Krankheit Anstieg von Masern-Fällen: Rufe nach Impfpflicht werden lauter

Genf/Düsseldorf · Auch in der Region gibt es immer wieder Masern-Ausbrüche. Dabei schwanken die Zahlen von Jahr zu Jahr. Eine Impfpflicht ist aber umstritten.

 Eine Frau wird in einer Arztpraxis von einer Arzthelferin geimpft.

Eine Frau wird in einer Arztpraxis von einer Arzthelferin geimpft.

Foto: dpa/Cortesía

Die Zahl der Masern-Fälle steigt weltweit dramatisch an. Nach vorläufigen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO haben sich die gemeldeten Zahlen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt – auf 229 000 Fälle. Die tatsächliche Zahl dürfte aber über der Zwei-Millionen-Grenze liegen, sagte Katherine O‘Brien, Direktorin der WHO-Impfabteilung. „Wir gehen davon aus, dass weltweit weniger als zehn Prozent aller Fälle gemeldet werden.“

In der WHO-Region Europa stiegen die gemeldeten Fälle 2018 im Vergleich zum Vorjahr auf knapp 83 000 – eine Verdreifachung im Vergleich zum Vorjahr. In den 53 Ländern der Europäischen Region starben 72 Menschen an der Krankheit.

Auch in Deutschland gibt es immer wieder Ausbrüche, die jährlichen Fallzahlen schwanken erheblich. So wurden in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2017 insgesamt 520 Fälle von Masern gemeldet, 2018 waren es bis Dezember etwas mehr als 210. Im laufenden Jahr wurden laut Landeszentrum Gesundheit in den ersten fünf Wochen des Jahres 52 Fälle gemeldet. Mit Schwerpunkten im Märkischen Kreis (31), Rhein-Sieg-Kreis (9) und im Oberbergischen Kreis (5).

NRW-Gesundheitsminister Laumann setzt auf Aufklärung

Vor dem Hintergrund der Warnungen durch die WHO vor den Folgen mangelnder Impfbereitschaft hat sich der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach für eine Impfpflicht ausgesprochen. Die bisherigen Kampagnen für eine freiwillige Impfung hätten sich als nicht hinreichend erwiesen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) begrüßt den Vorstoß.  Nur mit einer gesetzlichen Impfpflicht werde man das Ziel des Nationalen Aktionsplans erreichen, Masern bis 2020 in Deutschland dauerhaft auszurotten.

Zu der Frage, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu der Forderung nach einer Impfpflicht steht, mochte sein Ministerium auf Nachfrage keine Auskunft geben.  Verständnis für die Forderung äußerte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Er betont allerdings, dass es umstritten ist, ob eine Impfpflicht mit dem Grundgesetz vereinbar wäre. Bislang wäre eine Impflicht  wohl nur im Seuchenfall möglich. Laumann sagt aber auch: „Ich kann gerade im Fall der Masern diejenigen Stimmen sehr gut verstehen, die sagen: Wir brauchen eine Impfpflicht. Denn Masern sind keine Kinderkrankheit, sondern können sogar lebensgefährlich werden. Um sie auszurotten, braucht es laut Experten eine hohe Impfquote von mindestens 95 Prozent.“ Er wolle hier zuallererst auf Aufklärung setzen.

NRW stehe bei den Schuleingangsuntersuchungen im bundesweiten Vergleich an Platz drei bei den Impfquoten. Insbesondere junge, gesunde Erwachsene wiesen jedoch immer noch Impflücken auf. „Um sie anzusprechen, entwickelt mein Ministerium zurzeit einen Aktionsplan ‚Impfschutz NRW‘“, so Laumann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort