszenierte. Abendfüllendes Handlungsballett wird vermutlich auch in Zukunft von ihm zu erwarten sein. Abstraktes und Handlungsballett – „beides ist schön“, meint er. Gesteht aber, dass er sich als Choreograph im modernen Format freier fühle.

In dem Werk von knapp 30 Minuten, „New World“, nach Kompositionen für Streichorchester und Klavier des New Yorkers Nico Muhly, geht es ihm um die Schaffung der Welt – dem Moment, in dem die Urelemente aufeinanderprallen. Aus der Sicht der verschiedenen Kulturen. Weniger der aggressive Kampf interessiert Binet dabei, sondern eher menschliche Tugenden wie Vertrauen.

Wie er sich zu seinen Schöpfungen inspirieren lässt? „Ich lese viel und habe ständig Bücher bei mir.“ Aber die Schrittfolgen und Bewegungen hat er nicht alle im Kopf, sie entstehen, wie bei jungen Choreographen üblich, zusammen mit Tänzern. Besonders, wenn in einer Kompanie wie dem Ballett am Rhein so außergewöhnliche Persönlichkeiten wie Yuko Kato vertreten sind. „Mit so einer Tänzerin durfte ich vorher noch nie arbeiten.“ Man darf gespannt sein, was Binet und den 18 Solisten (neun Frauen, neun Männern) zur „Neuen Welt“ eingefallen ist.

Termine: 23., 28. November, 1., 9., 12., 15. Dezember, 5. Januar. Tickets: Tel. 8925 211 und im Netz.

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