Kaum Düsseldorfer bei den Olympischen Spielen in Südkorea

Die DEG schickt keinen einzigen Eishockey-Spieler und nur ein Eistanz-Paar. Dafür ist aber die Chefin der Schiedsrichter aus Düsseldorf.

Kaum Düsseldorfer bei den Olympischen Spielen in Südkorea
Foto: dpa

Eine Überraschung war es nicht mehr, als Bundestrainer Marco Sturm im Januar seinen finalen Olympia-Kader bekannt gab. Torhüter Mathias Niederberger hatte zwar den Sprung ins vorläufige Aufgebot geschafft, am Ende wurde er aber gestrichen. So findet das Olympische Eishockey-Turnier ohne DEG-Spieler statt. Und auch sonst sind Sportler aus der Landeshauptstadt ein rares Gut bei den Winterspielen von Pyeongchang. Wenn nichts Außergewöhnliches mehr passiert, geht Olympia 2018 ohne Düsseldorfer Beteiligung über die Bühne. Das war mal deutlich anders (siehe Text oben).

Restchancen hat lediglich Shari Koch. Die 24 Jahre alte Eistänzerin der DEG wurde mit Christian Nüchtern bei den Deutschen Meisterschaften Dritte, folglich durften die beiden als eins von zwei Ersatzpaaren nach Südkorea fliegen. Ob sie dort auch starten dürfen, ist ungewiss.

Das will so gar nicht zur angeblichen „Sportstadt“ passen. Doch wenn es um den Wintersport geht, ist Düsseldorf ein kleiner Fisch. Das klingt logisch, wer keine Berge und selten Schnee hat, „bei dem ist die Anzahl der angebotenen Wintersportarten naturgemäß gering“, sagt Meinolf Grundmann, beim Stadtsportbund für den Leistungssport zuständig. Daran konnten weder der Langlauf-Weltcup am Rheinufer noch die Skihalle in Neuss etwas ändern. Es gibt in Düsseldorf gar einen Skiclub, aber der ist ein Breitensportverein, der Skireisen anbietet oder Leichtathletik-Events wie den Grafenberger Waldlauf organisiert.

Zwar ist zumindest der Eissport spätestens seit 1935, seit dem Bau des Eisstadions, in Düsseldorf verankert, aber dort werden nur ausgewählte Disziplinen leistungsmäßig betrieben. Eisschnelllauf und Shorttrack gibt es gar nicht, und obwohl der hiesige Curlingclub der älteste Deutschlands ist, wird an der Brehmstraße nur auf Hobbyniveau gespielt. „Der Leistungssport reduziert sich auf Eiskunstlauf und Eishockey, die einzigen Wintersportarten, in denen wir Leistungsstützpunkte haben“, weiß Grundmann.

Diese Stützpunkte werden bei der Förderung von Talenten immer wichtiger. Gerade Randsportarten zentralisieren, um das wenige Geld sinnvoller einsetzen und mit allen Topathleten gemeinsam trainieren zu können. In manchen Disziplinen geht das über Landesgrenzen hinweg.

Auch Shari Koch und Christian Nüchtern tanzen selten über Brehmstraßen-Eis. „Sie trainieren in Mailand“, weiß Ingrid-Charlotte Wolter. Die Dozentin der Heine-Uni hat nicht nur Weltmeisterschaften organisiert, sie ist auch Vorsitzende beim DEG Eiskunstlauf e.V., der seit Jahren ein eigenständiger Verein ist. Rund 270 Mitglieder hat er, darunter Talente wie den Nachwuchs-Vizemeister Thomas Junski. „Aber um es zu Olympia zu schaffen, muss sehr viel passen. Der Sport hat sich unfassbar entwickelt. Früher hat es rein mit Talent und Fleiß funktioniert, heute geht es um die Rahmenbedingungen: Neben dem Eistraining gibt es spezielles Athletiktraining, Balletttraining, Kurse für Ausdruck und Pantomime. Man braucht ein ganzes Trainerteam.“ Bei der DEG gibt es immerhin vier Profi-Trainer, die der Verein aber nicht fest beschäftigen kann, sie arbeiten auf Honorarbasis.

Ein weiteres Problem sind die fehlenden Eiszeiten. Selbst Michael Staade, der Vorsitzende beim DEG Eishockey e.V., gibt unumwunden zu, „dass die Kunstläufer zu wenig Eis haben“. Was neben den öffentlichen Laufzeiten auch an seinen vielen Jugendteams liegt. „Es wollen viele Gruppen gleichzeitig auf die Bahn zugreifen, und das Eishockey hat natürlich den Vorteil, dass es anders in der Öffentlichkeit steht, aber wir kommen sehr gut miteinander klar“, sagt Ingrid-Charlotte Wolter.

Die hat dieser Tage aber ohnehin andere Sorgen. Sie ist zur Oberschiedsrichterin der Olympischen Eistanzwettbewerbe ernannt worden und weilt deswegen in Südkorea. Es sind ihre dritten Spiele in der Jury, aber zum ersten Mal ist sie Chefin. Sie habe „großen Respekt vor der Verantwortung“, sagt sie. Aber das sei auch eine „Auszeichnung“. Für sie und die DEG. So hinterlässt Düsseldorf doch noch seine Spuren bei Olympia 2018.

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