Baustellenbetrüger in Benninghausen - Die schlampige Teerkolonne

Dem windigen Haustürgeschäft folgt eine dilettantische Ausführung. In Benninghausen bewahrte die Polizei Anwohner vor dem finanziellen Verlust.

Burscheid. Das Angebot klang plausibel und verlockend: Sie seien Arbeiter der Baustelle an der B 51 in Tente und könnten freitags Teer, der von den Bauarbeiten übriggeblieben sei, mitbringen, um die marode Einfahrt in Benninghausen zu sanieren. Das Material koste gar nichts, die Arbeit 20 Euro pro Quadratmeter.

Die Vereinbarung: Stück für Stück sollten die Schäden behoben werden — über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen. Nachdem sie auch den Schwiegersohn zurate gezogen hatte, willigte Susanne K. (75; Name geändert) schließlich ein. Warum, weiß sie rückblickend auch nicht mehr. Schließlich war die Seniorin immer überzeugt: „So etwas passiert mir nicht.“ Und mit ihrem Mann hatte sie erst unlängst über ähnliche Betrügerbanden gesprochen.

Zwei Stunden nach dem Okay rückte am Freitagnachmittag eine ganze Kolonne Arbeiter an und begann, die Einfahrt zu teeren. Innerhalb von zwei Stunden war die Hälfte der Fläche fertig. Der offensichtliche Geldeintreiber der Truppe verlangte plötzlich 4000 Euro von Susanne K. Angeblich seien 200 Quadratmeter fertiggestellt worden. „Wir hatten dagegen mit Gesamtkosten von etwa 2000 Euro gerechnet“, erzählt die Frau. Als sie sich weigerte und auf das fehlende Geld im Hause hinwies, wurde sie barsch aufgefordert, direkt zur Bank zu gehen.

Erst die Polizei konnte der Gaunerei ein Ende setzen. Durch einen Zeugen alarmiert, tauchten Beamte auf dem Grundstück auf und notierten die Personalien von neun britischen und polnischen Arbeitern zwischen zwölf und 57 Jahren. Der Geldeintreiber und ein weiterer Beteiligter konnten fliehen. Ein Mercedes, für den plötzlich niemand mehr verantwortlich sein wollte, wurde sichergestellt.

„Der Arbeiter, der am Morgen noch in sehr gutem Deutsch mit uns verhandelt hatte, tat dann gegenüber der Polizei plötzlich so, als würde er nur noch Bruchstücke verstehen“, blickt Susanne K. auf ihren ganz persönlichen Freitag, den 13., zurück. Beim Abgang rieten ihr die Polizeibeamten noch einmal dringend dazu, keinerlei Zahlungen für die offenkundig minderwertige Arbeit zu leisten.

Die Polizei hat Ermittungen wegen Betrugsverdacht aufgenommen. Sie warnt vor ähnlichen Angeboten und appelliert, sofort die 110 zu wählen. Eine Warnung, die in einem anderen Fall in Wermelskirchen zu spät kommt. Dort war die vermutlich gleiche Kolonne bei einem Anwohner erfolgreich gewesen.

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